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Unser Endocannabinoid-System besteht aus Rezeptoren, die in unserem Körper verteilt sind. Bestimmte Stoffe wie Cannabinoide docken an Rezeptoren an und der Wirkstoff entfaltet seine Wirkung – ob aus körpereigener Produktion oder von außen zugeführt. Man unterscheidet zwischen zwei Arten von Rezeptoren: Manche sind Agonisten, manche Antagonisten. Was das bedeutet, könnt ihr hier nachlesen.
Zwei Cannabinoid-Rezeptoren und ihre Ago-/Antagonisten
Erkenntnissen aus der Forschung zufolge haben wir zwei Cannabinoid-Rezeptoren, nämlich CB1 und CB2, in unserem körpereigenen Endocannabinoid-System. CB1-Rezeptoren finden sich hauptsächlich in unserem neuronalen System, also in den Nervenzellen, und sind mitunter häufig im Hirn vertreten. Der CB2-Rezeptor hingegen kommt häufig in Zellen unseres Immunsystems, wie auch in Osteoblasten und Osteoklasten vor, also Zellen, die am Auf- und Abbau unserer Knochen beteiligt sind. Man vermutet ferner, dass es noch weitere Rezeptoren für Cannabinoide in unserem Körper gibt.
Dazu ein wenig Hintergrundwissen: Die beiden bisher entdeckten Rezeptoren CB1 und CB2 sind sogenannte „G-Protein-gekoppelte Rezeptoren“. Das bedeutet, dass Signale, die von den Rezeptoren ausgehen, mithilfe von GTP-bindenden Proteinen übermittelt werden. Diesen Vorgang nennt man auch Reizweiterleitung.
Agonist – oder auch: „der Handelnde“
Ein Agonist zeichnet sich dadurch aus, dass er eine aktive Wirkungsweise hat. Das heißt genauer, dass er die Signalweiterleitung in der Zelle aktiviert. Wie stark und lang anhaltend diese Aktivierung ist, hängt von den Eigenschaften des Agonisten, des Körperareals des Rezeptors, der Anzahl an Rezeptoren, von Konkurrenten um den Platz auf dem Rezeptor und von der Tatsache ab, ob eine Substanz Voll- oder Partialagonist ist.
Partialagonisten und Vollagonisten
Partialagonisten besetzen den jeweiligen Rezeptor zwar, lösen aber nur eine schwache oder gar keine Wirkung aus – der reine Agonist hingegen induziert eine starke Signaltransduktion. Man sollte außerdem wissen, dass jeder Botenstoff sowohl Voll- als auch Partialagonist ist, denn welche Wirkung ein Botenstoff auslöst, ist immer von der jeweiligen Art des Rezeptors abhängig. Des Weiteren sind Partialagonisten dazu in der Lage, Vollagonisten von ihrem Platz auf einem Rezeptor zu verdrängen und somit als Antagonist zu wirken, was uns zum nächsten Punkt bringt. Man kann praktisch jedes merklich wirksame Cannabinoid als Agonisten einstufen, da die Reizweiterleitung durch eben jenes Cannabinoid in Gang gesetzt wird. Partialagonisten sind unter den (natürlichen) Cannabinoiden nicht besonders weitverbreitet.
Antagonist – „der Hemmende“
Kurz gesagt sind Antagonisten nur Botenstoffe, die zwar einen Rezeptor besetzen, aber keine, den Cannabinoiden gegensätzliche, Wirkung erzeugen. Auch hier können diese Stoffe von außen zugeführt oder vom Körper selbst produziert worden sein. Cannabinoid-Rezeptor Antagonisten wirken zum Beispiel appetithemmend oder lipidsenkend. Medikamente bauen auf der antagonistischen Basis auf, um unter anderem Kopfschmerzen zu lindern. Und auch unter den Antagonisten unterscheidet man wieder zwei Arten. Zunächst gibt es den kompetitiven Antagonisten. Das ist in der Pharmakologie eine Substanz, die einen bestimmten Rezeptor irreversibel hemmt, ohne selbst eine Wirkung zu haben. Dieser kann von einem Agonisten wieder verdrängt werden.
Fazit: Vollagonisten, Partialagonisten und Antagonisten im Endocannabinoid-System
Abschließend lässt sich Folgendes sagen: Alle natürlichen Cannabinoide können Agonisten der Rezeptoren CB1 und CB2 sein. Ob ein Stoff allgemein als Agonist oder Antagonist wirkt, hängt davon ab, welchen Rezeptor des Endocannabinoid-Systems man betrachtet.
Wie sieht diese Wechselwirkung in der Praxis aus?
Ein typisches Beispiel für einen Agonisten des CB1-Rezeptors ist THC. Das Cannabionoid ist für die psychoaktive Wirkung von Cannabis verantwortlich.
Gegenbeispiel ist ein Mittel namens Rimonabant, das als Medikament gegen Fettleibigkeit entwickelt wurde und appetithemmend ist. Nebenwirkungen sind Übelkeit, Muskelkrämpfe und Angstzustände. Cannabis bewirkt in den meisten Fällen genau das Gegenteil. Die Wirkung von Rimonabant lässt sich damit begründen, dass der Wirkstoff CB1-Rezeptoren blockiert und deshalb weniger Dopamin ausgeschüttet wird – was wiederum unseren Hunger und Appetit reguliert.