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„Tödliche Infektion durch Krankenhauskeime“ – solche und ähnliche Schlagzeilen häufen sich in letzter Zeit immer mehr. Die Nachrichten über Bakterien, die resistent gegen Antibiotika sind, reißen nicht ab. Es wird Zeit, dass eine wirksame Behandlungsmethode gegen derart widerstandsfähige Erreger gefunden und eingesetzt wird. Wirkstoffe aus der Cannabispflanze – wie CBD – scheinen ein wichtiger Schritt (zurück) in die richtige Richtung zu sein.
Cannabis von jeher als natürliches Antibiotikum genutzt
Seit vielen tausend Jahren benutzen die Menschen die verschiedenen Wirkstoffe der Cannabispflanze bereits als antibakterielles Medikament. Die Anwendung erfolgt intern in Form von Inhalation, Nahrungsmitteln oder Tees, Ölen oder Kapseln oder in externer Form als Tinkturen, Salben, Umschläge oder Ölen. Auf fast allen Kontinenten ist die antiseptische, entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkung von Marihuana bekannt. Schon die alten Ägypter verwendeten das Kraut als Heilmittel.
In vielen Kulturen weltweit wurden chronische Erkrankungen erfolgreich mit Cannabis behandelt – darunter etwa Gonorrhoe (Tripper), Ruhr, Tuberkulose und Blutvergiftung. Das Rohharz der Cannabispflanze kam noch vor etwa 200 Jahren gegen Tetanus und Cholera zum Einsatz. Auch Lungen-, Haut- und Augenkrankheiten sprechen schon lange gut auf die Behandlung mit Cannabis an. Sogar gegen Malaria soll die Pflanze helfen. Erst in der Mitte des 20. Jahrhunderts verbannte die westliche Welt die Hanfpflanze aus der Medizin. Sie wurde als Droge verteufelt und verschwand größtenteils in der Illegalität. Die Cannabis-Forschung war dementsprechend eher zurückhaltend. Seit einigen Jahren beschäftigen sich Wissenschaftler wieder zunehmend mit der heilenden Wirkung von Cannabis. Damit geht eine schrittweise Re-Legalisierung in vielen Ländern einher.
CBD wirkungsvoller als Antibiotikum
Im Kontext der antibakteriellen Wirkung von Cannabis legt die Forschung ein besonderes Augenmerk auf die einzelnen Cannabinoide, also die einzelnen Wirkstoffe der Pflanze. Im Mittelpunkt dabei stehen Cannabidiol (CBD), Cannabichromen (CBC), Cannabinol (CBN), Cannabigerol (CBG) und Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC). Diese Cannabinoide weisen durchwegs eine höhere Wirksamkeit als das derzeit stärkste erhältliche Antibiotikum, Vancomycin, auf. Auch gegen Pilzbefall und psychische Probleme wirkt Cannabis sowie zur allgemeinen Stärkung des Immunsystems.
Im Jahr 2008 veröffentlichten der Italiener, Giovanni Appendino, und der Engländer, Simon Gibbons, eine Studie, in der sie auf eine bahnbrechende Entdeckung aufmerksam machten. Alle der fünf oben genannten Cannabinoide bekämpfen Bakterien anders und effektiver als synthetische Antibiotika. Sogar im Kampf gegen die gefährlichen MRSA-Bakterienstämme, die gegen die meisten Antibiotika bereits resistent sind, schlagen CBD & Co. sich gut. MRSA steht für Methicillin Resistant Staphylococcus Aureus. Dabei handelt es sich um eine Mutation des eigentlich gewöhnlichen Erregers Staphylococcus aureus.
Wie und warum Cannabinoide Bakterien besser bekämpfen als künstlich erzeugtes Antibiotikum konnten die Forscher noch nicht herausfinden. Die Tatsache, dass es überhaupt funktioniert, führte jedoch zu weiteren intensiven Bemühungen, mehr über CBD, CBN, CBC, CBG und THC herauszufinden. In Zukunft dürfen wir wohl noch viele positive Ergebnisse in der Cannabis-Forschung erwarten.
