Wie wir Menschen verfügen auch viele Tiere über das Endocannabinoid-System und einige Kreaturen sind laut einer aktuellen Studie offenbar in der Lage, Hanfpflanzen zur Stimulierung wichtiger Prozesse im Leib zu nutzen. So wurde jüngst ein Orang-Utan beobachtet, der aus Heilpflanzen zerkauten Brei auf offene Wunden schmierte.
Auch Cannabis steckte wohl in dieser Paste und weil es sich um ein wildes Tier handelt, ist die Forschung entsprechend aufgeregt. Können Menschenaffen ähnlich wie Homo sapiens Wirkstoffe im Marihuana memorieren und sozusagen therapeutisch einsetzen oder war die Selbstmedikation eher ein Zufall?
Affe behandelt Wunde an der Wange mit Heilkräutern
Zunächst ein Blick auf die empirischen Daten. Besagtes Tier mit Namen „Rakus“ lebt auf der indonesischen Insel Sumatra im Gunung-Leuser-Nationalpark und wird dort wie viele seiner Artgenossen seit Jahren durch Wissenschaftler behutsam begleitet. Kein Zoo also, kein Tierpark voller gezähmter und entsprechend angepasster Affen, sondern Wildnis pur! Hanf wächst fast überall auf der Welt und Rakus brauchte für seine Heilpaste nicht lange im Dschungel zu suchen.
Das Tier verletzte sich eines Tages schwer und bekam ein klaffendes Loch an der Wange, was in der Natur bei entsprechender Entzündung entweder den sicheren Tod bedeutet oder durch robuste Abwehrkraft irgendwann abheilt. Zerkaut hat das Tier neben Hanf vor allem Lianen der Gattung Fibraurea tinctoria, die Paste auf seine kaputte Backe geschmiert und das Ganze auch noch sorgfältig mit Blättern abgedeckt – ähnlich, wie wir Menschen Wunden zunächst säubern, Salbe auftragen und verbinden.
Nach wenigen Tagen schloss sich das Loch im Gesicht, ohne dass es zu einer Infektion kam. Medizinische Pasten sind in Indonesien per se nichts Besonderes, allerdings für federlose Zweibeiner und bis dato noch nie bei wilden Tieren im Einsatz zu sehen. Auch in Afrika suhlen sich Affen gerne mal in Blättern und Zweigen von bekannten Heilpflanzen und die Forscher vermuten gemeinsame Vorfahren, denen die Behandlung von Wunden durch Kräfte von Mutter Natur vielleicht schon bekannt gewesen ist.
Schlaue Orang-Utans tricksen, sprechen, kalkulieren – auch mit Hanfpflanzen?
Unter den Affen sind die großen orangefarbenen Tiere besonders klug, übertreffen in puncto Intelligenz mühelos Bonobos wie Gorillas und sogar Schimpansen. Verhaltensforscher beschreiben, wie der Orang-Utan mehrere Aufgaben gleichzeitig lösen kann, Kosten und Nutzen bestimmter Erfahrungen abwägen und jederzeit problemlos in die Trickkiste greifen, um Artgenossen zu täuschen.
Klar geht es dabei meistens um mehr Futter, aber sich dafür aufwendig verstellen und im Stil der Gebärdensprache außerdem bis zu 40 Handzeichen lernen zu können, ist im Tierreich wirklich eine Besonderheit. Mehrere Arten von Affen fressen Blätter von verschiedener Botanik, deren Bitterstoffe gegen Parasiten im Magen wirken. Bei Verletzungen kriechen die Tiere auf der Suche nach Heilpflanzen schon mal kilometerweit durch die Gegend!
Zwar gibt es derzeit noch keine expliziten Studien zu Orang-Utans und Cannabis und die Wissenschaft weiß längst nicht genau, ob es sich bei der Behandlung von Wunden eher um bloßen Instinkt handelt oder um Absicht und erlernte Erfahrungen. Das Fachgebiet der „Zoopharmakognosie“ schaut seit Jahren genauer hin und weil Hanf nachweislich stimuliert, aktiviert und anschiebt, dürfte das Gewächs nun öfter bei Untersuchungen eine Rolle spielen.
Warum Cannabis Fressfeinde anlockt …
… ist im Moment weiterhin ein großes Rätsel der Botanik. Die allermeisten Pflanzen entscheiden sich eher für Gift, extrem bitteren Geschmack oder setzen auf Dornen, damit sie nicht ständig im Bauch hungriger Tiere landen. Hanf jedoch interagiert mit dem Organismus und dürfte auch beim Menschen wohl zum Klassiker der Medizingeschichte taugen, wenn bei Einnahme mehr Schaden als Nutzen die Folge wäre. Unser Körper wie auch jener der Menschenaffen bietet für Cannabiswirkstoffe passgenaue Rezeptoren.
Bei Einnahme kann die Interaktion zwischen Pflanze und Kreatur beim Heilen, Schlafen und Entspannen viel Gutes tun. Dabei sind Orang-Utans respektive Affen keineswegs die einzigen Tiere mit einem gewissen Verständnis von Hanf. So macht sich nämlich nicht nur die bei Weed-Growern gefürchtete Blattlaus genussvoll über reifendes Marihuana her. Auch Maulwurf, Fuchs und Hirsch sind als wilde Tiere genauso von Hanfsamen und sonstiger Biomasse aus dem Cannabis begeistert wie teilweise domestizierte Arten wie Hunde oder Mäuse.
Ameisen verzehren Pflanzenreste gegen bestimmte Infektionen durch Pilze. Selbst Dinosaurier hatten schon ein Endocannabinoid-System, das die Evolution offensichtlich für äußerst sinnvoll hält und seit Millionen von Jahren eine Verbreitung fördert, statt blockiert. Leider kann selbst der schlaue Rakus auf Sumatra seine Erfahrungen nicht aufschreiben und für ein besseres Verständnis machen sich die Tierforscher nun mit Hochdruck an weitere Studien, die garantiert auch uns Menschen über das spannende Zusammenspiel aus Hanf und Organismus wertvolle Einsichten liefern werden.