Als mich mein journalistischer Drang im Juni 2022 auf die Hempsfair nach Frankfurt zog, sah ich diese ungewohnte Buchstaben-Kombination zum ersten Mal: HHC. Ich kenne zwar einige Varianten von THC und CBD, doch ein Kürzel, das mit einem H beginnt, war mir völlig neu. Neugierig betrachtete ich eine bunte Auswahl an Cartridges und Vapo-Pens, gefüllt mit einem goldgelben Liquid, die an einem der Stände ausgestellt waren. Nach kurzer Zeit eilte einer der Mitarbeiter auf mich zu und erläuterte mir, was es mit der Abkürzung HHC auf sich hat.
Was ist HHC?
HHC, in voller Länge als Hexahydrocannabinol bekannt, ist ein Cannabinoid, das wohl erst seit nicht ganz einem Jahr Aufmerksamkeit erregt. Doch zur „breiten“ Masse ist dieses Cannabinoid noch nicht ganz durchgedrungen. Während sich bei uns noch alles um THC und CBD dreht, beschäftigt man sich in anderen Ländern, wie in den USA, schon länger mit den unterschiedlichsten Variationen von Cannabinoiden, sei es THC-Delta10, CBG, Delta-A-THC und nun auch HHC. Alle diese Cannabinoide, und so auch HHC, befinden sich in verschiedenen Konzentrationen in den Cannabispflanzen. Doch gerade HHC ist nur in sehr geringen Mengen enthalten. Und an dieser Stelle gelangte das Gespräch an den Punkt, an dem ich skeptisch wurde: Wenn es doch so rar in der Cannabispflanze ist, wie kommt es dann, dass hier kistenweise gefüllte Cartridges herumstehen?
Wie wird HHC hergestellt?
Kommen wir also zum etwas unschöneren Teil von HHC-Produkten: Das in den Liquids enthaltene HHC ist ein halb synthetisches Cannabinoid. Bei einigen schrillen nun die Alarmglocken wegen des Wortes synthetisch. Erinnerungen an Spice und andere sogenannte „Legal Highs“ werden da geweckt und verursachen ein mulmiges Gefühl – und das auch zurecht. Fairerweise muss man darauf hinweisen, dass es nur HALB synthetisch ist, was bedeutet, dass es keine reine Chemieküche ist. Um das HHC in größeren Mengen zu gewinnen wird THC oder CBD, vorzüglich aus einem Extrakt, durch die „Hydroxierung“ aufgespalten und mit einem H-Molekül versetzt. Auf Deutsch heißt das, dass ein chemischer Prozess stattfindet, um THC/CBD in HHC umzuwandeln.
Das Verfahren und die Herstellung sind, man mag es kaum glauben, bereits vor mehr als 80 entwickelt worden. Der Forscher Roger Adams (USA) hatte schon 1944 einen Prozess entwickelt, um HHC zu synthetisieren. Mit seiner Formel ist es möglich, ein reines Produkt herzustellen. Blöd nur, dass heutzutage sich nicht jeder die Mühe macht und nach Reinheit strebt, sondern den möglichst günstigsten Weg sucht. Und genau das bringt eine gewisse Gefahr in das neue Hype-Cannabinoid.
Aufgrund der komplexen Herstellung und da es erst seit nicht allzu langer Zeit auf dem Markt ist, gibt es keinerlei Regularien. Viele Hersteller von HHC geben ihr Verfahren oder die genutzten Materialien nicht preis, weil sie fürchten, es könnte jemand kopieren, wurde mir am Messestand erklärt. Vielleicht aber auch, weil manche Hersteller eher Augen fürs schnelle Geld und nicht die Gesundheit der Kunden haben.
Warum HHC?
Doch warum kommt man überhaupt auf die Idee, neue Produkte mit anderen Cannabinoiden auf den Markt zu bringen? Hauptsächlich kommt der Trend, wer hätte es geahnt, aus den USA. Da in einigen Bundesstaaten noch immer nicht legalisiert wurde, suchte man nach Möglichkeiten einen Rauschzustand oder CBD-ähnliche Erfahrungen zu erzeugen. Delta-8 und Delta-10-THC beispielsweise können durch geschickte Extraktion auch aus Nutzhanf gewonnen werden, welchen man in nahezu jedem Land der Welt legal anbauen darf.
