Noch lange bevor jemand wusste, was genau aus der Cannabispflanze high macht oder medizinisch wirkt, wurde sie bereits als Heilpflanze verwendet. Jahrtausende war Hanf mit dem berauschenden Wirkstoff Tetrahydrocannabinol für die Menschheit und ihre Kulturen keine Gefahr, bis sie dann herbei argumentiert wurde. Dabei handelte es sich um keine gesittete Debatte, sondern um aufgebauschte Hetze mit vielen Schlagzeilen und Unterstellungen. Das alles begann in den USA nach dem Ende der Alkoholprohibition um ca. 1936 und wird bis in die heutige Zeit von vielen Kreisen in dem Stil fortgeführt. Dabei war der Hanf in einigen Ländern oder Regionen vor dessen Ächtung in praktisch jedem dritten Medikament enthalten.
THC – berauschender Wirkstoff vom Marihuana
Erst im Jahr 1964 wurde dieses Tetrahydrocannabinol erstmalig isoliert und damit entdeckt. Dann passierte bis fast zur Jahrtausendwende nur wenig, bis dann Anfang der 90er-Jahre weitere Durchbrüche in der Forschung die Cannabinoidforschung richtig in Fahrt brachten. Neben dieser Forschung war es vorwiegend das Wissen um Cannabis als Medizin, welches den älteren Generationen noch im Gedächtnis war. Es waren aber auch die Hippies, die den Hanf liebten und im Alter für sich als Medizin wieder entdeckten.
Wegen der Verbote handelte es sich eher um heimliche Patienten, die ihr Wissen untereinander teilten, bis es immer mehr Menschen erneut wussten und damit auch nutzen. Es ist also eine ganz automatische Gegenbewegung zum Verbot: Die Linderung der eigenen Leiden bringt die Menschen dazu, Marihuana zu rauchen, obwohl sie um ihre Existenz und auch Freiheit teils noch immer Angst haben müssen.
Die medizinischen Möglichkeiten
Viele Medikamente haben nur einen geringen Anwendungsbereich, sie helfen nur wenigen Menschen. Beim Tetrahydrocannabinol ist das hingegen anders. Dieser medizinisch wirksame und zugleich berauschende Wirkstoff kann bei sehr vielen Leiden etwas oder sogar signifikant helfen. Dabei wird Tetrahydrocannabinol z. B. bei der Chemotherapie gegen deren Nebenwirkungen verabreicht, womit die Patienten bessere Aussichten haben, die eigentliche Behandlung zu überleben. Tetrahydrocannabinol wird also nicht nur gegen die eigentlichen Erkrankungen verwendet. Es hilft auch gegen die Auswirkungen einiger Erkrankungen, Medikamente oder verbessert einfach das Allgemeinbefinden.
Die hier gelisteten Anwendungsbereiche für Tetrahydrocannabinol sind auch jetzt schon unvollständig. Mit weiterer Forschung werden vermutlich weitere Bereiche dazu kommen, in denen Tetrahydrocannabinol sinnvoll angewendet werden kann.
Tetrahydrocannabinol medizinisch verwenden
Bereits im vorherigen Artikel „Delta-9-THC – Droge oder Medizin?“ wird aufgeführt, dass Tetrahydrocannabinol oder die Abkürzung „THC“ nur ein Sammelbegriff ist, da es verschiedene Varianten von diesem Cannabinoid gibt. Diese können bei der medizinischen Anwendung auch bei verschiedenen Leiden unterschiedlich wirken.
