Eine Lungenentzündung ist eine Entzündung der Lungenbläschen mitsamt dem dazwischenliegenden Gewebe. Typischerweise tritt eine Lungenentzündung als Begleiterscheinung von Infektionen auf, sie kann aber auch durch das Einatmen giftiger Dämpfe entstehen.
Je nach Schwere der Erkrankung kann eine Lungenentzündung auch zu akutem Sauerstoffmangel führen und lebensgefährlich werden. In so einem Fall ist in der Regel eine künstliche Beatmung im Krankenhaus notwendig. Ein besonders hohes Risiko an einer schweren Lungenentzündung haben Kinder, ältere Menschen sowie Menschen mit einem geschwächten Immunsystem.
CB2-Rezeptoren, die an der Regulierung entzündlicher Prozesse beteiligt sind, finden sich im gesamten Körper, insbesondere aber auch in der Lunge, sodass sich hier die Frage stellt, inwiefern Cannabinoide wie CBD, welche vornehmlich am CB2-Rezeptor wirken, nützlich sein könnten bei der Behandlung einer Lungenentzündung. Doch nicht nur die entzündungshemmende Wirkung, sondern auch die mittlerweile bekannte antibakterielle Wirkung von CBD, könnte zur Behandlung von Lungenentzündungen interessant sein.
CBD bekämpft Bakterien
Eine im April 2022 veröffentlichte Studie kam zu dem Ergebnis, dass CBD gegen eine Reihe von Bakterien wirksam ist, unter anderem auch gegen einige Arten, die eine Lungenentzündung auslösen können. Im Labor wurden Bakterienkulturen einer Konzentration von CBD ausgesetzt, wie sie üblicherweise bei einem Patienten im Körper vorhanden wäre, wenn dieser eine übliche Behandlungsdosis CBD einnimmt. Dabei zeigte sich, dass die Vermehrung einiger gramnegativer Bakterien, insbesondere auch jener von Klebsiella pneumoniae und Pseudomonas aeruginosa, welche zu bekannten Auslösern von Lungenentzündungen zählen, deutlich eingedämmt wird. CBD wirkt hierbei, indem es den Aufbau der Zellmembran neuer Bakterien im Zuge der Zellteilung blockiert. Dies ist ein ähnlicher Wirkungsmechanismus, welchen auch verschiedene Antibiotika haben.
Deswegen wurde in dieser Studie zusätzlich auch die Kombination von CBD und dem Antibiotikum Polymyxin B untersucht. Polymyxin B wurde aus dem Grund ausgewählt, weil dieses Antibiotikum oftmals bei schwerer Infektion als lebensrettende Maßnahme eingesetzt wird, jedoch in den vergangenen Jahren zunehmend das Problem auftrat, dass immer mehr Bakterien Resistenzen dagegen entwickelt haben. Es zeigte sich, dass durch die Beigabe von CBD, das keimhemmende Potenzial von Polymyxin B deutlich erhöht werden kann. Unter anderem erwies sich diese Kombination als sehr effektiv gegen den Erreger von Tuberkulose, Mycobacterium tuberculosis, eine Erkrankung, die unter anderem mit schwerer Entzündung und Schädigung der Lunge einhergeht. Gemessen wurde der Grad der antibakteriellen Wirkung an der Anzahl der Zellkolonien pro definierter Fläche einer Bakterienkultur, vor und nach Behandlung mit CBD oder der Kombination von CBD und Polymyxin B.
CBD lindert auch die eigentliche Entzündung
Da es in der Lunge auch Rezeptoren gibt, an denen CBD andocken kann, kann es auch dort direkt vor Ort die Entzündung mithilfe immunologischer und enzymatischer Prozesse lindern. Durch eine Studie an Mäusen aus dem Jahr 2014 kam man zu dem Schluss, dass CBD innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Verabreichung von mindestens 20 mg pro Kilogramm Körpergewicht, sowohl die Entzündung selbst drastisch reduziert, als auch als Prophylaxe gegen die mit ihr oft einhergehenden Folgeschäden wirksam ist. CBD führte in diesem Modell direkt in der Lunge zu einer drastischen Reduktion der entzündungsauslösenden Zytokine TNF und IL-6.
Eine massive Überproduktion von IL-6 ist die häufigste Todesursache bei einer Lungenentzündung. Auch wenn dieser Effekt bislang noch nicht am Menschen reproduziert wurde, deuten die Ergebnisse darauf hin, dass CBD auch beim Menschen ein hochwirksamer Kandidat zur Behandlung von Lungenentzündungen sein kann, da die hierbei involvierten Prozesse auch beim Menschen in der gleichen Weise existieren. Zum gleichen Resultat kam man auch bei einer durch Asthma ausgelösten Lungenentzündung in Mäusen. Auch hier zeigte sich durch die Gabe von CBD eine reduzierte Zytokinproduktion und somit ein Rückgang der Entzündung.
CBD als Unterstützung bei virusbedingter Lungenentzündung geeignet
Obwohl CBD nicht Viren an sich bekämpfen kann, liegt die Vermutung nahe, dass es eine sinnvolle Beigabe zur regulären antiviralen Therapie bei einer virusbedingten Lungenentzündung sein kann. Im Zuge der Coronapandemie wurde, ebenfalls an einem Mausmodell, untersucht, inwiefern CBD die typischen virusbedingten Lungenschäden reduzieren kann. Es zeigte sich, dass CBD auch hier, ähnlich wie bei bakteriell bedingten Lungenentzündungen, die Produktion entzündungsfördernder Zytokine reduzieren kann, was mit einer deutlich geringeren Sterblichkeitsrate einhergeht. Auf Basis dieser Erkenntnisse wurde empfohlen, in naher Zukunft die ersten klinischen Studien am Menschen durchzuführen.