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Bei Suchterkrankungen ist die körperliche Abhängigkeit das kleinste Problem. Eine medikamentös begleitete Entgiftung dauert nur 14 Tage und macht diesen Entzug erträglich. In der stationären Behandlung haben die Patienten ihre geregelten Mahlzeiten, einen Freizeitraum und Tagesprogramm. Es wird ihnen nicht einmal langweilig. Wenn sie jedoch von der Station in ihren Alltag zurückkehren, fällt den meisten innerhalb von wenigen Tagen, teils noch am gleichen Tag, die Decke auf den Kopf.
Das Leben eines problematisch süchtigen Menschen dreht sich fast nur noch um seine Sucht. Er hat mit der Geldbeschaffung und Suchtbefriedigung oft sogar mehr zu tun, als jemand, der Vollzeit arbeitet. Wer von der Entgiftung heim kommt, hat häufig nicht mehr viel zu tun und fällt in ein Loch, welches schon fast automatisch in den Rückfall zurück mündet. Es ist nicht allein dieses Loch, in welches die Suchtkranken nach der Entgiftung fallen. Selbst während einer monatelangen Therapie gibt es viele Rückfälle, obwohl die Betroffenen feste Strukturen und Tagesprogramm haben. Viele haben den Suchtdruck noch nach Jahren. Der körperliche Entzug ist also gar nicht das Rückfallproblem. Es ist der Suchtdruck im Kopf, der in problematischen Lebensphasen oder auch in alltäglichen Stresssituationen übermächtig wird. Mit dem Rückfall setzt die körperliche Abhängigkeit wieder ein und hält den Betroffenen fest. Ein körperlicher Entzug ist sehr unangenehm und kann lebensbedrohlich sein. Deswegen ist der Weg einer Entgiftung der sinnvollere.
Den Suchtdruck dämpfen
Der Gesetzgeber, viele Ärzte und Gesellschaftskräfte sind sich einig, dass Suchtkranke durch eine Therapie zu einem abstinenten Leben bewegt werden sollen. Wegen dieses Suchtdruckes hat das bei Schwerstabhängigen praktisch nie Aussicht auf Erfolg. Selbst wenn die Therapierten schon Monate oder sogar Jahre abstinent leben, so wirft eine Stresssituation wie eine Kündigung, ein Sterbefall oder eine zerbrochene Beziehung alles über den Haufen. Die Allermeisten schaffen es nach der Therapie nicht einmal ein Jahr, ohne auf die Ursprungssubstanz oder eine Ersatzsubstanz auszuweichen.
Das sind die Gründe, weswegen eine Substitution mit Medikamenten oder Ersatzdrogen überhaupt etabliert werden konnte. Es war das offensichtliche Versagen vom Therapieziel der Abstinenz. Das Substitutionsmittel soll möglichst nicht berauschen, es soll jedoch den Suchtdruck lindern. Auch in Stresssituationen soll der Therapierte die Kraft bewahren und sein Leben ohne Rückfall bewältigen. Genau an diesem Punkt wird Cannabidiol, ein Cannabinoid der Hanfpflanze, interessant. Dieses Cannabinoid hat im Körper unzählige Funktionen, kann bei vielen Erkrankungen lindernd oder heilend wirken und dämpft zugleich das Suchtverlangen im Kopf.
Cannabidiol macht nicht körperlich abhängig, es löst kein High aus und es ist schier unmöglich versehentlich eine tödliche Dosis einzunehmen. Es handelt sich im Vergleich zu anderen Substitutionsmitteln auch aus diesen Gründen um einen sehr sicheren Stoff, der in Deutschland nicht einmal wie viele andere Substitutionsmittel dem BtM unterliegt. Methadon oder Polamidon sind durch den Substitutionsarzt nur mit einem BtM-Rezept verschreibbar oder müssen sogar täglich abgeholt werden. CBD Produkte können ohne Rezeptpflicht in Apotheken oder im Onlinehandel erworben werden.
Die Vorteile von Cannabidiol
Methadon ist das bekannteste Substitutionsmittel bei Opiatabhängigkeiten. Vielen ist nicht bekannt, dass es in ähnlicher Weise abhängig macht wie Heroin. Es löst jedoch nicht den Rausch aus. Der Stoff hat lediglich eine andere Wirkung, wird den Substituierten in reiner Qualität verabreicht und diese werden nicht weiter verfolgt. Es wird also ein normaleres Leben ermöglicht. Dennoch kann Methadon missbraucht werden, macht schwer abhängig und eine Überdosis kann tödlich sein. Das ist bei Cannabidiol anders. Nimmt man hier eine hohe Dosis ein, kann einen das müde machen. Das ist jedoch alles. Es macht nicht high. Im Normalfall nimmt man nicht so hohe Dosen ein. Weiterhin belastet Cannabidiol nicht die Organe oder tötet Hirnzellen ab.