Und ebendiese beiden Cannabinoide sollen einen THC-ähnlichen Rausch erzeugen, allerdings schwächer als ihr bekannter Bruder Delta-9-THC. Da auch HHC aus Nutzhanf hergestellt werden kann und eine THC-ähnliche Wirkung erzeugen soll, rückte es über das Jahr hinweg immer mehr in den Fokus. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Herstellung von Delta-8 und Delta-10 in einigen Staaten wieder verboten wurde. Da HHC allerdings noch so neu und unerforscht ist, wurde für dieses Cannabinoid noch keine Strafe verhängt.
Wie wirkt HHC?
Aber wie wirkt es denn nun wirklich? Natürlich habe ich mich tapfer freiwillig für einen Vor-Ort-Test zur Verfügung gestellt. Ein Zug für Neulinge und drei für hart gesottene Kiffer wurden mir empfohlen, um einen spürbaren Rausch zu erzielen. Gesagt, getan und drei Züge später stellte sich tatsächlich nach nur kurzer Zeit ein altbekanntes Gefühl ein. Nicht wirklich wie ein THC-Rausch, sondern vielmehr wie eine Mischung aus den beruhigenden Eigenschaften von CBD und dem kopflastigen High einer Sativa. Es war eher unterschwellig, aber doch zu spüren, jedoch ohne das übliche verpeilt Sein.
Das Gefühl einer schwachen Euphorie und körperlichen Leichtigkeit verschwand allerdings auch nach bereits einer Stunde. Vielleicht liegt es an meiner medizinischen Toleranz, doch allgemein würde ich sagen, dass ein HHC-Rausch nicht länger als 1–2 Stunden anhält. Besitzt man eine Cartridge oder einen Vapo-Pen gerät man daher schnell in die Versuchung kontinuierlich weiter zu dampfen. Das ist aber keine sonderlich gute Idee, da außer mir auch andere User über leichte bis starke Kopfschmerzen nach dem übermäßigen Genuss von HHC klagten.
Der Selbsttest mit HHC
Ein ausgiebiger Test erfordert aber mehr als drei Züge an einem Tag, weswegen ich mich auch nach der Messe weiter mit dem Produkt „beschäftigt“ habe. Nach mehreren Zügen und Tests habe ich folgende Erkenntnisse erlangt:
Der Rausch von HHC lässt sich, wie bei fast allen Cannabinoiden, nur bis zu einem gewissen Grad steigern. In meinem Fall war es nach gut zehn Zügen ein THC-ähnliches Feeling, das ich vermutlich mit einem 50/50 Joint auch erreichen würde. Interessanterweise war mein Körpergefühl etwas extremer als bei THC/CBD, da ich selbst nach einem anstrengenden Tag auf der Messe kaum noch etwas von meiner körperlichen Erschöpfung spüren konnte. Vom Rauchverhalten der Cartridge war ich sehr begeistert.
Dichte Wolken, kaum Luftwiderstand beim Ziehen und der Dampf war äußerst „smooth“ und angenehm. Zum Husten verleitet es dennoch, insbesondere dann, wenn man den Dampf länger in der Lunge behält, was laut Aussage des Verkäufers den Rausch verstärken würde. Doch wer clever ist, weiß, dass diese „Verstärkung“ nur eine Nebenerscheinung des Sauerstoffmangels ist. Der Geschmack dieser Cartridges war ebenfalls sehr angenehm und schmeckte keineswegs künstlich, was daran liegen mag, dass das dort enthaltene HHC aus Nutzhanf gewonnen und mit Terpenen versetzt wurde.
Das Fazit
Zu guter Letzt gebe ich euch noch mein persönliches Fazit mit auf den Weg: Alles in allem kann man sagen, dass das Cannabinoid HHC äußerst interessant werden könnte. Der Rausch ist perfekt für Neulinge im Bereich Cannabis. Jedoch ist HHC in meinen Augen noch nicht gut genug erforscht und reguliert, um gesundheitsschädliche Produkte vom Markt zu verbannen. Ich werde dieses neue Hype-Cannabinoid jedenfalls weiter beobachten. Aber bis dahin bleibe ich weiterhin lieber bei meiner üblichen Medizin.