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Es ist eine wirklich wachrüttelnde und beinahe schon ergreifende Geschichte eines jungen Mannes, der eigentlich ein ganz normales Leben führte und über Nacht zum Kriminellen wurde. Mich persönlich hat diese Geschichte wirklich ergriffen, zeigt diese doch, dass es in unserer Politik und in unseren Grundgesetzen nicht mit rechten Dingen zugeht und etwas ganz gewaltig schiefläuft. Aber lasst uns erzählen.
Es ist die Geschichte eines jungen 25 – jährigen Mannes, wohnhaft irgendwo in Bayern und spielte sich letztes Jahr genau so ab. Und damit du jetzt nicht denkst, dass es nicht auch überall anders und wahrscheinlich täglich mehrmals so passiert, möchten wir das an dieser Stelle noch einmal erwähnen. Klar, wir wissen natürlich alle, dass Cannabis in Deutschland illegal ist. Und wir wissen auch, dass viele das nicht wirklich nachvollziehen können. Wir verstehen auch nicht, warum Alkohol legal erworben und öffentlich konsumiert werden darf, Cannabis aber nicht einmal in den eigenen vier Wänden gebraucht werden darf. Und ja, Unwissenheit schützt auch vor Strafe nicht. Wissen wir. Und dennoch ist die Geschichte des Mannes unverständlich, zumal es doch eigentlich Wichtigeres für unsere Polizisten geben sollte, als dem Verfolgen von harmlosen Konsumenten. Denn alles, was man damit erreicht ist, dass man jungen Menschen die Zukunft verbaut und sie in Schwierigkeiten bringt. Und warum? Weil sie lieber gemütlich einen Rauchen, anstatt nach Feierabend mit den Kumpels einen Saufen zu gehen und dann betrunken mit dem Auto nach Hause zu fahren. Wir fragen uns also: Warum?
Der 25-jährige Bayer ist ein wirklich fleißiger und in die Gesellschaft integrierter junger Mann mit Familie und Kind. Um die Familie zu ernähren und seinem Kind etwas bieten zu können, schuftet er mehr als 55 Stunden die Woche. Viel Zeit für Entspannung bleibt ihm nicht. Zuletzt hatte der Mann im Jahre 2008 Kontakt mit dem Gesetz, indem er unter Alkoholeinfluss einen Fehler gemacht hatte und dadurch zu Recht zur Rechenschaft gezogen wurde. Er bereute seine Taten, sah ein, dass man überhaupt nicht unter einem Einfluss, welcher die Sinne täuschen kann, Auto zu fahren hat. Seit diesem Tag wollte er sein Leben radikal ändern und kam seither auch nicht mehr mit dem Gesetz in Konflikt. Kein Strafzettel wegen Falschparken, kein Bußgeld wegen zu schnellem Fahren, kein Blitzer und auch sonst nichts. Dem Alkohol hatte er abgeschworen und anstelle dessen lieber unregelmäßig Cannabis konsumiert. Meistens tat er dies im Sommer während dem Spazieren gehen im Wald oder einfach mal am Wochenende nach einer anstrengenden Arbeitswoche. 2014 sollte dann das Jahr seines Lebens werden, denn er heiratete die Frau seines Lebens, kaufte mit ihr gemeinsam ein Haus und alles war gut. Bis kurz vor Weihnachten die Polizei bei ihm klingelte und sich alles für ihn änderte.
Es würde einen Durchsuchungsbefehl auf dieses Haus geben, da er im Jahre 2013 bei einem deutschen Internethändler etwas bestellt haben soll, welcher Zubehör für Pflanzenzucht verkauft. Die Polizei hatte in diesem Laden die Kundendaten beschlagnahmt und so auch diese. Er habe einen Biodünger, einen Schlauch, einen Lüfter und einen Aktivkohlefilter bestellt. Also Dinge, die natürlich nicht verboten sind und auch nur mit viel Fantasie auf einen Anbau von illegalen Gewächsen schließen lässt. Auf Nachfrage, was ihm denn dadurch vorgeworfen werde, antwortete der Beamte, dass ihm der illegale Anbau von Betäubungsmitteln vorgeworfen wäre. Der Verdacht würde hierfür einen Durchsuchungsbeschluss rechtfertigen, mehr würde es dafür nicht brauchen. Die Nachfrage, ob das denn nicht ein erheblicher Eingriff in das Grundgesetz sei, wurde ebenfalls damit gerechtfertigt. Etwas vage, oder? Müssen wir uns jetzt alle Sorgen um unsere Privatsphäre machen, wenn wir in einem Garten-Online-Shop etwas für unseren Garten oder Balkon bestellen? Scheint so.
