Angsterkrankungen sind eine weitverbreitete Problematik. Der eigentlich sinnvolle Mechanismus der Angst, der den Menschen vor Gefahren schützen soll, verkehrt sich hier in einen Teufelskreis, der das Leben massiv einschränken kann. Die Ausprägungen der Ängste reicht hier von einzelnen situationsbedingten Ängsten, bis zu einer generalisierten Angststörung, die unter Umständen das Verlassen der eigenen Wohnung bereits unmöglich machen kann.
Die medikamentöse Behandlung der Schulmedizin ist in den vergangenen Jahrzehnten hier in ihrer Entwicklung zum Stillstand gekommen. Es werden nach wie vor in erster Linie Antidepressiva und Benzodiazepine verwendet, um die Beschwerden zu eliminieren. Bei Benzodiazepinen besteht ein enormes Suchtrisiko, weshalb diese für eine dauerhafte Medikation nur sehr bedingt geeignet sind. Es ist bekannt, dass CBD eine angstlösende Wirkung hat, da es auch Paranoia, die eine typische Nebenwirkung von THC ist, lindern kann. Deswegen geriet CBD zunehmend in den Fokus einiger Forschungsarbeiten, um sein Potenzial zur Behandlung von Angsterkrankungen zu nutzen.
Vielversprechende Studienlage
Eine der größten Studien auf diesem Gebiet stammt bislang aus den USA und wurde im Jahr 2019 veröffentlicht. Ziel dieser Studie war es, herauszufinden, wie sich das Angstlevel bei Personen mit einer chronischen Angsterkrankung verändert, wenn sie CBD verabreicht bekommen. Die Studie bestand aus 72 freiwilligen Patienten. Die Patienten erhielten über den Zeitraum von einem Monat jeden Morgen 25 mg CBD in Kapselform. Sowohl zu Beginn der Studie, als auch am Ende des Monats, wurden anhand von Fragebögen die Intensität der Angst ermittelt. Parallel dazu wurde nach einem ähnlichen Muster auch die Schlafqualität abgefragt und beziffert, da Schlafstörungen ein häufiger Begleiter von Angsterkrankungen sind.
Es zeigte sich, dass bereits nach 1 Monat bei 57 Teilnehmern, die Intensität der Angst auf der Bewertungsskala erheblich verringert war. Um die Intensität des persönlichen Angstempfindens in Zahlen fassen zu können, wurde die sogenannte Hamilton-Angstskala verwendet. Bei den 57 Patienten, die auf die Behandlung mit CBD mit einer Verbesserung reagierten, reduzierte sich die Intensität der Angst auf der Hamilton-Skala von durchschnittlich 24 Punkte auf 13 Punkte. Auch die Schlafqualität verbesserte sich bei 48 Patienten signifikant.
Der aus den Fragebögen abgeleitete Pittsburgh-Schlafqualitätsindex verringerte sich im Schnitt von 23 Punkte auf 11 Punkte. Ein Teil der Patienten führte die Gabe von CBD noch für weitere 2 Monate fort, jeweils mit einer Nachuntersuchung nach jedem abgeschlossenen Monat. Während dieser Phase blieb die Intensität des Angstempfindens sowie die Schlafqualität im Wesentlichen konstant. Die stärksten Veränderungen zeigten sich innerhalb des ersten Monats.
Verschwindend geringe Nebenwirkungen
Die Medikamente, die bisher von der Schulmedizin gegen Angsterkrankungen zur Anwendung kommen, haben teilweise drastische Nebenwirkungen. Benzodiazepine können körperlich schwer abhängig machen. Ein Entzug von Benzodiazepinen kann in Folge von schweren Krampfanfällen sogar tödlich verlaufen, während selbst ein Entzug von Opiaten in der Regel nur sehr unangenehm, jedoch nicht gefährlich ist. Antidepressiva wie Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer haben oftmals eine Gewichtszunahme und weitere Nebenwirkungen zur Folge, die den Alltag einschränken. Im Vergleich dazu, treten bei CBD praktisch überhaupt keine nennenswerten Nebenwirkungen auf. Bei der oben angeführten US-Studie berichteten lediglich 3 Patienten über leichte Nebenwirkungen, wie vorübergehende Sedierung bei Behandlungsbeginn.
CBD löscht möglicherweise Angstgedächtnis
Die bisher verwendeten Medikamente der Schulmedizin, zielen in ihrem Wirkungsspektrum rein auf die Symptomebene ab. Die Symptome werden eliminiert, jedoch falsch abgespeicherte Verhaltensmuster, die ursächlich für das Erlernen dieser Angst maßgeblich waren, werden auf diese Weise nicht korrigiert. Hier könnte CBD laut neuesten Erkenntnissen einen interessanten Behandlungsansatz bieten. In einer weiteren US-Studie aus dem Jahr 2015 konnte anhand von einem Rattenmodell gezeigt werden, dass CBD den Prozess des Überschreibens von erlernten angstbezogenen Konditionierungen verbessern kann.
Es durchbricht offenbar den Teufelskreis der sogenannten kontextuellen Angstkonditionierung. Diese besagt, dass wenn auf einen Reiz mehrmals eine tatsächliche negative Empfindung folgt, der auslösende Reiz als Angst behaftet abgespeichert wird und man auch in Zukunft mit Angst auf diesen Reiz reagieren wird, auch wenn keinerlei negative Erfahrung mehr darauf folgt. Das Angstgedächtnis ist auf diesen Vorgang konditioniert und kann oftmals nur schwer wieder verlernt werden.
Im Modell zeigte sich, dass die Verabreichung von CBD zumindest bei Ratten, genau dieses Abrufen der gespeicherten Angstreaktion blockiert und die angsttypischen Reaktionen ausbleiben, auch wenn der initial als bedrohlich gespeicherte Reiz erlebt wird. Eine erstaunliche Feststellung war, dass diese Reaktion sogar 3 Wochen nach der Verabreichung noch feststellbar war. Auf diese Weise könnte es auch beim Menschen möglich sein, dass Angstpatienten unter Umständen seit Jahren festgefahrene Angstkonditionierungen, unter der Zuhilfenahme von CBD leichter überschreiben und durchbrechen können.