Phytocannabinoide sind Cannabinoide, die von Pflanzen gebildet werden. Hauptsächlich kommen diese Wirkstoffe in Cannabispflanzen vor. Es gibt aber auch Hinweise darauf, dass Phytocannabinoide auch von anderen Pflanzen gebildet werden. Genau wie körpereigene Endocannabinoide aktivieren sie unsere Cannabinoidrezeptoren.
Die Pflanzengattung Cannabis Sativa enthält über 100 Phytocannabinoide, die zur Gruppe der sogenannten Terpephenole gehören. Zu den bekanntesten Phytocannabinoiden zählen THC und CBD. Diese Stoffgruppe wurde bisher in keiner anderen Pflanze entdeckt. Phytocannabinoide aktivieren die CB1- und CB2-Rezeptoren des Endocannabinoid-Systems und erzeugen dadurch ihre charakteristische Wirkung.
Die Wirkstoffe sind Agonisten (das bedeutet, dass durch die Besetzung eines Rezeptors ein Vorgang aktiviert wird) oder Antagonisten (durch die Aktivierung wird ein Zellvorgang gehemmt) der CB1- bzw CB2-Rezeptoren. Phytocannabinoide besitzen ein hohes Potenzial für den Einsatz als Medizin.
Das Gegenstück dazu sind endogene Cannabinoide. Sie werden von unserem Körper selbst produziert und sind an Stoffwechselvorgängen und anderen wichtigen Aufgaben beteiligt. Zu den beiden wichtigsten Endocannabinoiden zählen Anandamid, 2-Arachidonylglycerin (2-AG).
Unser endogenes Cannabinoidsystem besteht aus unzähligen Rezeptoren, die über unseren gesamten Körper verteilt sind. CB1-Rezeptoren befinden sich hauptsächlich im Gehirn, während im Immunsystem und zentralen Nervensystem meistens CB2-Rezeptoren vorhanden sind. Man nimmt an, dass unser Endocannabinoid-System für die Aufrechterhaltung des Gleichgewichts im Körper verantwortlich ist und eine wichtige Rolle für unser Wohlbefinden spielt.
Die wichtigsten Phytocannabinoide
Tetrahydrocannabidiol (THC)
THC ist vermutlich das bekannteste Phytocannabinoid und sorgt für die psychoaktive Wirkung beim Konsum von Cannabis. Genau diese Eigenschaft ist auch der Grund dafür, warum Cannabis in vielen Teilen der Erde als illegal eingestuft wird. Es kann Stimmung und Appetit beeinflussen und ist für seine entzündungshemmende Wirkung bekannt.
Cannabidiol (CBD)
Mittlerweile mindestens genauso bekannt ist CBD. Cannabidiol wird vor allem wegen der therapeutischen Eigenschaften geschätzt, das als Nahrungsergänzungsmittel eine ideale Bereicherung der täglichen Ernährung ist. Es wirkt nicht psychoaktiv und ist in vielen Ländern in Form von Ölen oder Cremes legal erhältlich.
Cannabigerol (CBG)
CBG gilt als Vorläufer der meisten anderen Phytocannabinoide. Man nimmt an, das Cannabinoid habe eine Vielzahl therapeutischer Anwendungsgebiete, wobei Studien bei bestimmten Beschwerden auf eine noch wirksamere Wirkung als CBD hindeuten. Im Laufe der Zeit wandeln Enzyme der Pflanze Cannabigerol in andere Cannabinoide um, weshalb der Gehalt in der „fertigen“ Pflanze relativ gering ist.
Cannabidivarin (CBDV)
CBDV ist ein weiteres nicht psychoaktives Cannabinoid. Die chemische Struktur ist dem CBD sehr ähnlich und zurzeit erforscht man die Anwendung von Cannabidivarin bei der Behandlung von Epilepsie.
Cannabichromene (CBC)
CBC ist ein Cannabinoid, das wegen der medizinischen Wirkung interessant sein könnte. Studien geben einen Eindruck davon, wie CBC durch die Aktivierung von CB2-Rezeptoren in Tumorzellen Antigene produziert, die von Immunzellen beseitigt werden. Zudem diskutiert man die Anwendung von Cannabichromen in der Alzheimertherapie.
Natürlich handelt es sich dabei lediglich um eine kleine Auswahl der bekanntesten Phytocannabinoide. Derzeit sind mehr als 100 Phytocannabinoide der Cannabispflanze bekannt, die im Zusammenspiel ihre einzigartige Wirkung, den Entourage-Effekt, entfalten. Phytocannabinoide spielen eine wichtige Rolle für unser Endocannabinoid-System. Obwohl in Sachen Forschung bereits einige Fortschritte gemacht wurden, sind noch mehr Bemühungen nötig, um das ganze Potenzial dieser Wirkstoffe offenzulegen.