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In Brasilien gibt es Cannabis auf Rezept für Tiere ab sofort direkt in der veterinärmedizinischen Praxis. Tierärzte dürfen Präparate auf Hanfbasis verschreiben, wenn entsprechend extrahierte Wirkstoffe mit einer registrierten Zulassung als Arzneimittel drinstecken. Zuständig für die Prüfung und neue Regeln ist das Landwirtschaftsministerium, wo man sich angesichts der spannenden Forschung über Cannabinoide mehr Optionen primär für die Behandlung von Nutztieren erhofft.
Hanfpräparate für das Tierwohl und einen produktiven Agrarsektor
Gesundes Vieh von Geflügel bis Rinder und Schweine ist für brasilianische Bauern ein Muss, schließlich erwirtschaftet das Land am Zuckerhut einen großen Anteil vom Bruttosozialprodukt mit Gütern von Feld und Weide. Cannabis per Rezept als Heilmittel an Tiere zu füttern und gezielt therapeutisch zu verabreichen, ist zwischen Rio de Janeiro und Manaus schon eine ganze Weile recht verbreitet – bisher jedoch ohne offizielle Erlaubnis durch Behörden.
Die Gesundheitsaufsicht wurde tätig, gab eine entsprechende Verordnung für Cannabinoide raus und auf dieser Grundlage kann nun auch das Ministerium für Landwirtschaft und Viehzucht Tierärzte mit besserer Aufklärung zum Thema Hanf versorgen. Vierbeiner oder eben das liebe Federvieh leiden bekanntlich an ganz ähnlichen Beschwerden wie wir Menschen, und weil Tiere ebenfalls über ein körpereigenes Endocannabinoidsystem verfügen, bietet sich der medizinische Einsatz von Hanfprodukten an.
Cannabis auf Rezept für Tiere könnte viele Erkrankungen mindestens lindern
Eine ziemlich umfangreiche Palette hochwirksamer Inhaltsstoffe hat die Hanfpflanze am Start, und laut aktueller Forschungslage bringen ein paar Vertreter dieser Cannabinoide auch bei Tieren gesundheitliche Vorteile. Kühe, Schweine, Hühner – dank Endocannabinoidsystem wird das Wohlbefinden der Nutztiere durch Cannabis passgenau angekurbelt.
Im Gegensatz etwa zur chemischen Keule dockt ein Wirkstoff wie das rauschfreie Cannabidiol (CBD) direkt an Rezeptoren im Körper an, und das Risiko von potenziell gefährlichen Nebenwirkungen bleibt überschaubar. Ähnliches gilt für Cannabigerol (CBG). Hanf steht eben nicht zufällig seit Jahrtausenden auf dem Speisezettel vieler Säugetiere, sondern weil pflanzliche Substanzen und Organismus beim Konsum auf faszinierende Weise angenehm interagieren.
Untersuchungen zeigen eine Linderung von Schmerzen, Entzündungen und Stress, wobei verabreichtes Cannabis auf Rezept für Tiere keine höheren Anteile THC enthält. Auf dessen beim Menschen so geschätzte therapeutische Eigenschaften muss die Kreatur wegen fehlender Bindungen im Gehirn verzichten. Ein typischer Marihuana-Rausch lässt jeden Schafskopf durchdrehen und auch in Brasilien geht es bei den neuen Vorschriften natürlich nicht um irgendwie „bekiffte“ Viecher im Stall.
Behörden kontrollieren die Qualität und Wirksamkeit der Cannabinoide
Damit sicheres Füttern garantiert ist, dürfen Veterinäre nur Cannabisprodukte aus der Apotheke verordnen. Für die gibt es eine Genehmigung als offizielles Arzneimittel, der Inhalt vom Hanf wird streng geprüft und über eine Kennnummer kann der Tierarzt auf genau die Cannabinoide zugreifen, die bei medizinischer Verwendung aussichtsreich erscheinen. Manche Präparate dürften sich kaum von Therapeutika für menschliche Patienten unterscheiden, doch mittlerweile gibt es auch immer mehr Hanfprodukte, deren Aufbereitung sich ausschließlich an tierischen Bedürfnissen orientiert.
Kommt in Brasilien bald die vollständige Cannabis-Legalisierung für Menschen wie Tiere?
Beim Thema Cannabis haben Tiere in Brasilien nun ähnliche Rechte wie humanoide Zweibeiner. Für Menschen sind bis zu 40 Gramm Haschisch und Marihuana für den Eigenbedarf erlaubt. Entschieden wurde das per Gerichtsurteil im Jahr 2024 durch den Supreme Court. Bei Eigenanbau greift die Polizei genauso selten ein wie beim Joint an der Copacabana. Cannabis im Laden kaufen, ohne Lizenz importieren oder auf großer Fläche vom abgeholzten Regenwald züchten bleibt weiter verboten.
Veterinärmediziner können nicht einfach in einem der deutschen Cannabis Social Clubs vorbeischauen und heimlich Gras mit nach Hause bringen, das dann im Rachen vom Nutzvieh landet. Trotzdem bewegt sich was in Südamerika und vielleicht handelt es sich ja um eine Art gesamtgesellschaftlichen Tierversuch, dessen positive Erfahrungen eines Tages zur Begründung einer allgemeinen Hanf-Legalisierung für alle Bewohner des Landes herangezogen werden?
Bei der brasilianischen Gesundheitsaufsicht sammelt man schon seit dem Jahr 2019 fleißig Daten über Hanfsorten und einzelne Cannabinoide, lässt umfangreich forschen und klassifiziert beim medizinisch relevanten Cannabis ein stetig wachsendes Sortiment. Auch in den USA haben einige Bundesstaaten zunächst Daten von Hanfpatienten analysiert und dann die generelle Freigabe als Genussmittel durchgeführt – wird die erleichterte Zulassung der Cannabis-Rezepte für Tiere in Brasilien eine bürokratische Vorlage zu legalem THC für alle?