Es ist also eine sichere Substanz, mit der man alt werden kann. Ein ganz normales Leben wird möglich, ohne dass der erste Stressfaktor einen zurückwirft. Damit kann CBD dabei helfen, vom Tabak, Alkohol, Opiate, Amphetamin, Kokain oder einem beliebigen anderen Wirkstoff fernzubleiben. Ob es jemandem wirklich hilft, kann jedoch nicht pauschal gesagt werden. Es kommt eben immer auf die Personen und Situationen an, ob CBD ausreichend hilft. Selbst wenn es nur etwas hilft, kann der Unterschied bereits sehr groß sein – ein geregelter Lebensablauf fernab von Problemkonsumenten und der Szene sind jedoch immer die Voraussetzung zum Ausstieg aus einer harten Sucht. Es kann und darf also auch hier kein „Wirkversprechen“ gegeben werden.
Wieso wirkt Cannabidiol gegen den Suchtdruck?
Die genauen Mechanismen, die in einem Süchtigen seine Sucht verursachen, können vermutlich nie abschließend ergründet werden. Es scheinen immer, oftmals unbewusst gespeicherte traumatische Erlebnisse als Auslöser zu greifen. Relativ sicher ist sich die Wissenschaft darüber, dass es ein Suchtgedächtnis gibt. Während Substanzen konsumiert werden, gibt es typische Abläufe, Situationen oder Rituale. Es gibt Empfindungen und Erlebnisse, die mit der Droge positiv verbunden werden. Das alles wird im Suchtgedächtnis gespeichert. Wer z. B. nach dem Essen oder bei Stress geraucht hat, der wird möglicherweise noch Jahre nach einer Entwöhnung in diesen Situationen denken, dass eine Zigarette genau das Richtige zur Entspannung wäre. Wenn diese Informationen im Suchtgedächtnis jedoch „gelöscht“ werden, setzen diese Schlüsselreize nicht mehr ein. Auf der US-Regierungsseite ncbi.nlm.nih.gov wird das unter „Cannabidiol disrupts the reconsolidation of contextual drug-associatet memories in Wistar rats“ zu Deutsch so erklärt: „Somit können etablierte Erinnerungen, die durch Missbrauchsdrogen induziert werden, nach Reaktivierung des Drogenerlebnisses blockiert werden. Zusammengefasst zeigen diese Ergebnisse den disruptiven Effekt von CBD auf die Dekonsolidierung kontextabhängiger drogenbezogener Erinnerungen und heben ihr therapeutisches Potenzial hervor, kontextuelle Erinnerungen, die mit Drogen assoziiert sind, abzuschwächen und folglich das Risiko eines Rückfalls zu reduzieren.“ Unter „Reaktivierung des Drogenerlebnisses“ ist z. B. der Moment nach dem Essen gemeint, in dem vor der Entwöhnung immer zur Zigarette gegriffen wurde. Dieses ist ein typisches Drogenerlebnis, dem kein entwöhnter Süchtiger aus dem Weg gehen kann, welches einen Rückfall begünstigt. Es können bei jedem Menschen andere Erlebnisse im Suchtgedächtnis abgespeichert sein. Keiner kann sich dem entziehen, erneut in diese Schlüsselreiz-Situationen zu gelangen. Mit Cannabidiol kann das Suchtgedächtnis jedoch abgeschwächt werden, um stabiler durch das suchtfreie Leben zu gehen.
Welche Dosis wäre notwendig?
Bei Cannabinoiden reagiert jeder unterschiedlich empfindlich und es kommt auf die Situation an. Es kann nicht eine exakte Dosis genannt werden, die für jeden passt. Es gibt Personen, bei denen bereits 10 bis 30 mg eine hohe medizinische Wirkung entfaltet. Bei einigen Leiden oder einigen Patienten reicht das jedoch nicht genügend. Es gibt damit Patienten, die mehrere 100 mg Cannabidiol am Tag einnehmen.
Eine Suchterkrankung kann je nach Verlauf mit geringen oder erst ab höheren Mengen genügend gedämpft werden. Es wird in keinem Fall ein Fehler sein, mit morgens und mittags 5 bis 10 mg und abends 10 bis 30 mg zu beginnen. Sollte man empfindlich reagieren, würden diese CBD-Mengen einen nicht aus der Bahn werfen. Auch das wären dann nur ein oder zwei sehr ruhige Tage. Wenn diese Mengen nicht genügen, können sie gesteigert werden sowie man in akuten Stresssituationen etwas mehr einnehmen kann. Es ist ein wenig so, dass der Patient seine Dosis finden muss, mit der er sich wohlfühlt und seinen Suchtdruck genügend dämpft. Bei Unsicherheiten wäre ein kundiger Arzt zu befragen, der durch diesen Artikel natürlich nicht ersetzt werden kann.
