Du willst diesen Beitrag hören statt lesen?
Klicke dazu auf den unteren Button, um den Inhalt von Soundcloud zu laden.
Schlecht, da es high macht?
Der Hanf wurde verboten, da er high macht und angeblich extrem schädlich ist. Dass beim Verbot rassistische und wirtschaftliche Faktoren überwiegen und einfach ein komplett verfälschtes Bild vom Hanf erzeugt wurde und wird, ist inzwischen vielen bewusst. Entscheidende Details, die diese Aussage unterstreichen, können sogar sehr plausibel belegt werden. Der berauschende Stoff von Cannabis ist Delta-9-THC. Solange nur bis 0,3 % enthalten sind, kann das Hanfprodukt in Deutschland oder auch Österreich frei gehandelt werden. Für den Handel in der EU gelten bis 0,2 %, in der Schweiz bis 1 % THC.
Delta-9-THC ist nur eine Form vom Tetrahydrocannabinol, es gibt auch Delta-8-THC oder 11-Hydroxy-Delta-9-THC. Auch diese Varianten wirken berauschend oder medizinisch. Die Vorstufe vom Delta-9-THC ist THCA oder Tetrahydrocannabinol-Säure. Weiterhin gibt es als fast identisches Molekül THCV oder Tetrahydrocannabivarin. Das Abbauprodukt von Delta-9-THC ist THC-COOH, welches aber auch beim Abbau anderer Cannabinoide entstehen kann.
Die Vorstufen oder Abbauprodukte vom Delta-9-THC wirken nicht psychoaktiv. THCA kann durch eine Decarboxylierung jedoch zu dem berauschenden Delta-9-THC umgewandelt werden, welches dann wiederum sehr schnell durch Sauerstoff oxidiert. Dadurch wäre es dann nicht mehr für ein „High“ nutzbar.
Der Stoff, der high macht
Es gibt sehr viele Stoffe die high machen und damit zugleich häufig auch medizinisch verwendbar sind. Opiate, Benzodiazepine, Antidepressiva, Stimmungsaufheller, Amphetamine und viele andere Stoffgruppen oder Wirkstoffarten sind in der modernen Medizin zahlreich vertreten. Sie werden auch sehr gerne verschrieben, selbst wenn sie offenkundig ein hohes Gefahrenpotenzial aufweisen und teils nur über BtM Rezept über den Tisch gehen.
Viele „interessante“ Medikamente werden zugleich auf dem Schwarzmarkt gehandelt. Einige wollen sich einfach betäuben, andere möchten sich aufputschen. Die Zielsetzung der Substanzen ist also grundverschieden. Wer sich jedoch über den Tag hinweg aufputscht, der braucht zur Nacht oft einen Dämpfer. Dann braucht es am nächsten Morgen jedoch viel Schlaf oder wieder einen starken Wachmacher. Es ist der gefährliche Kreislauf von „Upers and Downers“, mit dem man sich sehr schnell in eine zerstörerische Abhängigkeit und teils auch in eine tödliche Gefahr begibt.
Es handelt sich also wie beim Delta-9-THC um Substanzen, die als Droge und als Medikament taugen. Dennoch käme niemand auf die Idee, Opiate auch für die medizinische Anwendung zu verbieten. Für den Freizeitgebrauch sind viele, aber nicht alle Opiate verboten. Diese können teils harmloser als Kaffeetrinken sein, die Stoffgruppe ist sehr breit aufgestellt.
Wenn Opiate als Droge sowie Medikament verwendet werden können, sind sie dann schlecht oder gut? Beim Delta-9-THC waren sich die Politiker, Juristen und Mediziner über Jahrzehnte weitgehend einig, dass es schlecht und zu verbieten ist. Seit über zehn Jahren entdecken wir über viele Patienten, die es dennoch medizinisch verwenden, dass Delta-9-THC als Droge bei Weitem nicht so schlimm wie Heroin ist, aber medizinisch ein extrem hohes Potenzial mit bringt. Der Begriff Heroin wird hier deswegen verwendet, da Marihuana oder Delta-9-THC von vielen Gesetzgebern in der gleichen Stoffgruppe wie diese wirklich harte Droge geführt wurde oder noch immer wird. Marihuana wird von den Gesetzgebern also vielfach als so gefährlich wie Heroin eingestuft – haben die sich schon mal mit der Thematik genauer sowie objektiv befasst?
Ob Opiate medizinisch oder zum Freizeitkonsum verwendet werden: Viele Menschen sterben an einer Überdosis, da sie entweder bewusst oder unbewusst zu viel nehmen oder die Mediziner sie falsch dosieren. Beim Cannabis und damit auch Delta-9-THC sind derartige Fälle nicht bekannt. Opiate und andere Stoffgruppen führen bei einer kritischen Überdosis zum Atemstillstand, der dann innerhalb kurzer Zeit zum Tod führt. Cannabinoide setzen in diesen kritischen Bereichen jedoch nicht an. Auch an einer extrem starken Überdosierung würde man kaum sterben, sich jedoch mit Pech über Tage so fühlen, als ob.
Delta-9-THC ist Droge und Medizin
Genau wie bei den Opiaten oder anderen Stoff- oder Wirkgruppen kann auch beim Delta-9-THC erklärt werden, dass es sowohl eine Droge, als auch eine Medizin ist. Man betrachte einen depressiven Menschen, der kifft, um seine Stimmung aufzuhellen. Oder jemanden, der gestresst ist und Entspannung sucht. Kiffen diese Personen zum Genuss oder medizinisch? Die Grenze von dem einen in den anderen Bereich verschwimmt nicht nur an dieser Stelle.
Wenn jemand sich nicht so toll fühlt und deswegen kifft, dann will er high werden oder sich medizinisch behandeln? Hier kann niemand eine unumstößlich klare Grenze ziehen, es geht einfach nicht. Es gibt jedoch immer die Situation, wo es eben nicht allein ein medizinischer Gebrauch ist, da viel mehr konsumiert wird, als für die eigentliche medizinische Anwendung notwendig ist. Wer etwas im Übermaß konsumiert, der konsumiert nicht mehr medizinisch oder zur Freizeit, sondern missbräuchlich.
Jemand, der am Wochenende ein paar Bier trinkt und sich einen schönen Abend macht, der trinkt immerhin noch nicht missbräuchlich. Wer mit dem Bier aufsteht oder jedes Mal säuft, bis ihm alle Lichter ausgehen, der trinkt missbräuchlich. Genauso wäre es beim Kiffen, dass ein Freizeitkonsum nicht automatisch ein missbräuchlicher Konsum ist. Aber auch bei Aspirin wäre ein übermäßiger Konsum nicht mehr medizinisch sinnvoll und damit missbräuchlich.
Das sind fließende Übergänge, die sich nicht mit einer klaren sowie unumstößlichen Grenze definieren lassen. Wer als Patient spezielle Medikamente wie das Delta-9-THC oder direkt Marihuanablüten erhält, der kommt möglicherweise in Versuchung, am Wochenende oder auch ansonsten mal etwas mehr als notwendig zu konsumieren. Dennoch handelt es sich auch dann noch nicht direkt um Missbrauch, auch dann ist Delta-9-THC noch nicht etwas Schlechtes.
Ob man in seiner Freizeit seinen geistigen Horizont gelegentlich erweitert oder einengt und dabei friedlich bleibt: Das allein kann noch nichts Schlimmes darstellen.