Bevor die Frage thematisiert wird, ob Marihuanablüten erstattungsfähig werden, erst einmal eine Frage an jeden Leser. Wenn man unerträgliche Schmerzen hat und nicht mehr am normalen Alltagsleben teilnehmen kann oder der Krebs einen ohne medizinische Versorgung möglicherweise innerhalb von 24 Monaten tötet, wie viel ist einem die Linderung oder Heilung wert? Hier wird jeder antworten: „Alles, was ich noch habe!“ Natürlich gibt man es nicht freiwillig, aber bevor die Situation nicht gelindert werden kann, rückt man es freiwillig nach und nach raus.
Wenn Patienten leiden klingeln die Kassen
Ein Kunde, der kaufen muss, ist der gefragteste beim Unternehmer, weil man sich nur diesen Kunden nicht vergraulen kann. Die kommen auch zur Darmvorsorgeuntersuchung oder wegen der Magensondierung freiwillig angetrabt. Diagnosen wie der Diabetes vom Typ 1 sind auf Jahrzehnte sichere Einnahmen. Hätte der Pharmakonzern die Heilung für 50 Cents pro Patienten in der Schublade liegen, würde diese dort doch verschimmeln, um weiter abkassieren zu können.
Häufig ist es so, dass man sich in der Gesellschaft in Ebenen oder Kreisen bewegt. Die gesunden Leistungsträger träumen untereinander ihr Märchen von „jeder ist seines Glückes Schmied und kann alles erreichen, wenn er nur will“, die Harzler sehen das anders. Es kommt somit immer auf den Blickwinkel an. Wie sieht der Blickwinkel der Patienten oder eben der Hanfpatienten aus? „Die werden uns nicht heilen aber auch nicht sterben lassen, um kassieren zu können. Wie viel wir unnötig leiden müssen, ist denen egal, wenn die Bilanzen stimmen.“ Das könnten die Kernaussagen sein, wenn mit wirklich austherapierten Patienten gesprochen wird, die hoffen, dass Marihuanablüten erstattungsfähig werden.
Warum möchte die Pharma nicht, dass Marihuanablüten erstattungsfähig werden? Die Hanfpflanze kann sich der Unternehmer nicht einfach patentieren oder schützen. Eigentlich jeder könnte eine Anbaulizenz erwirken und einem den Markt streitig machen. Ein bedenkliches Medikament mit vielen Todesfällen hingegen lässt sich patentieren, um für viele Jahre Milliardengewinne zu erwirtschaften. Wenn Marihuanablüten erstattungsfähig werden, kann jeder Bauer mit Lizenz diese anbauen und die Pharma ist raus aus dem Geschäft. Deswegen wird bei weltweit nicht einem einzigen nachgewiesenen Cannabistoten von gesundheitlichen Gefahren gesprochen, während die Gefahren der Reagenzglas-Medikamente ausgeblendet werden, hier sterben Hunderttausende.
Pharmaindustrie tötet mehr Menschen als die Mafia
Peter C. Gotzsche hat kaum Einfluss darauf, ob Marihuanablüten erstattungsfähig werden, aber man könnte meinen, er habe einen noch kritischeren Blick auf die Pharma, als deren Patienten. Er vergleicht die Pharmakonzerne mit dem organisierten Verbrechen und erklärt, dass man rund 95% aller Arzneimittel einsparen könnte. Das sei jedoch nicht gewollt, weil damit auch der Absatz einbricht. Es werden Gutachten manipuliert und gefälscht, um bedenkliche Medikamente weiterhin vertreiben zu können.
