Durch den zumindest theoretisch erleichterten Zugang zu medizinischem Cannabis in Deutschland und die darauffolgenden unzähligen Anträge auf eine Kostenübernahme ist es nun selbst für Kritiker schwierig, das medizinische Potenzial der Cannabispflanze und ihrer Cannabinoide zu leugnen. Neben THC erregt auch CBD die Aufmerksamkeit vieler Menschen mit den verschiedensten Beschwerden. Vor allem in der Schweiz und in Österreich scheint das Geschäft mit Cannabidiol auf viel Zuspruch zu stoßen. Viele Hersteller spezialisieren sich auf Blüten, CBD-Öle sowie diverse Nahrungsmittel, in denen das wertvolle Cannabinoid enthalten ist. Jetzt erregt ein anderes Cannabinoid, dem bis dato eher weniger Aufmerksamkeit zuteilwurde, das Interesse vieler Hanffreunde und Patienten: Cannabigerol oder CBG.
CBG – Cannabigerol
Cannabigerol (CBG) ist ein Phytocannabinoid der Cannabispflanze. Im Gegensatz zu Endocannabinoiden, die im menschlichen Körper gebildet werden, kommen Phytocannabinoide in Pflanzen vor. Ebenso wie Cannabidiol besitzt CBG keine psychoaktive Wirkung. 1964 wurden Forscher erstmals auf das Cannabinoid aufmerksam. Man fand heraus, dass das Cannabinoid einer der ersten Inhaltsstoffe ist, die zu Beginn der Blütephase gebildet werden. 2013 analysierten Forscher der TU Dortmund den Cannabinoidgehalt einer medizinischen Sorte aus den Niederlanden. In Laufe der Blütephase von acht Wochen führte man jede Woche eine Analyse durch. Es stellte sich heraus, dass der CBG-Gehalt in der sechsten Woche am höchsten war. In den meisten Sorten kommt CBG für gewöhnlich in einer Konzentration von weniger als 1 % vor.
Man nimmt an, dass CBG als Ausgangsstoff vieler anderer Cannabinoide ist. Wie bereits erwähnt, findet man Cannabigerol in einer höheren Konzentration zu Beginn der sich entwickelnden Cannabispflanze. Zunächst kommt es in saurer Form vor und ist als CBGA oder Cannabigerolsäure bekannt. Im Laufe der Blüte wird CBGA durch Enzyme entweder zu THCA (Tetrahydrocannabinolsäure) oder CBDA (Cannabidiolsäure) abgebaut. Durch das Trocknen und Aushärten der Blüten bilden sich aus den Säuren die nicht-sauren Cannabinoide THC, CBD und eben CBG. Man geht davon aus, dass sich alle Cannabinoide, die sich während dieses Vorgangs entwickeln, ursprünglich aus CBGA gebildet werden. Amerikanischen Forschern ist es nun erstmals gelungen, diesen Prozess zu stoppen und CBG in der Pflanze in einer hohen Konzentration zu behalten.
In einem Basler Shop setzt man nun auf das unbekannte Cannabinoid, das auch in Deutschland legal erhältlich ist.
Cannabigerol als Alternative zu CBD?
In Adam‘s CBD Shop erhalten Kunden nun exklusiv die Möglichkeit, Cannabigerol zu testen. Der Inhaber Mazlum Alcar ist nach eigenen Angaben der bisher einzige Händler in der Schweiz, bei dem dieses interessante Cannabinoid erhältlich ist.
Von seinen Kunden erhält er eine durchwegs positive Rückmeldung. Obwohl CBD bei Menschen mit verschiedensten Beschwerden hoch im Kurs steht, greift Mazlums Kundschaft lieber auf CBG zurück. Das Cannabinoid ist zwar doppelt so teuer, aber die meisten Kunden, die es ausprobiert haben, ziehen es dem CBD vor, so der Besitzer des Ladens an der Heuwaage. Seine Frau kann die Wirkung von Cannabigerol nur bestätigen. Sie behandelt damit erfolgreich ihre extremen Kopfschmerzen und ist nicht mehr auf Schmerztabletten angewiesen. Nach dem Konsum sei sie bereit fürs Sofa und wolle nur noch entspannen, so Irmark Alcar.
Bisher konnten sie über Weedz AG aus Zürich eine beachtliche Meneg beziehen. Für die Zukunft hofft Mazlum jedoch, die Pflanzen selbst anbauen zu können.
Medizinisches Potenzial von CBG
Hinsichtlich der medizinischen Wirkung geht man davon aus, dass Cannabigerol als schwacher Antagonist des CB1-Rezeptors wirkt. So kann es die Wirkung von CB1-Agonisten, wie THC, hemmen und die Effekte anderer Cannabinoide unterdrücken. Ähnliches lässt sich bei der Wirkung von CBD beobachten. Es ist noch nicht eindeutig geklärt, ob CBD auf den CB2-Rezeptor eine agonistische oder antagonistische Wirkung ausübt.
Die Forschung über die Wirkung und das medizinische Potenzial vermeintlich unbekannter Cannabinoide steckt noch in den Kinderschuhen. Dennoch lassen Studien der vergangenen Jahre das medizinische Potenzial des Cannabinoids erahnen. So konnten Forscher der University of Reading (UK) in zwei Studien aus den Jahren 2016 und 2017 die appetitanregende Wirkung von CBG belegen. Bereits im Jahr 2013 untersuchte man an der italienischen Universität Neapel Frederico die Auswirkungen von Cannabigerol auf entzündliche Darmerkrankungen. Es stellte sich heraus, dass CBG entzündungshemmende und antioxidative Eigenschaften besitzt.
Wir dürfen gespannt sein, welche neuen Erkenntnisse uns die Forschung in Zukunft über dieses noch unbekannte Cannabinoid liefert. Trotz mangelnder wissenschaftlicher Belege scheint CBG jedoch ein weiteres Cannabinoid der Cannabispflanze mit enormen medizinischem Potenzial zu sein.
CBG Studien
- Appetitanregende Wirkung von Cannabigerol aus dem Jahr 2016
- Und aus dem Jahr 2017
- Eine Italienische Studie zum Thema CBG
- Die Studie der TU Dortmund zum Thema CBG