Sprichwörtlich hundeelend fühlte sich jüngst ein Hund nach dem Besuch in einem Tiergeschäft mit angeschlossenem Spa, das neben den üblichen Leckereien auch Hanfprodukte mit THC führt. Hatte der urplötzlich verwirrte, stark angeschlagene Vierbeiner heimlich Cannabis gefressen, wie das umgehend von der geschockten Besitzerin lautstark behauptet wurde und winkt der Dame samt Hund vielleicht eine der in Amerika sehr üppigen Entschädigungszahlungen?
Nein, haben Veterinäre rasch klargestellt und Shop wie Spa entlastet. In Deutschland warten nach der Legalisierung ebenso keine Risiken durch Hanf im Sortiment vom seriös geführten Wellness-Studio und Tierladen, wo es allerdings auch einige hilfreiche Cannabinoide für Tiere zu kaufen gibt.
Schönheitskuren für Hunde: Kämmen, Kraulen, Cannabis?
Vier Stunden lang wurde das Tier im betreffenden Geschäft in Pennsylvania verwöhnt. Obwohl der Besuch im Hunde-Spa ähnlich angenehm müde machen dürfte wie uns Menschen eine entspannte Wellness-Auszeit, gehören starke Lethargie hin zu ständigem Umfallen und Einschlafen sicher nicht zu den typischen Effekten solcher Behandlungen. Normalerweise sehr lebhaft konnte sich „Teddy“ kaum auf den Beinen halten, als ihn die Besitzerin abholte – ein klarer Hinweis auf Cannabis?
Frauchen kombinierte umgehend THC Produkt, Rausch und Hund und die Sache schlug medial hohe Wellen, dass sich schließlich selbst Tierschutzorganisationen einmischten. Sicher mag es zumal in den liberalen USA auch für animalisches Vergnügen Beauty-Kuren mit Cannabis geben, doch da geht es ausschließlich um schonende, wissenschaftlich robust untersuchte Inhaltsstoffe wie Cannabidiol (CBD) und eine garantiert rauschfreie, körperlich wohltuende Wirkung.
Laut Forschung helfen entsprechende Hanfsorten gegen Schmerzen, Angst, Entzündungen und können Hunden auch besseren Schlaf schenken und weniger Stress. Narkotisierend wirkt CBD aber auf keinen Fall. Lagen also für Menschen gedachte, hoch dosierte THC Kekse herum, die Teddy unbemerkt verspeiste und wäre dem Tierladen gegebenenfalls Fahrlässigkeit oder gar eine vorsätzliche Misshandlung zu unterstellen?
Beim Urintest fanden sich keine Hanfwirkstoffe im Hundekörper
Der schließlich konsultierte Veterinär blieb gelassen und klärte Frauchen sachlich auf, entnahm eine Urinprobe des Hundes und schickte diese ins Labor zum Test auf möglicherweise enthaltene Cannabinoide. Psychoaktive Wirkstoffe, wie in Haschisch und Marihuana zu finden, sind für Haustiere, Nutzvieh und höchstwahrscheinlich praktisch alles Getier der Erde ungeeignet, weil diesen Kreaturen schlicht einige Windungen im Gehirn fehlen.
Obwohl schon Dinosaurier über ein praktisch baugleiches Endocannabinoid-System verfügten wie wir Säugetiere, kann nur Homo sapiens einen THC-Rausch tatsächlich einordnen, genießen und therapeutisch verwenden. Hunde, Katzen, Nager in der Bude und Pferde oder Kühe im Stall hingegen drehen bei Cannabis mit Rauschanteil durch und per se ist auch ein Effekt wie beim betreffenden Hund Teddy möglich. Für schwere motorische Störungen und stärkste Müdigkeit bräuchte es aber schon eine Menge Space Cookies mit einem besonders kräftigen THC-Gehalt.
Ein Happen zwischendurch wird kein Tier komplett ausknocken. Die nötige hohe Dosis wäre vielleicht denkbar, weil jene in Deutschland noch nicht erlaubten Cannabis Lebensmittel bei Uncle Sam häufig mit Werten um die 90 % Wirkstoff aufwarten, doch bei der Laboruntersuchung ließ sich so kein Hanf im Hund finden. Ungenaue Drogentests gibt’s in der Veterinärmedizin, allerdings leiden die Kreaturen darunter nicht so massiv wie arglose Zweibeiner.
Es ist absurd, aber gerade weil jene hinterlistigen Methoden zur THC Nachweisbarkeit bei einer Verkehrskontrolle kaum verlässlich sind, werden wir zur weiteren Überprüfung per Bluttest gezwungen. Was uns nach Ansicht vom Gesetzgeber hoffentlich selbst belasten soll, juristisch wie finanziell und trotz Legalisierung gerne mit maximaler Schikane verbunden bleibt. Blut abzapfen und teuer prüfen war beim Hund in den USA nicht nötig, da auch die Überwachungsvideos vom Shop keine Anhaltspunkte für Fehlverhalten durch die Mitarbeiter offenbarten.
CBD und Co: Tiere profitieren therapeutisch nur durch bestimmte Cannabinoide
Studien zu Angststörungen bei Kötern zeigen eine hohe Wirksamkeit und gute Verträglichkeit von Cannabis in entsprechend tiergerechter Aufbereitung. Bei einer solchen Analyse mit 20 außergewöhnlich gestressten Tieren, alle krankhaft furchtsam und ständig am Jaulen, beruhigten sich die hündischen Probanden nach der Gabe von CBD schnell und das ohne Nebenwirkungen. Veterinäre halten den Hanfwirkstoff ohne Rausch für wenig riskant und empfehlen schon mal ein paar Tropfen CBD-Öl im Hundefutter.
THC verbietet sich für Kind und Katze beziehungsweise Hund immer, aber zumindest das Tier kann noch von weiteren Inhalten im Marihuana profitieren. Neben dem bereits sehr gut untersuchten CBD gelten Cannabinoide wie CBC und CBG als aussichtsreich, die wirken ebenfalls ohne psychoaktive Effekte und werden seit wenigen Jahren intensiv erforscht. Hanfpflanzen wehren sich auf ihre ganz spezielle Art gegen Fressfeinde aller Art, doch eine tödliche Vergiftung droht wirklich nur in extremen Fällen an der Grenze zum bloßen Gedankenexperiment.
Teddy hat sich wieder komplett erholt, der Hunde Spa darf weiterarbeiten, Gras ließ sich keins finden – was diesen Hund nun konkret zu Boden streckte, bleibt ein Mysterium. Besitzer jedenfalls sollten in einer ähnlichen Situation lieber direkt den Tierarzt aufsuchen, als erst mal stundenlang im Internet zu recherchieren, wie jenes dadurch garantiert noch mal extra besorgte Frauchen in Amerika.