Seitdem in Deutschland immer mehr Menschen die Option erhalten, Cannabis zu medizinischen Zwecken einzusetzen, müssen sich auch die gesetzlichen Krankenkassen mit der Thematik beschäftigen. Diese sind unter Umständen schließlich die Einrichtungen, welche für die Kosten des natürlichen Arzneimittels aufkommen und ihre Mitglieder somit rein theoretisch damit versorgen.
Die Barmer Krankenkasse hat daher fünf Jahre nach dem Inkrafttreten des Cannabis-als-Medizin-Gesetzes jetzt einen längeren Beitrag auf ihrer Internetpräsenz veröffentlicht, der sich mit den möglichen Folgen des medizinischen Einsatzes von Cannabis beschäftigt. In dem Artikel „Cannabis – wie man abhängig wird und wie der Entzug funktioniert“, versuchen die Autoren der Barmer Internetredaktion zu beschreiben, welche Zeichen auf eine Sucht hindeuten und was Patienten gegen diese mögliche Folge des verschriebenen Konsums anstellen können.
Gefahrenpotenzial der Suchtentwicklung
Gleich zu Beginn des Artikels weisen die Autoren darauf hin, dass mehrere Faktoren vorhanden sein müssen, bevor man in eine Abhängigkeit von Cannabis geraten könne. Dazu wären die Entzugssymptome im Vergleich zu anderen Drogen relativ gering, sodass eine Abgewöhnung in den eigenen vier Wänden häufig schon gelingen könnte. Auch das Abhängigkeitspotenzial des als Arzneimittel genutzten Pflanzenmaterials oder dessen Extrakte wird insgesamt nicht sonderlich hoch eingestuft. Sollte dennoch eine gewisse Sucht aufseiten von Patienten verspürt werden, wäre eine Beratung bei Sucht- und Drogenberatungsstellen aber empfohlen.
Nur zwei bis neun Prozent von regelmäßig Konsumierenden würden je nach Forschungslage in eine Abhängigkeit geraten, wobei sich diese in erster Linie dadurch auszeichne, dass ein Wunsch nach mehr Einsatz des auch als Rauschmittel verstandenen Naturheilstoffes bestünde. Je früher mit dem Gebrauch begonnen würde, desto eher könnte sich eine Sucht entwickeln. Bei täglich kiffenden Menschen bestünde eine solche Gefahr bei zwischen 25 und 50 Prozent. Wichtig wäre, aus welchen Gründen man zum Cannabis greifen würde. Bei Cannabispatienten gäbe es die Hinweise darauf, dass jeder sechste ein derartiges Problem entwickeln könne, wobei sich die Abhängigkeit stets nur in sehr milder Form zeige. Dies sei bei einer Untersuchung mit 186 Patienten und Patientinnen herausgefunden worden.
Entzugssymptome weniger schwer
Da sich die Wirkstoffe von Cannabis im Körperfettgewebe während der Konsumdauer anreichern und anschließend erst nach und nach freigesetzt werden, könne dies als Vorteil bei einem möglichen Entzug angesehen werden. Die Phase nach dem Absetzen der natürlichen Medizin verlaufe aus diesem Grund aus dem genannten Grund schließlich relativ weich. Entzugssymptome seien dennoch nicht von der Hand zu weisen, die jedoch schon nach etwa sieben bis maximal 14 Tagen wieder aufhören sollen. Mit dem Auftreten sei nach 24 bis 48 Stunden nach dem letzten Konsum zu rechnen.
Laut Barmer zählen zu den nennenswerten Symptomen unter anderem Schlafprobleme, Unruhe und Nervosität, ein verminderter Appetit, eine gesteigerte Aggressivität, möglicherweise Depressionen, Angstzustände, Muskelzittern, Schwitzen, eine erhöhte Temperatur und Schüttelfrost. Auch Magen-Darm-Beschwerden, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen sowie Kopfschmerzen und Sehstörungen werden genannt. Allesamt stellen die genannten Symptome jedoch keine gesundheitlichen Bedrohungen dar, sodass nur erwähnt werden kann, dass es in erster Linie eine Schwierigkeit für Aussteiger darstelle, dem eigenen Verlangen nach einem weiteren Konsum zu widerstehen.
Das Absetzen von Cannabis als Medizin müsse aber in jedem Fall in Absprache mit dem behandelnden Mediziner und unter dessen Kontrolle sowie vollkommen individuell geschehen, da stets die zu behandelnde Krankheit, die möglichen alternativen Therapiemöglichkeiten sowie der Wunsch der Patienten im Fokus stehen sollten. Schließlich zeigten Untersuchungen, dass die Abhängigkeitsschwere im Rahmen einer Therapie doch meist sehr gering wäre.