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Acmella oleracea, gelegentlich auch als Spilantes acmella bezeichnet, ist eine aus Südamerika stammende Heilpflanze, die auch unter dem Namen „Jambu“ oder „Zahnwehkraut“ bekannt ist. Mittlerweile ist die Pflanze auch in anderen Teilen der Welt verbreitet und kann auch bei uns kultiviert werden. Ihr natürliches Hauptverbreitungsgebiet erstreckt sich derzeit über Südamerika, Indien und Südafrika. Als ursprüngliche Heimat wird Peru angenommen.
In mehreren Ländern hat diese Pflanze eine lange Tradition als Heilkraut. Der Hauptwirkstoff Spilanthol gehört chemisch zur Gruppe der Alkylamide. Mehrere Studien konnten zeigen, dass dieser an den Rezeptoren des Endocannabinoidsystems wirksam ist. Aus der Gruppe der Alkylamide sind mittlerweile mehrere in Pflanzen vorkommende Substanzen bekannt, die an den Cannabinoidrezeptoren wirken.
Auch im Sonnenhut sind Vertreter dieser Stoffgruppe zu finden. Obwohl Spilanthol keine psychoaktive Wirkung hat, zeigt es eine Aktivität am CB1- und CB2-Rezeptor. Zusätzlich wirkt es am TRPV1-Rezeptor, welcher in Zukunft noch eine große Rolle bei der Entwicklung neuer Schmerzmittel spielen könnte. Der TRPV1-Rezeptor wird im weitesten Sinne ebenfalls zum Endocannabinoidsystem gezählt. Zwar zählt dieser im engeren Sinne zum Vanilloidsystem, jedoch interagiert dieses auch mit dem bislang bekannten Teil des Endocannabinoidsystems. Die Pflanze wird erfolgreich gegen eine Vielzahl an Beschwerden eingesetzt.
Schmerzstillende Wirkung
Die Pflanze zeichnet sich primär durch ihre schmerzstillende Wirkung aus, die durch eine Wirkung auf den TRPV1-Rezeptor zustande kommt. Insbesondere wirkt Spilanthol lokalanästhetisch, weshalb Zahnschmerzen eines der Hauptanwendungsgebiete ist. Davon leitet sich auch die Bezeichnung Zahnwehkraut ab. Traditionell werden vor allem die Blüten zerkaut und der Brei dann wie eine Art Kautabak an der Stelle im Mund aufgelegt, an der die Zahnschmerzen vorhanden sind.
Die lokalanästhetische Wirkung tritt rasch ein und wird von einem allgemeinen Taubheitsgefühl und Kribbeln im Mund begleitet. Ein weiteres Anwendungsgebiet sind Kopfschmerzen. Dabei wird die Pflanze in der Regel in Speisen eingearbeitet. Ein Tee ist jedoch nicht effektiv, da Spilanthol schlecht bis gar nicht wasserlöslich ist.
Entzündungshemmende Wirkung
In der traditionellen Heilkunde mehrerer Länder finden Zubereitungen dieser Pflanze Verwendung bei verschiedenen Entzündungen. Aus mehreren asiatischen Ländern finden sich Aufzeichnungen in der Volksheilkunde, in denen der Brei der Pflanze gegen Zahnfleischentzündungen und Halsschmerzen verwendet wird. Vor allem in Indien wird der Brei bei entzündeten Wunden und auch allgemein zur Wundheilung verwendet. In mehreren Kulturen wird die Pflanze als fiebersenkendes Mittel eingesetzt. Auch seine Verwendung bei Rheuma und Gicht ist dokumentiert.
Verwendung in der westlichen Medizin
Aufgrund seiner vielfältigen Anwendungsgebiete ist Spilanthol auch in der westlichen Medizin angekommen. Vor allem in der Dermatologie findet es schon seit längerem Verwendung als natürliches Mittel gegen Hautalterung. Am Markt gibt es mittlerweile zahlreiche Produkte, deren Wirkung auf Spilanthol basiert. Es kann Muskelkontraktionen in den oberen Hautschichten hemmen, weshalb Falten gemildert werden können. Teilweise wird es als schonende Alternative zu Botox angeboten, welches ein ähnliches Wirkungsprinzip hat, jedoch mit deutlich stärkeren Nebenwirkungen einhergehen kann.
Überdies wurde in mehreren Studien eine antimykotische und anti parasitäre Wirkung festgestellt. Es erwies sich gegen eine ganze Reihe an pathogenen Pilzen als wirksam, darunter auch Schimmelpilze aus der Gattung Aspergillus und Candida. Zumindest bei in-vitro Tests erwies sich Spilanthol als sehr wirksam gegen Plasmodium falciparum, den Erreger der Malaria. Auch aus der traditionellen afrikanischen Medizin ist bekannt, dass die Pflanze gegen Malaria zum Einsatz kommt. Studien konnten außerdem eine Wirkung gegen kariesfördernde Bakterien nachweisen.
Nutzung als Insektizid
Während Spilanthol für Säugetiere weitgehend nicht toxisch ist, zeigt es gegen einige Arten von Schädlingen eine überaus starke Wirkung. In tropischen Regionen wird die Pflanze schon seit Langem zur Abwehr von schädlichen Insekten verwendet. Obwohl es aktuell keine kommerziellen Pestizide am Markt gibt, die Spilanthol beinhalten, konnte der Effekt in mehreren Studien belegt werden.
Zahlreiche Arten von Stechmücken können bereits mit geringen Konzentrationen eliminiert werden. Insbesondere erwies es sich als effektiv gegen Mücken der Gattung Anopheles, die Malaria übertragen. Untersucht wird aktuell auch seine Wirksamkeit bei der Bekämpfung von Zecken. Forscher gehen davon aus, dass Spilanthol in Zukunft eine größere Rolle beim Einsatz als umweltschonendes Insektizid spielen könnte.