Cannabis ist eines der ungiftigsten Arznei- und Genussmittel. Es gibt bis heute keinen dokumentierten Fall, bei dem es durch den Konsum von Cannabis zum Tod kam. Wie bei allen Substanzen, die dem Körper zugeführt werden, kann aber bei hohen Dosen eine messbare Veränderung in den Vitalparametern des Körpers stattfinden. Das ist bei Kaffee und Zucker nicht anders.
Genauso kann auch Cannabis verschiedene Vitalparameter verändern. Diese Veränderungen können akut oder längerfristig sein. Als besonders aussagekräftig kann in diesem Zusammenhang das Blutbild sein. In diesem zeigen sich einige Unterschiede zwischen Nichtkonsumenten und Personen, die häufig Cannabis konsumieren. Der wahrscheinlich bekannteste Effekt von THC, ist seine senkende Wirkung auf den Blutzuckerspiegel, was unter anderem die typische appetitanregende Wirkung von Cannabis fördert. Doch auch weitere Blutparameter können dadurch verändert werden.
Erhöhte Leukozytenzahl
Mehrere Studien kamen unabhängig voneinander zu dem Ergebnis, dass bei starkem Cannabiskonsum die Anzahl der Leukozyten, also der weißen Blutkörperchen, erhöht ist. Eine marokkanische Studie aus dem Jahr 2021 stellte fest, dass in Blutproben von freiwilligen Kandidaten, die angaben, mindestens 15 Joints pro Tag zu rauchen, die Leukozytenzahl um 20 bis 25 Prozent erhöht war. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam auch eine Studie der Michigan State University im Jahr 2019. Diese stellte die erste messbare Erhöhung in der Leukozytenzahl jedoch bereits ab einer Menge von mehr als 7 Joints im Monat fest. Allerdings ist dieser Effekt nur temporär.
Bei Personen, die angaben, früher regelmäßig Cannabis konsumiert zu haben, konnte keine Veränderung in der Leukozytenzahl festgestellt werden. Diese wiesen die gleichen Werte auf, wie Studienteilnehmer, die angegeben hatten, noch nie Cannabis konsumiert zu haben. Wichtig zu verstehen ist auch, dass in diesen Studien nicht differenziert wurde, ob Cannabis pur oder mit Tabak vermischt geraucht wurde. Jedoch wurden die von Tabak bekannten Erhöhungen der Leukozytenzahl bereits berücksichtigt, bzw. es zeigte sich ein stärkerer Anstieg als dies bei Tabakrauchern allein der Fall gewesen wäre. Geringfügige Veränderungen wurden bei starkem Cannabiskonsum auch in der Anzahl der Neutrophilen festgestellt.
Dabei handelt es sich um eine spezielle Unterart der weißen Blutkörperchen, die für die Immunabwehr zuständig sind und zum sogenannten angeborenen Immunsystem gezählt werden. Forscher vermuten, dass diese erhöhten Werte durch die immunmodulierende Wirkung von Cannabis zustande kommt. In erster Linie über die Wirkung auf den CB2-Rezeptor bedingt, kann Cannabis eine Vielzahl immunologischer Prozesse beeinflussen, wodurch es zu einer temporären, aber signifikanten Erhöhung der Leukozyten bzw. der Neutrophilen kommt.
Abnahme der Blutblättchen
Ein weiterer Blutparameter, der durch starken chronischen Cannabiskonsum verändert werden kann, sind die Thrombozytenwerte. Das bedeutet die Anzahl der Blutblättchen. Starker Cannabiskonsum kann die Anzahl der Blutblättchen verringern und somit die Gerinnungsfähigkeit des Blutes reduzieren. Auf den Thrombozyten befinden sich sowohl CB1- als auch CB2-Rezeptoren, weshalb hier Cannabis einen unmittelbaren Einfluss hat. Nicht nur die Anzahl der Blutblättchen scheint abzunehmen, auch deren Funktion, also deren Gerinnungsvermögen ist vorübergehend eingeschränkt.
Dieser Effekt konnte auch bei einer oralen Einnahme von THC festgestellt werden. Auf diese Weise lassen sich Unschärfen, die sich durch das Rauchen in Verbindung mit Tabak ergeben könnten, ausschließen. Eine verminderte Gerinnungsfähigkeit des Blutes kann für Patienten relevant sein, die eine Operation benötigen. Hier kann das Risiko für schwierig zu stillende Blutungen erhöht sein, ähnlich wie dies auch bei der Einnahme von Aspirin der Fall ist.
Auswirkungen auf die roten Blutkörperchen
Der Konsum von hohen Dosen THC, kann vorübergehend zu einer Anschwellung der roten Blutkörperchen führen. Es gibt eine US-Studie aus dem Jahr 2022, welche diese These untermauert. Forscher gehen davon aus, dass durch diese vorübergehende Vergrößerung der roten Blutkörperchen das Thromboserisiko erhöht sein könnte. Die Ursache für diese Anschwellung liegt laut den Forschern am sogenannten TRPV-Kanal. Dies ist ein Kanal in Zellen, der für den Austausch verschiedener Botenstoffe zuständig ist. Auch rote Blutkörperchen haben einen TRPV-Kanal und THC scheint diesen direkt zu beeinflussen.
Chronischer oder hoch dosierter Konsum kann zu einer vermehrten Aufnahme von Wasser über diesen Kanal führen, wodurch es zu einer vorübergehenden Anschwellung der roten Blutkörperchen kommt. Der genaue Zusammenhang zwischen THC und einem vorübergehenden Thromboserisiko ist bis heute nicht restlos verstanden, da neben der Anschwellung der roten Blutkörperchen gleichzeitig die Gerinnungsfähigkeit abnimmt.