Ein sehr bekanntes Medikament für Menschen mit Psychosen ist Zyprexa mit dem Wirkstoff Olanzapin. Dieses Medikament hellt die Stimmung auf und einige Patienten können es nicht einmal mehr gegen andere Medikamente tauschen. Gut so, dann kann weiter kassiert werden. Dass ein kleiner Teil der Patienten am Zyprexa verstirbt, wird dabei in Kauf genommen. Und das ist nur ein Beispiel, wie die Menschen nicht geheilt werden, um sie in Abhängigkeit zu halten. Dabei soll zumindest der Großteil der Patienten nicht oder nicht bedeutend früher versterben. Das Konzept geht natürlich überall dort besonders gut auf, wo es eine gesetzliche Krankenversicherung gibt oder die Leute über Kaufkraft verfügen. Gerade in Deutschland oder anderen reichen Industriestaaten ist ein Eldorado für die Pharma erwachsen, ein milliardenschwerer Markt, den man sich kaum nehmen lassen will.
Der Bürger ließe sich mit Blattläusen vergleichen, die von Ameisen gemolken werden. Patienten sind die Melkkühe der Pharma. Peter C. Gotzsche ist der Überzeugung, dass die Pharmaindustrie weit mehr Menschen das Leben kostet als die Mafia. Er schrieb 2014 „Tödliche Medizin und organisierte Kriminalität. Wie die Pharmaindustrie unser Gesundheitswesen korrumpiert“ und ging deswegen bereits 2015 häufiger durch die Medien. Der Mann ist Facharzt für innere Medizin und hat damit auch eine gewisse Erfahrung mit diesen Kreisen. Ob er dafür ist, dass Marihuanablüten erstattungsfähig werden, ist hier unbekannt. Aber bei seinem Anliegen sollte er sich zu dem „Schmudelthema“ vielleicht derzeit noch nicht genau positionieren.
Werden Marihuanablüten erstattungsfähig oder nicht?
Eher aus der Not heraus möchte die Regierung nun doch eine Deutsche Cannabisagentur einrichten und Marihuana für die heimische Patientenversorgung anbauen. Dabei geht es um die Abwendung dessen, dass Richter ihnen den Eigenanbau erlauben. Dann würden nicht einmal mehr die Apotheker etwas verdienen. Der Gesetzentwurf, der all das ermöglichen würde, wodurch Marihuanablüten erstattungsfähig wären, muss noch durch ein paar Instanzen gehen und ist hoffentlich im zweiten Quartal 2016 durch. Im Vorfeld wurden allerdings verschiedene Institutionen befragt, wie sie sich zu dem Vorhaben positionieren. Was anderes war schon zu erwarten, dass einige der Systemräder auf die erheblichen Gefahren der Marihuanablüten hinweisen, die man den Patienten nicht einfach zumuten könne. Demnach sprechen sich die Bundesärtzekammer und der Spitzenverband der Krankenkassen generell gegen Marihuanablüten aus. Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände sieht das nicht ganz so drastisch aber äußert einige Bedenken wegen der richtigen Dosierung und gesunden Konsumform.
Gegen Fertigarzneimittel auf Basis der Hanfpflanze interveniert man aus diesen Kreisen nicht oder weniger aggressiv. Hier kann der Pharmakonzern aus der Hanfpflanze ein Arzneimittel erstellen und durch ein Zulassungsverfahren bringen, um es dann sehr teuer zu vermarkten. Das ist mit hohem Aufwand verbunden und somit kommt nicht so schnell jemand auf die Idee, in diesen Markt einzusteigen. Dass man anstelle von 10 ausversehen auch mal 12 Tröpfchen nimmt und dann auch nicht exakt dosierte, ist hierbei egal. Ebenfalls egal ist, dass vielen Patienten mit diesen Fertigarzneimitteln weniger gut als durch Marihuanablüten geholfen wird.
Es geht also schlicht und ergreifend darum, dass man die Medizinhanfentwicklung bremst, wo noch gebremst werden kann und sich dabei den Marktanteil irgendwie sichert. Ob Marihuanablüten erstattungsfähig werden, ist deswegen noch immer eine gute Frage. Vermutlich wird es passieren, da die Patienten ansonsten sehr erfolgreich auf Eigenanbau klagen können. Das wäre ungefähr das Schlimmste, was sich unsere besorgten Volksvertreter oder die Medizinerriege nur vorstellen kann.