Stoffgebundene und nicht stoffgebundene Sucht
Bei einer Suchterkrankung denken viele ausschließlich an die stoffgebundenen Suchtformen wie Alkoholismus oder der Opiatabhängigkeit. Eine nicht stoffgebundene Sucht wäre als Beispiel die Spielsucht. Aber auch Sport, Chatten, Fress- oder Magersucht und Sex können süchtig machen. Es wird häufig von Verhaltenssüchten gesprochen. Bei den Betroffenen aktivieren diese Handlungen das Belohnungszentrum im Gehirn, wie bei anderen der Alkohol oder das Opiat. Damit wirken diese Handlungen auf die Betroffenen genau wie eine Droge. Es können sogar psychische Entzugssymptome wie bei einem Drogenentzug festgestellt werden. Auch bei einer nicht stoffgebundenen Sucht fallen die Betroffenen nach der Entwöhnung in ein Loch oder kippen bei Stress direkt um. Sie bringen Haus und Hof genau wie ein Alkoholiker oder Junkie durch, ohne dagegen ansteuern zu können. Selbst bei einer nicht stoffgebundenen Sucht ist der Suchtdruck das Problem, mit dem die Betroffenen lange nach der Entwöhnung noch beim kleinsten Stressfaktor rückfällig werden. Damit kann hier Cannabidiol ebenfalls dabei helfen, die Ruhe und Gelassenheit zu bewahren, mit der das Leben weitergeht.
Nicht jeder reagiert gleich
Eine Sucht kann ganze Existenzen vernichten, viele werden bei angepriesenen „Wunderlösungen“ hochgesteckte Hoffnungen haben. Es darf jedoch nie vergessen werden, dass jeder Mensch anders ist. Es wird nicht jeder von den gleichen Stoffen oder Handlungen süchtig. Es reagiert auch nicht jeder auf die gleichen Substitutionsmittel auf die gleiche Weise. Bei einigen wird Cannabidiol bereits in geringen Dosierungen signifikant helfen, bei anderen gar nicht. Genau deswegen wäre nicht allein zu testen, welche Mengen gut vertragen werden. Es wäre zudem über mehrere Wochen zu prüfen, ob denn diese Menge auch den Suchtdruck wirklich dämpft. Als Drittes kann getestet werden, ob weniger Cannabidiol einen genügenden Effekt hat, da es immerhin Geld kostet. Würde man in einer Stresssituation doch nervös werden, nimmt man eben etwas mehr, wie es auch mit anderen Akutmedikamenten gemacht wird.
Wissenswertes
Die große Gefahr beim Durchbrechen der einen Sucht ist der Weg in die nächste. Es ist bei Schwerstabhängigen nicht allein der Rückfall, sondern auch der Wechsel von einem Stoff zum anderen normal. Wer jedoch harte Konsummuster ausprägt, wird auch mit der anderen Substanz einen starken Konsum ausprägen. Das wissen gerade die Süchtigen, die miteinander ihre Gedanken austauschen. Deswegen hat es sich seit Langem etabliert, dass ein Teil der Süchtigen anstelle vom Alkohol, den Opiaten oder den Medikamenten auf potenten Hanf umsteigt. Dieser ist bei starken Konsumformen wenigstens weniger schädlich, es wird eher ein normaleres Leben möglich. Diese Erkenntnisse, dass potenter Hanf „das geringere Übel“ bei einer Suchterkrankung sein kann, ist bekannt. Demnach hat Dr. Edward A. Birch im Magazin „The Lancet“ bereits im Jahr 1889 über Behandlungserfolge mit potentem Hanf bei Opiatabhängigen berichtet. Zu diesen Zeiten war die Wirkstoffzusammensetzung im Marihuana anders, als heute in den Coffeeshop-Gräsern.
In diesen ist bis über 20 % THC enthalten, aber weniger als 0,2 % CBD. Vor dem Zeitalter der internationalen Drogenverbote gab es auch Cannabis oder daraus gewonnenes Haschisch mit hohem THC-Gehalt. Hier war jedoch deutlich mehr CBD enthalten. Weiterhin gab es viele Cannabis- oder Haschischsorten, in denen der Gehalt von THC und CBD fast ausgeglichen war. CBD entschärft die Gefahren von THC, welches sehr rein und in hohen Konzentrationen eingenommen selbst für gesunde Konsumenten unangenehm werden kann. Cannabidiol kann ganz allgemein bei der Entwöhnung von Substanzen hilfreich sein und die Auswirkungen vom Entzug abfedern. CBD kann auch bei einem Verlangen nach potentem Cannabis den Suchtdruck abfedern. Vielen starken Cannabisrauchern hat es bereits genügend geholfen, ohne Tabak zu konsumieren, da das Nikotin einen zum ständigen Konsum anregt. Wer Cannabis tabakfrei konsumiert, der konsumiert tendenziell bewusster und damit seltener, weniger und unproblematischer.