Die Haut ist das größte Organ unseres Körpers und dient als äußerster Schutz vor Verletzungen und Infektionen. Früher stellten sich die Menschen dieses große Membranorgan als passive Wand vor, anstatt als komplexes System, das neuronale Netzwerke, Immun- und Sinneszellen, Haarfollikel, Schweiß und Talgdrüsen umfasst.
Die Lipidschicht der Haut ist eine physio-chemische Barriere mit einem leicht sauren pH-Wert und antimikrobiellen Eigenschaften, die das Hautmikrobiom steuert. Die Sebozyten (Talgdrüsen) tragen mit ihrem fettreichen Sebum (Talg), einer öligen Substanz, zu dieser Barrierefunktion bei. Eine unausgewogene Sebumproduktion kann zu Akne und trockener Haut führen, die mit weiteren Hautkrankheiten einhergehen kann. Ungeachtet dessen, dass die meisten dermatologischen Erkrankungen normalerweise nicht tödlich sind, können ihre Symptome die Lebensqualität der Patienten drastisch beeinträchtigen.
Aber wie ist nun der Zusammenhang zwischen Cannabinoiden und dem Organ der Haut? Interessanterweise sind in letzter Zeit immer mehr klinische Fälle mit dermatologischen Funktionsstörungen wie Akne, Haarausfall und frühem Einsetzen der Hautalterung aufgetreten. Diese Fälle korrelierten mit dem Missbrauch synthetischer Cannabinoide, die als rezeptfreie Cannabispräparate gekauft werden konnten. Die Relevanz dieser Befunde zeigt bereits die starke Wechselwirkung zwischen Cannabinoiden und der Homöostase der Haut auf.
An der dermatologischen Universität Münster wurden 2015 erstmals von Sonja Ständer und ihren Kollegen die humanen Cannabinoidrezeptoren CB1 und CB2 in Sebozyten nachgewiesen und zeigten damit das Potenzial von Cannabinoiden auf, die Homöostase der Sebumproduktion zu beeinflussen. Diese Hypothese wurde noch von einer zweiten Forschergruppe weiter untermauert. In einem Experiment wurden die CB2 Rezeptoren gezielt in Sebozyten ausgeschaltet und konnten damit die dermale Lipidproduktion drosseln, wohingegen exogen applizierte Endocannabinoide die Lipidproduktion steigerten.
Dies zeigt die Wichtigkeit des CB2 Rezeptors in der sebozytischen Lipogenese. In der darauffolgenden Zeit wurden dann schließlich weitere Komponenten des Endocannabinoidsystems (ECS) auch in anderen Hautzelltypen wie den Schweißdrüsenzellen, Mastzellen und Fibroblasten nachgewiesen. Auch die Synthesemaschinerie und die wichtigsten Degradationsenzyme der Endocannabinoide wurden in Sebozyten gefunden und komplementieren damit das komplexe Bild des dermalen ECS.
Das Phytocannabinoid Cannabidiol zeigt Anti-Akne-Effekte
Das klinische Bild der gewöhnlichen Akne (Acne vulgaris) zeigt eine Verhornung der Haut im Bereich der Talgdrüsen durch übermäßige Vermehrung der Keratinozyten, während die Abschuppung nicht ausreicht. Die Folge ist eine Anhäufung von Hornmaterial und somit ein Verschluss des Haarfollikels. Zusätzlich produzieren die Sebozyten übermäßig viel Sebum, das sich im Haarfollikel ansammelt. Es entsteht ein Komedo (Mitesser), der sich im Weiteren durch Besiedelung von Bakterien entzünden kann und sich zur Pappel oder Pustel entwickelt.
Cannabidiol (CBD), das am meisten untersuchte nicht-psychotrope Phytocannabinoid (aus Pflanzen stammend), zeigt ein komplexen Anti-Akne-Effekt durch eine Normalisierung von pro-Akne Faktoren wie exzessive Sebumproduktion, vermehrte Proliferation von Keratinozyten und bakterielle Entzündungen. Es ist festzuhalten, dass CBD nicht die Sebum Lipogenese hemmt, sondern vielmehr wieder in Balance bringt. Darüberhinaus hat CBD auch eine antimikrobielle Wirkung auf dermal-pathogene Bakterien (Propionibacterium acnes), die bei dem weiteren Verlauf der Akne beteiligt sind und die klinischen Symptome verstärken.
Dieses Potenzial von CBD ist bereits in einer speziellen dermalen Formulierung mit einem synthetischen CBD, BTX 1503, enthalten, das sich in einer klinischen Phase-II-Studie befindet (ClinicalTrials.gov ID: NCT03573518). Auch ätherisches Öl, das aus der Hanfpflanze gewonnen wird, besteht aus einer Vielzahl von Terpenen mit anti-mikrobiellen Eigenschaften gegenüber P. acnes und sind zusätzlich entzündungshemmend. Dadurch können auch die Hanfterpene ein weiterer Baustein für eine dermale Formulierung sein. Dies zeigt das enorme Potenzial von CBD und anderen Molekülen aus der Hanfpflanze in Hautpflegeprodukten.
Darüber hinaus haben Cannabinoide Schlüsselfunktionen in der Steuerung der Immunantworten in der Haut, die nicht nur auf Immunzellen beschränkt ist. Diese immunmodulierende Wirkung ist auch in Talgdrüsen und vielen anderen Zelltypen vorhanden, die pathogen- und gefahrassoziierte Erkennungsrezeptoren enthalten. Diese Zellen koordinieren die lokalen Immunantworten und die Produktion von pro-und anti-inflammatorischen Mediatoren.
Dieser Mechanismus steht unter strenger Kontrolle des ECS und konnte elegant durch CB1- und CB2-Double-Knockout-Mäuse demonstriert werden, die anfälliger für allergisch induzierte Hautentzündungen waren. Komplementär wurden die Entzündungsreaktionen bei Mäusen mit vermehrten Cannabinoid-Rezeptoren oder nach dermal verabreichten Cannabinoiden, unterdrückt. Zu guter Letzt sollte auch angemerkt werden, dass einige weiter nicht-psychotrope Phytocannabinoide (CBD, CBDV, CBG, CBGV und THCV) CBD-ähnliche Effekte in humanen Sebozyten aufweisen.
Zusammenfassend unterstreichen diese Daten erneut die Komplexität des Endocannabinoid-Systems und den vielversprechenden Weg von dermal appliziertem CBD in der Aknebehandlung und für eine bessere Lebensqualität durch Linderung der Symptome.