Und tatsächlich war das auch bei ihm der Fall, immerhin hat er den Dünger für seine Tomaten- und Chilipflanzen gekauft, den Aktivkohlefilter mit Schlauch und Lüfter für die Geruchsminderung, welche beim Arbeiten mit Kunstharz entstehen, ebenfalls zu diesem Zwecke. Logisch, dass der junge Mann die Welt nicht mehr verstand und am ganzen Körper zitterte, als ihm klar wurde, dass dort sechs Zivilbeamte standen. Zwei Tage zuvor hatte aber tatsächlich noch 10 Gramm Marihuana gekauft und der Aufforderung der Beamten, gleich mit der Sprache herauszurücken, folgte er auch gehorsam. Niemand erzählte dem Mann, dass er eigentlich ein Recht darauf habe, bei der Durchsuchung eines jeden Raumes anwesend sein zu dürfen. Und so musste er zusehen, wie die Männer Schubläden durchwühlten, in die Schränke schauten, in das Auto und überhaupt alles genauer inspizierten. Ein neutraler Zeuge hätte anwesend sein dürfen, dies lehnte er aus Scham natürlich ab.
Bei der Durchsuchung fand man schließlich eine noch funktionierende Feinwaage und ein Päckchen Longpapers. In einer Dose für Tomatensamen fand man ein paar kleine Zip-Tütchen. Und in diesem Moment wurde aus einem braven Staatsbürger ein Krimineller, ein Drogendealer und ein Abhängiger. Man nahm ihm sein Handy ab und ermahnte ihn, seine Einstellung zu überdenken. Und auch auf die Dienststelle musst der Mann die Beamten begleiten. Es wurden Fingerabdrücke und eine DNA-Probe genommen und auch ein Bild musste geschossen werden. Warum? Weil man dies eben mit Kriminellen so mache.
Sicherlich hatte sich der Mann zugleich einen Anwalt hinzugezogen, welcher ihn darauf aufmerksam machte, dass eine erhebliche Geldstrafe fällig werden würde und außerdem würde man ihm den Führerschein entziehen. Um diesen wiederzubekommen, musste er die Drogenfreiheit nachweisen, was einige Monate in Anspruch nahm. Er fuhr nicht berauscht Auto und dennoch strafte man ihn mit einem Führerscheinentzug. Hinzu kamen 400 € für vier Urinproben, die Strafe für die zehn Gramm Gras und natürlich die Anwaltskosten. Einen Monat nach der Durchsuchung gab man ihm sein Handy wieder, auf dem wider Erwarten nichts Auffälliges gefunden werden konnte, was ihn als Dealer identifizieren konnte.
Fazit: Der Mann verlor jeglichen Respekt in seinem Umfeld, von seiner Familie, von seinen Nachbarn und eigentlich wäre er gerne von dort weggezogen. Ohne Führerschein kann er seinen Arbeitsplatz nicht länger erreichen, ohne Arbeitsplatz wird die Rate für das Haus nicht bezahlt. Die ganze Zukunft einer jungen Familie zerstört, wegen ein bisschen Gras? Zurecht mag man sich, und sicherlich auch der junge Hobby-Kiffer, fragen, ob er nicht lieber wieder mit dem Trinken anfangen hätte sollen. Dies wäre immerhin legal gewesen.
Wir schreiben das 21. Jahrhundert und machen Menschen immer noch zu einer Randgruppe, die es heute nicht mehr geben dürfte. Wir verurteilen sie, weil sie anstelle von Sauf-Eskapaden lieber einen Joint am Abend rauchen. Wir machen sie zu Kleinkriminellen, Drogendealern und verabscheuungswürdigen Menschen. Und das nur, weil wir immer noch in einer engstirnig denkenden Welt leben. Für die Familie hat dieser Vorfall mehr bedeutet, als nur eine kleine Geldstrafe. Und dass der Mann nach eigenen Aussagen bis heute nicht mehr ruhig schlafen kann, ist ebenfalls verständlich. Wer jetzt nicht an unserem Rechtssystem zweifelt, der hat das große Ganze immer noch nicht begriffen.