Bei Cannabinoiden mit entzündungshemmender Wirkung denkt man vermutlich zunächst an CBD. Tatsächlich ist CBD ein sehr effektives Mittel gegen eine Vielzahl entzündlicher Erkrankungen, dessen Wirkung in Studien bestätigt werden konnte.
Ein Cannabinoid, das in geringen Mengen in Hanf vorkommt und ebenfalls entzündungshemmend wirkt, ist CBG. Während CBD bereits in der breiten Masse angekommen ist, scheint CBG derzeit noch nicht sehr populär zu sein. Aktuelle Forschungsergebnisse konnten zeigen, dass es klinische Anwendungsfälle geben könnte, in denen CBG deutlich besser wirksam ist als CBD.
Erstaunliches Ergebnis bei der DNA-Analyse
Jede Entzündung im menschlichen Körper wird in irgendeiner Weise über ein Gen gesteuert. Das ist auch einer der Gründe, warum manche Menschen gegen bestimmte Stoffe allergisch sind oder für bestimmte entzündliche Erkrankungen anfälliger sind als andere. Jedes Gen beteiligt sich im intrazellulären Stoffwechsel mit bestimmten Botenstoffen, von denen manche mit Entzündungen im Zusammenhang stehen. Die Aktivität eines jeden entzündungsfördernden Zytokins wird letztlich in irgendeiner Weise durch ein Gen reguliert.
Dieser Einfluss eines Gens auf molekularbiologische Prozesse wird auch als Genexpression bezeichnet. Diese Genexpression kann durch verschiedene Substanzen, wie Cannabinoide, beeinflusst werden. Genau diesen Einfluss auf die Genexpression der beiden Cannabinoide CBD und CBG hat ein US-Forscherteam mit einer speziellen DNA-Analyse untersucht und dabei erstaunliches festgestellt. Dazu wurde auf ein realitätsgetreues Modell der menschlichen Haut, das im Labor nachgebaut wurde, jeweils eine Konzentration von 0,5 % CBD und 0,5 % CBG aufgetragen.
Nach 24 Stunden wurde von dieser künstlichen Haut eine Probe sequenziert, um die DNA zu erhalten und überprüft, welche Genexpressionen hoch- und herunterreguliert wurden. Während CBD etwa 3700 Gene regulierte, wurden durch CBG über 5000 Gene in ihrem intrazellulären Wirkmechanismus beeinflusst. Lediglich bei 695 Genen gab es eine Überlappung. Das bedeutet, die Aktivität dieser Gene wurde von beiden Cannabinoiden beeinflusst. Dies war eine erstaunliche Entdeckung, die das therapeutische Potenzial von CBG in ein neues Licht rückte.
Stärkere antioxidative Eigenschaften als CBD
In dieser Forschungsarbeit wurde auch von beiden Cannabinoiden eine bestimmte antioxidative Eigenschaft untersucht. Man wollte herausfinden, wie effektiv beide Cannabinoide freie Radikale reduzieren können. Freie Radikale stehen mit zahlreichen Erkrankungen und auch mit vorzeitiger Hautalterung im Zusammenhang. Zu diesem Zweck wurde in einem Präparat aus menschlichen Hautzellen CBD und CBG hinzugegeben und dabei der IC-50 Wert bestimmt. Der IC-50 ist ein Wert, der Aufschluss über eine Hemmkonzentration gibt. In diesem Fall bedeutet er also, ab welcher Konzentration von einem Cannabinoid in der Probe 50 % der freien Radikale gehemmt werden. Es zeigte sich, dass der IC-50 Wert von CBD bei einer Konzentration von 910 µm lag, während er bei CBG lediglich 502 µm betrug.
Das bedeutet, CBG ist in diesem Fall etwa doppelt so wirksam, da bei der halben Konzentration bereits die gleiche Wirkung eintritt. Mikromol, Abkürzung µm, gibt die Konzentration an, ab welcher der entsprechende Effekt eintrat. In einem weiteren Versuch an Zellkulturen konnte gezeigt werden, dass CBG auch den Entzündungsfaktor TNF-Alpha etwa doppelt so effektiv hemmt wie CBD. Während CBD eine 50%ige Hemmung bei einer Konzentration von 29,8 nM (Nanomol) erreichte, konnte CBG den gleichen Effekt bereits bei einer Konzentration von 14,7 nM erzielen.
Erstaunlich an diesem Test war, dass CBG diesen Entzündungsparameter sogar effektiver hemmen konnte als Clobetasol, ein Kortisonderivat, welches häufig bei Entzündungen zur Anwendung kommt. Eine ähnliche Feststellung konnte beim Entzündungsparameter Interleukin-8 gemacht werden. CBG konnte diesen in einer Zellkultur 5x effektiver hemmen als CBD.
Hohes Potenzial gegen Dermatitis
Die festgestellten entzündungshemmenden Eigenschaften von CBG betreffen primär Entzündungen der Haut. Dieser Effekt konnte schließlich an 20 freiwilligen Testpersonen reproduziert werden. 20 Personen, die an einer mittelschweren Kontaktdermatitis litten, trugen an den entsprechenden Stellen 1x täglich eine Creme auf, die entweder 0,1 % CBG enthielt, oder ein Placebo war.
Bereits nach 48 Stunden zeigte sich bei allen Teilnehmern, die CBG erhalten hatten, eine deutliche Verbesserung. Im Durchschnitt konnte nach 15 Tagen mittels CBG die Entzündung so weit abgeheilt werden, dass visuell keine Rötung oder andere Auffälligkeiten festgestellt werden konnten. Diese Forschungsergebnisse legen nahe, dass CBG bei Hauterkrankungen in Zukunft noch einen wichtigen Stellenwert einnehmen könnte.