Patienten, die sich einfach selber therapieren ohne noch zum Arzt oder in die Apotheke zu gehen. Wie weit würde das Bruttosozialprodukt einbrechen, wenn wir die Tabletten nicht mehr fressen?
Die häufige Kritik zur Pharmaindustrie
Vielfach wird der Aussage: „Hanf lässt sich nicht patentieren“ entgegen gesetzt, dass die Pharma sich durchaus ihre Produkte auf Hanfbasis patentieren lässt, um sich deren Vermarktung zu sichern. Die Pharmakonzerne oder deren Interessenvertreter und Institutionen mit nicht grundlos ähnlicher Gesinnung hätten also gar keine wirtschaftlichen Interessen, wenn sie uns den Hanf oder dessen Eigenanbau nicht billigen wollen. Man hat also ganz andere Gründe, wenn man nicht möchte, dass Marihuanablüten erstattungsfähig werden und zudem auch die auf den Hanf basierenden Fertigarzneimittel nur ungern den Patienten zugänglich macht? Dazu hier einige nachgereichte Zeilen.
Leider kann man Pflanzen patentieren, auch Rezepturen oder Verarbeitungstechniken oder dafür notwendige Geräte usw. Aber was passiert, wenn es den Patienten nicht gefällt? Sie bauen eine andere, für sie geeignete Hanfpflanze selber an und machen ihr eigenes Ding. Selbst wenn nicht: Ein anderes Unternehmen patentiert eine andere Hanfpflanze und macht eine eigene Rezeptur, die gleichwertig oder besser ist. Und wenn nicht: Werden mit einer eigentlich sehr günstig angebauten und verarbeiteten Pflanze viele andere Medikamente ersetzt oder die Patienten wären im schlimmsten Fall sogar genesen, dann lässt sich trotz horrender Gewinnspannen eben nicht der gleiche Gewinn machen.
Und deswegen bleibe ich genau wie vermutlich viele andere Leute bei der Aussage, dass es neben den ideologischen eben die wirtschaftlichen Gründe sind. Man will aus diesen Kreisen die Hanfverbote in keinem Fall zurücknehmen und wird weiterhin für deren Erhalt kämpfen, auch wenn die Glaubwürdigkeit immer mehr schwindet. Deswegen wundere nicht nur ich mich immer wieder über gewisse Kritiken aus szeneinternen Reihen, führe das in diesem Fall aber gerne weiter aus: Könnten diese Kreise auf ihren oberen Ebenen mit Hanf eher ihre Ziele erreichen, würden sie sich gewiss schnell Gesetze ausdenken, mit denen sie selber ihn nutzen dürften, um das dann reichlich zu machen.
Man hätte den Hanf dann auch niemals verboten, sondern hätten sich anstelle der Verbotsgesetze Marktsicherungsgesetze ausgedacht. Für eine so vielfältige Pflanze wie den Hanf, der fast überall wächst, wäre das jedoch ein schwieriges Unterfangen sowie diese gewissen Kreise genau das nicht einmal wollen. So zumindest der eigene spekulative Gedanke, warum man denn eine Pflanze, die „möglicherweise gefährlich“ ist, verbietet und an ganz anderer Stelle Sachen wie das Fracking unbedingt haben möchte. Ist das ungefährlich für die Kinder und Jugendlichen, wenn ihr Trinkwasser sogar ganz gewiss bald verseucht ist? Auch bei den vielen Medikamenten, deren Gefahren immerhin bekannt sind, hat man keinen Skrupel, sie eben diesen Kindern und Jugendlichen dann zu verschreiben.
Wenn man aufgrund der Kosten nicht will, dass Marihuanablüten erstattungsfähig werden, warum wird dann nicht einfach der Eigenanbau oder der kollektive Eigenanbau zur Selbstversorgung mit geringen Sicherheitsauflagen gebilligt? Weil man eben aus ganz anderen Gründen nicht will, dass Marihuanablüten erstattungsfähig werden.