Seine Entdeckung liegt schon beinahe 20 Jahre zurück, doch erst heute gewinnt er an Aufmerksamkeit und Bedeutung. Mittlerweile wird der Rezeptor mit der Bezeichnung GPR55 auch als CB3, also als der dritte relevante Cannabinoid-Rezeptor im menschlichen endogenen Cannabinoid-System.
Endocannabinoid-System
Bis vor geraumer Zeit wussten wir, dass THC, welches dem körpereigenen Cannabinoid Anandamid ähnelt, an Rezeptoren im Gehirn andockt, und infolgedessen eine Wirkung in unserem Körper entfaltet. In der Zwischenzeit wissen wir um das Endocannabinoid-System, welches dem Menschen ermöglicht, Endocannabinoide, die der Körper selbst produziert, zu nutzen, um vielfältige Funktionen für Gesundheit und Immunsystem auszuführen. Dieses System macht für uns auch diejenigen Cannabinoide nutzbar, die wir uns von außen zuführen, durch die Einnahme von Cannabis.
Der CB1 Rezeptor
Bislang sind zwei Rezeptoren bekannt, die schlicht mit CB1 und CB2 beschrieben werden. An den CB1 Rezeptor können sich sowohl THC als auch CBD binden. Da sie während der Wirkung von Cannabis im Körper um den CB1 Rezeptor „konkurrieren“, und CBD bekanntermaßen nicht psychoaktiv wirkt, federt CBD den „High“-Effekt des THC ab. Diese Rezeptoren sind hauptsächlich im zentralen Nervensystem zu finden, sie beeinträchtigen somit das Schmerzempfinden und auch die Motorik, aber auch Emotionen, Erinnerung und Appetit.
Der CB2 Rezeptor
Den CB2 Rezeptor finden wir in Organen des Immunsystems, Mastzellen und Lymphozyten. Man geht zwar davon aus, dass Cannabis das Immunsystem beeinflusst, doch die Annahme, CBD würde hierfür direkt mit dem CB2 Rezeptor interagieren, ist überholt. Vielmehr scheint es so zu sein, dass die Cannabinoide den Körper dazu bringen, mehr der eigenen Endocannabinoide zu nutzen.
CBD, GPR55 und Krebs
Der erst 1999 entdeckte Rezeptor GPR55, der im Gehirn und im peripheren Nervensystem zu finden ist, scheint mit vielen verschiedenen Cannabinoiden arbeiten können. Er weist Unterschiede zu CB1 und CB2 auf, ist aber im Aufbau zu 13 Prozent identisch mit CB1 und zu 14,4 Prozent mit CB2. Man möchte nun vermuten, dass Cannabidiol (CBD) vielleicht im Besonderen an den CB3 Rezeptor andocken würde. Dies scheint jedoch nicht der Fall, CBD blockiert den Rezeptor sogar. Doch dies bedeutet keineswegs, dass CBD für den Rezeptor bzw. für die medizinische Beeinflussung dessen nutzlos ist, im Gegenteil. Der GPR55-Signalübertragung wird nachgesagt, sie stehe in Verbindung mit der Entstehung oder dem Fortschreiten von Krebs. Somit kann der Einsatz von CBD gezielt zur Blockade der Signalübertragung das Wachstum mancher Tumore hemmen.
CBD, GPR55 und Epilepsie
Auch wenn die Krankheiten sich nicht gleichen, so ist doch die scheinbare Wirkung von CBD bei Epilepsie durch das gleiche Prinzip zu erklären, wie bei Krebs. GPR55 kommen unter anderem auch im Hippocampus vor, dem Bereich des Gehirns, in dem räumliche Orientierung und das Langzeitgedächtnis verortet sind. CBD hat bei manchen Formen der Epilepsie deutliche Verbesserungen in Bezug auf Intensität, Quantität und Dauer von Anfällen gezeigt.
CBD, GPR55 und das Reizdarmsyndrom
Auch auf diese Darmerkrankung zeigt CBD einen positiven Einfluss. Von schneller und dauerhafter Besserung des Wohlbefindens und Linderung der Symptome wird berichtet. Und wieder wird dies mit Hemmung der Signalübertragungen von GPR55 in Zusammenhang gebracht. Doch beim Reizdarmsyndrom sind es auch die entzündungshemmenden Eigenschaften von CBD, die Hilfe bei dem meist chronischen Magen- und Darmleiden bringen.
Erst der Anfang
Viele Details über den Rezeptor CB3 und die Rolle, die er für unsere Gesundheit spielt, sind noch ungeklärt. Aber dies betrifft das ganze endogene Cannabinoid-System und seine Rezeptoren, die Cannabinoide, ob endogen oder zugeführt, und die Terpene und ihre vielen Wechselwirkungen und möglichen Interaktionen mit unserem Körper. Doch mit jeder neuen Erkenntnis steigt die Genauigkeit, mit der wir die Eigenschaften der Cannabis-Pflanze für unsere Gesundheit verwenden können.