CBD ist neben THC das wichtigste Cannabinoid im Hanf. Es ist aufgrund seiner Bindungsaffinität am CB2-Rezeptor an zahlreichen immunologischen und entzündlichen Prozessen im Körper beteiligt, woraus sich ein breites therapeutisches Anwendungsspektrum ergibt.
Die Aktivität am CB1-Rezeptor fehlt fast vollständig, weshalb CBD nicht in der Weise psychoaktiv ist, wie man es von THC kennt. Da jedoch das hohe medizinische Potenzial von CBD schon lange bekannt ist, wurden von CBD immer wieder neue Derivate abgeleitet. Dies hat das Ziel, eine unter Umständen noch effektivere Variante von CBD zu erzeugen und sie in der Medizin nutzbar zu machen. Auch in der Natur kommen Derivate von CBD vor.
CBDB als möglicher Kandidat gegen Krebs
Eines der aussichtsreichsten CBD-Derivate für eine Verwendung in der Medizin ist Cannabidibutol, kurz CBDB. Es handelt sich hierbei um ein halb synthetisches Cannabinoid, welches in der Regel von CBD ausgehend synthetisiert wird. Chemisch ist dieses Molekül im Wesentlichen CBD, an welches zwei Butol-Gruppen angefügt wurden. Ähnlich wie sein nah verwandtes Derivat CBDP, ist auch dieses Derivat ein potenzieller neuer Wirkstoff gegen Brustkrebs.
Ein italienisches Forscherteam veröffentlichte im September 2021 eine Studie, die sich damit beschäftigte, inwiefern CBDB in bestimmten Krebszellen einen oxidativen Stress auslösen kann, wodurch diese abgetötet werden können. In dieser Testreihe wurden Kulturen von Krebszellen mit verschiedenen CBD-Derivaten behandelt, um deren antikarzinogene Wirkung zu testen. Dabei zeigte sich bei CBDB ein besonders deutlicher Effekt. CBDB scheint in Brustkrebszellen die Produktion von freien Sauerstoffradikalen massiv zu fördern. Ein Effekt, welchen man im restlichen Körper stets vermeiden möchte, wird hier gezielt nutzbar gemacht. Durch die Überproduktion von freien Sauerstoffradikalen in der Krebszelle wird der Zelltod eingeleitet.
Der Effekt beschränkt sich nur lokal auf die Krebszelle und zieht andere Körpergewebe nicht in Mitleidenschaft. Ein weiterer Angriffspunkt von CBDB ist seine Wirkung auf die Mitochondrien von Krebszellen. Mitochondrien sind vereinfacht gesagt, die Energielieferanten einer Zelle. In Krebszellen werden durch CBDB die Mitochondrien aufgelöst, was ebenfalls zum Absterben dieser Zelle führt. Auch hier beschränkt sich der Effekt lediglich auf Krebszellen, während gesunde Körperzellen nicht beschädigt werden.
CBDV möglicherweise gegen Autismus wirksam
Ein weiteres halb synthetisches CBD-Derivat ist Cannabidivarin, kurz CBDV. In geringen Mengen kommt dieses Cannabinoid auch in Hanf vor und wurde erstmalig in den 1970er-Jahren beschrieben. Dieses Cannabinoid scheint möglicherweise wirksam zu sein bei der Behandlung von Autismus-Spektrum-Störungen. Im Jahr 2019 untersuchte eine britische Studie die Auswirkungen von CBDV auf Gehirnregionen, von denen bekannt ist, dass sie eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von Autismus-Spektrum-Störungen spielen. Dabei wurde 34 freiwilligen Testpersonen eine Dosis von 600 mg CBDV verabreicht und anschließend die Aktivität der betreffenden Gehirnregionen mittels Magnetresonanztomografie gemessen.
Die Messungen kamen zu dem Schluss, dass CBDV auf jene Gehirnregionen eine modulierende Wirkung hat, von welchen die typischen Symptome von autistischen Störungen ausgehen. Um einen Referenzwert zu erhalten und etwaige längerfristige Auswirkungen festzustellen, wurde die Messung 13 Tage später wiederholt, was die Aussagekraft der ursprünglichen Messwerte untermauerte. Seit 2019 läuft in den USA auch eine Phase 2 Studie mit CBDV an 100 Kindern im Alter zwischen 5 und 18 Jahren, bei denen eine autistische Störung festgestellt wurde. Die Ergebnisse dieser Studie werden noch im Jahr 2023 erwartet.
CBDA als natürlicher Vorläufer von CBD
Im Hanf ist nicht nur CBD selbst enthalten, sondern auch seine Vorstufe davon, die Cannabidiolsäure, welche auch als CBDA bekannt ist. CBDA wird durch Erhitzen wie es beispielsweise beim Rauchen oder Backen der Fall ist, in CBD umgewandelt. Dieser Vorgang wird auch als Decarboxylierung bezeichnet. Eine pharmakologische Besonderheit von CBDA ist, dass dieses Cannabinoid fast keine Wirkung an den eigentlichen Cannabinoidrezeptoren hat. Dafür zeigt es jedoch eine mittelstarke agonistische Wirkung am 5-HT1A Rezeptor.
Bei diesem Rezeptor handelt es sich um einen Serotoninrezeptor, der in direktem Zusammenhang mit mehreren Körperfunktionen und Erkrankungen steht. Beispielsweise sind Depressionen und Angsterkrankungen oftmals auf diesem Rezeptor zurückzuführen. Aber auch Übelkeit und Erbrechen werden unter anderem durch diesen Rezeptor gesteuert. CBDA kann an diesem Rezeptor binden und die genannten Symptome effektiv lindern. Insbesondere bei der Behandlung von Übelkeit, wie es beispielsweise im Zusammenhang mit einer Chemotherapie erforderlich sein kann, könnte CBDA hier eine neue Hoffnung werden.