Antibiotika: Ursachen für Resistenzen
Nachdem Alexander Flemming 1928 das Penicillin entdeckt hatte, wurde es ab 1942 zur Behandlung von vielen Infektionskrankheiten verschrieben. Die Massenproduktion setzte kurze Zeit später ein und so kam es, dass Antibiotikum immer häufiger eingesetzt wurde – leider zunehmend auch für Erkrankungen, die mit Antibiotikum nicht zu bekämpfen waren. Dazu zählen unter anderem Leiden, die durch Viren hervorgerufen werden. Antibiotika können nur Bakterien, nicht jedoch Viren bekämpfen. Das Fatale ist, dass Bakterien oft nicht komplett durch die Einnahme von Antibiotika eliminiert werden. Die überlebenden Bakterien entwickeln durch Mutationen in den folgenden Generationen neue Strategien, damit der Nachwuchs bei der erneuten Gabe des gleichen Antibiotikums ungeschoren davonkommt. Nur die Stärksten überleben und bringen wiederum starke und immer noch stärkere Nachkommen hervor. Ist dies der Fall, handelt es sich um eine Resistenz.
Durch den falschen Einsatz eines Antibiotikums können diese Resistenzen begünstigt werden. Auch Patienten tragen Mitschuld an der Ausbreitung von resistenten Keimen – nämlich dann, wenn sie das verschriebene Medikament nicht so einnehmen, wie der Arzt es angeordnet hat und etwa die Therapie früher abbrechen, wenn sie sich gesund fühlen, anstatt erst dann, wenn alle Bakterien abgetötet sind. Antibiotikaresistenzen entstehen derzeit zudem rasant durch Massentierhaltung, wo die Medikamente eingesetzt werden, um Keime, die sich bei nicht artgerechter Tierhaltung unkontrolliert ausbreiten können, in den Griff zu bekommen. Nicht nur durch tierische und menschliche Ausscheidungen, sondern auch durch Reinigungsmittel und Kosmetika mit antibakterieller Wirkung gelangen Antibiotika beispielsweise in die Umwelt und verursachen dort weitere resistente Bakterien.
Auf diese Weise entstanden unter anderem die gefürchteten MRSA-Bakterienstämme, die primär für Menschen mit geschwächtem Immunsystem tödlich enden können. Diese Art von Bakterien breitet sich mit Vorliebe in Krankenhäusern aus, weshalb sie auch unter dem Namen „Krankenhauskeime“ bekannt ist. Gelegentlich geistert das Schlagwort „Postantibiotische Ära“ durch die Medien. Damit ist gemeint, dass wir eventuell bald an einem Punkt angekommen sein werden, an dem synthetische Antibiotika nicht mehr wirksam zur Bekämpfung von Infektionen eingesetzt werden können, da die resistenten Bakterien damit nicht mehr zu stoppen sein werden. Selbst kleine Infektionen hätten dann wieder das Potenzial, für Mensch und Tier tödlich zu verlaufen. Umso wichtiger ist es, eine geeignete Alternative zum Antibiotikum zu finden.
Cannabis: Antibiotikum der Zukunft?
Vor diesem Hintergrund scheinen die Cannabinoide CBD, CBN, CBD, CBG und THC prädestiniert als zusätzliche Medikamente, wenn menschengemachte Antibiotika versagen. Anstatt den Einsatz von Antibiotika zu strapazieren, wäre es denkbar, Cannabis-Produkte bereits im Anfangsstadium von Infektionen anzuwenden, damit es erst gar nicht zu einem dramatischen Krankheitsverlauf kommt. Wie Gibbons und Appendino vermuten, entwickelte die Cannabis-Pflanze wirksame Stoffe, um sich damit gegen Mikroben wie Bakterien zu schützen. Da sie selbst gegen MRSA offenbar Erfolge vorweisen, könnten die Bestandteile der Cannabis-Pflanze vielleicht tatsächlich die neue Wunderwaffe gegen Infektionen sein.