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Beim Cannabis denken viele zuerst einmal an Kiffen und High sein. Dabei ist dieses High als Rauschwirkung auf ein einziges Phytocannabinoid zurückzuführen. Alle anderen Phytocannabinoide beeinflussen höchstens dieses High vom THC, machen für sich allein jedoch nicht high. Beim Cannabis und den Cannabinoiden kann jedoch auch an das Endocannabinoid-System gedacht werden. Hier werden körpereigene Cannabinoide als sogenannte Endocannabinoide ausgeschüttet. Anandamid war das erste im Jahr 1992 entdeckte endogene Cannabinoid. Es ist dem Delta-9-THC sehr ähnlich. Kifft unser Körper?
Dem THC sehr ähnliches endogenes Cannabinoid
Hätte man eine genügende Menge Anandamid und würde dieses einnehmen, wäre die Wirkung vermutlich der Wirkung von THC und damit dem Kiffen sehr ähnlich. Anandamid wird als Name deswegen dem Ananda abgeleitet, welches aus dem Sanskrit stammt und „Glückseligkeit“ bedeutet. Man ist leicht weggetreten, gedankenlos und glücklich. Es ist ein Zustand, mit dem man die Welt und den ganzen Alltag neben sich lassen kann und auch die Zeit vergisst.
Beim Konsum von Cannabis oder den daraus gewonnen Cannabinoiden werden diese über die Lunge, den Darm oder den Schleimhäuten aufgenommen und in das Blut übertragen. Damit erreichen sie den ganzen Körper und wirken somit auch überall im Körper. Endogene Cannabinoide werden jedoch dort ausgeschüttet, wo sie an den Cannabinoid-Rezeptoren andocken und dadurch eine Reaktion auslösen sollen. Sie wirken also punktuell.
Es gab bereits Versuche, mit denen die Cannabinoide von Außen gezielt an einen Tumor unabhängig zur Blutbahn gebracht wurden, um die nötige Dosis zu erhalten, die durch Kiffen nicht erreichbar gewesen wäre. Da diese Cannabinoide nicht über das Blut flossen und nicht gut in die Blutbahn aufgenommen wurden, wirkten sie ebenfalls punktuell. Im normalen Alltag wäre solch ein „punktuelles Kiffen“ nur als äußere Anwendung bei Hauterkrankungen mit speziellen Cremes möglich. Ein „High“ bleibt dabei aus.
Arachidonylethanolamid
Der vollständige Name von Anandamid lautet „Arachidonyletanolamid“. Die Summenformel lautet C22H37NO2. Die Summenformel von Delta-9-THC lautet C21H30O2. Die Wirkung beider Moleküle ist sehr ähnlich, sie sind jedoch bei den enthaltenen Atomen und vor allem bei deren Anordnung zueinander ganz verschieden. Im 3D Modell wären sich die beiden Moleküle hingegen wieder sehr ähnlich.
Wird THC geraucht, dann hält die Wirkung wenige Stunden bis maximal vier Stunden an. Bei Anandamid dauert die Wirkung höchstens 30 Minuten. Beide Cannabinoide entfalten ihre Wirkung in verschiedenen Aspekten, die als Bemessungsgrundlage für die Wirkintensität gelten können. Die Wirkung von Anandamid wäre je nach Wirkpunkt um den Faktor 4- bis 20-mal schwächer. Würde eine sehr hohe Konzentration erreicht werden, dann könnte es das THC von den Cannabinoid-Rezeptoren verdrängen. Ansonsten wirken beide Cannabinoide zugleich. Anandamid kommt in höheren Lebewesen und auch in Kakao und Schokolade vor. Hier reichen die Mengen natürlich nicht, um sich damit eine Rauschwirkung zu verschaffen, sowie im Kakao weitere Wirkstoffe die Wirkung vom Anandamid beeinflussen würden.
Die Entdeckung von Anandamid wird dem tschechischen Chemiker Lumir Ondrej Janus und dem US-amerikanischen Pharmakologen William Anthony Devande zugeschrieben. Es war jedoch auch Raphael Mechoulam als Ur-Pionier der Cannabinoidforschung an dieser Entdeckung beteiligt. Im Entdeckungsjahr 1992 waren die Kreise der Forscher rund um die medizinische Wirkweise von Cannabinoiden noch viel überschaubarer, als in der Gegenwart.
Anandamid im Körper
Als Molekül ist Anandamid das Ethanolamin-Derivat der Arachidonsäure und eine vierfach ungesättigte Fettsäure. Vor allem im zentralen Nervensystem ist das Vorkommen oder die Konzentration höher. Es bindet an den CB1 und CB2 Rezeptoren sowie an den Vanilloid-TRPV1 Rezeptor. Auffällig ist das erhöhte Interagieren von Anandamid in Gehirnregionen, die für die Wahrnehmung sowie der Gedankenverarbeitung und den Bewegungsabläufen zuständig sind. Hier wird es eine besondere Rolle spielen, so die naheliegende Annahme.
Anandamid ist genau wie THC fettlöslich. Es ist nicht das einzig entdeckte endogene Cannabinoid. Es ist jedoch das endogene Gegenstück zum THC, auch wenn der Mensch hier kaum Einfluss auf seine „Dosis“ nehmen kann. Anandamid wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ein entscheidendes und nicht ersetzbares endogenes Cannabinoid sein, wenn es um die Erlangung vom Wohlbefinden geht. Diese „Glückseligkeit“, die bereits im Namen von Anandamid enthalten ist, wäre jedoch nur ein Wirkmechanismus. Die anderen Wirkungen werden jedoch ebenfalls ein Wohlbefinden ermöglichen, da sie dazu beitragen, den Organismus „in der Mitte“ und damit körperlich und geistig gesund halten.