Es gibt in der Zubereitung oder beim Konsum einiges zu beachten, was die Beschaffenheit und damit Wirkung vom THC entscheidend beeinflussen kann. Delta-9-THC ist eine der Formen, die sozusagen „der fertige Stoff“ ist. Der Siedepunkt liegt bei 157° Celsius. THCA, oder eben Tetrahydrocannabinol-Säure ist die Vorstufe, THC-COOH das Abbauprodukt. Im Gegensatz zum Cannabidiol und anderen Cannabinoiden wird berauschendes THC durch Sauerstoff abgebaut, womit es seine Rauschwirkung verliert. Eine medizinische Wirkung ist vielleicht auch beim Abbauprodukt vorhanden, es ist aber nicht mehr die gleiche, wie beim Delta-9-THC. Wer medizinisch THC verwenden möchte, der lagert es als die Vorstufe THCA. Kurz vor oder des Konsums wird mit einer Decarboxylierung THC daraus gemacht. Diese wird durch ein Erhitzen eingeleitet und passiert z. B. beim Verdampfen oder Verbrennen im Joint automatisch. Oder das THC muss Licht- und Luftdicht versiegelt gelagert werden. Da im Marihuana ein Teil als THCA und ein Teil als THC vorkommt, soll in jedem Fall eine kühle, Luft- und Lichtdichte Lagerung angestrebt werden.
Weiterhin ist THC genau wie andere Cannabinoide nicht wasserlöslich, sondern fettlöslich. Wer es nicht inhaliert, der wird es vor dem Konsum oder vor der äußeren Anwendung in Fettsäuren lösen, damit es an diese bindet. Wird Tetrahydrocannabinol an Fettsäuren gebunden, so kann es die Darmwand oder auch andere „Barrieren“ passieren und seine Wirkung entfalten. Bei einer äußeren Anwendung wird Tetrahydrocannabinol nicht berauschend wirken. Eine Rauschwirkung setzt nur ein, wenn es über die Lunge, über Schleimhäute oder den Verdauungstrakt aufgenommen wird. Alternativ gibt es inzwischen Möglichkeiten, um Cannabinoide wasserlöslich zu machen. Auch Alkohol löst Cannabinoide, ist für Patienten aber gewiss nicht das geeignete Lösungsmittel.
Je nach Erkrankung und auch Patienten sind verschiedene Wirkstoffmengen für eine genügende medizinische Wirkung notwendig. Wer als Patient ein Medikament oder Marihuana noch nicht einschätzen kann oder noch nicht weiß, wie viele mg er benötigt, der soll erst einmal sehr vorsichtig probieren. Bei vielen Leiden helfen bereits wenige mg pro Tag, die jedoch keinerlei berauschende Wirkung auslösen. Bei anderen Erkrankungen braucht es auch ein paar hundert mg, die einen dann aber wirklich richtig high machen, bis man sich etwas daran gewöhnt hat.
Die Bioverfügbarkeit
Das ist jedoch nicht alles Wissenswerte zur Einnahme von Tetrahydrocannabinol. So nimmt man über die Lungen oder die orale oder anale Einnahme nur einen Teil der Wirkstoffe auf. Die gleiche Wirkstoffmenge, die als Tropfen unter die Zunge gelegt werden, kann mitunter viel stärker sein. Die Cannabinoide können jedoch auch für die orale Aufnahme so verarbeitet werden, dass sie mehr Wirkung entfalten, die zugleich schneller einsetzt oder auch schneller wieder abklingt. Mit den vielen legalen Möglichkeiten in Nordamerika forschen viele Unternehmen sehr intensiv und können nicht nur bei den potenten „Edibles“ schon jetzt den „maßgeschneiderten THC-Konsum“ bieten.
Da abhängig zum „Medizinprodukt“ und auch der Konsumform die Wirkung der gleichen mg Menge unterschiedlich ausfallen wird und zugleich jeder Mensch verschieden empfindlich reagiert, sollen bei einem ersten Testen nur wenige mg Tetrahydrocannabinol aufgenommen werden. Auch wenn man meint, dass die Dosis nicht reicht, soll mit einem weiteren sowie höher dosierten Test bis zum nächsten Tag gewartet werden. Gerade beim Essen kann es ein bis zwei Stunden dauern, bis die Wirkung da ist. Beim Inhalieren oder beim unter die Zunge tropfen ist die Wirkung innerhalb von Minuten da.
Für Patienten ist es in jedem Fall einfacher, immer die gleiche Qualität und Beschaffenheit ihrer Marihuanamedizin zu erhalten. Dann wissen sie, was drinnen ist und wie es wirkt. Mit einem regulierten Cannabismarkt wäre das für jeden Erwachsenen möglich, da die Unternehmen von ganz allein auf das Kaufverhalten der Menschen reagieren.