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Seit Jahrzehnten ist das Verhältnis zwischen Cannabiskonsumenten und Exekutivbehörden in Deutschland, so wie auch in den Nachbarländern, aufgrund der gesetzlichen Verbote, angespannt. Auch unter den Beamten sind verschiedene Ansichten vertreten. Da sind die einen, die Cannabis nach wie vor mit allen anderen Drogen in eine Schublade packen, die noch durch die alte, obsolete Propagandamaschine konditioniert sind. Aber es gibt auch diejenigen, die längst wissen, dass der legale Alkohol schlimmere Folgen haben kann, und die sich darüber bewusst sind, dass wertvolle Ressourcen des Staates und der Bürger in sinnfreier Jagd auf Cannabiskonsumenten vergeudet wird.
Nicht alle Polizisten sind für die Kriminalisierung von Cannabis
Der Zwiespalt, in dem sich die Polizeibehörden befinden, wird deutlich, wenn man die Haltungen der übergeordneten Organisationen betrachtet. Während der Bund Deutscher Kriminalbeamter schon lange eine progressivere Gesetzgebung fordert, unterstützt die DPolG noch immer die Cannabis-Prohibition und ist strikt gegen eine Legalisierung.
Patienten spüren Entlastung des Verhältnisses mit den Beamten
Als Cannabispatient, der einen legalen Umgang mit der Pflanze pflegen kann, wird die Situation im Alltag richtig spannend. In Situationen der Personenkontrolle oder anderen Konfrontationen mit der Polizei weiß man kaum, was einen erwartet.
Gerät man an einen Beamten, der keine Ahnung von Cannabis als Medizin hat und wird von ihm drangsaliert? Oder hat man einen aufgeklärten Kollegen vor sich, der nur einen Blick aufs Rezept und ins Döschen wirft und es dann ohne weitere Fragen wieder zurückgibt?
Leider bekommen wir von den Medien gerne diejenigen Beiträge geliefert, die den ungerechten und unsachgemäßen Umgang von Polizeibeamten mit Cannabispatienten bezeugen. Solche Berichte scheinen für die Öffentlichkeit vielleicht interessanter. Dennoch möchte ich heute gerne eine andere Geschichte erzählen, die sich ganz real in meinem Umfeld zugetragen hat:
Anfang Juli dieses Jahres, also vor nur wenigen Wochen, hat ein befreundeter Cannabispatient am Nachmittag an der alten Feuerwache in Mannheim seine Medizin zu sich genommen. Er war mit einer Bekannten unterwegs, die ihre zwei Kinder bei sich hatte. Eine fremde Frau ging zu ihm hin und fragte ihn: „Kiffen Sie? Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!“ Daraufhin entgegnete er ihr höflich: „Ich bekomme medizinisches Cannabis verschrieben„. Sie antwortete darauf, dass sie die Polizei verständigt und auch selbst Beweisfotos geschossen habe.
Er wollte, auch um der Kinder willen, keinen großen Konflikt entstehen lassen und wollte das Problem aus der Welt schaffen. Also hielt er seine Papiere, Ausweis und Rezept bereit und wartete mit der Frau auf die Polizei. Als die Beamten eintrafen, ließ er die aufgebrachte Dame zunächst einmal mit ihnen sprechen und ihre Position schildern. Sie erzählte den Polizisten, dass der Mann „völlig bekifft“ sei und in seinem Rausch ja nicht auf die Kinder aufpassen könne. Die Kinder sind, dies sei an der Stelle erwähnt, erstens nicht die meines Freundes, und außerdem hat er bewusst sich von diesen distanziert, um seine Medizin zu konsumieren.
Nachdem die Frau mit ihren Ausführungen am Ende war, hatten die Beamten dann gefragt, was er dazu zu sagen hätte. Der Patient händigte seine Dokumente der Polizei aus und ließ sie zunächst einmal lesen. Ohne weitere Worte gingen die Polizisten wieder auf die Dame zu und erklärten ihr, was es mit Medizinalhanf auf sich hat und dass es hier keinen Grund zu Beanstandungen gäbe, weil der Patient das Cannabis nicht zum Spaß konsumiert.
Zusätzlich sagte einer der Beamten noch, dass es doch gut sei, dass er das Cannabis unter freiem Himmel konsumiert und nicht in geschlossenen Räumen, wo andere Personen, wie etwa Kinder, vom Passivrauch beeinträchtigt würden. Zu guter Letzt haben die Polizisten den Patienten noch darauf aufmerksam gemacht, dass sie ohne Rezept hätten ermitteln müssen und dass er im öffentlichen Raum vielleicht noch etwas mehr Abstand halten könne um des lieben Friedens Willen.
Legalisierung könnte der Polizei viel Sympathie einbringen
Wie diese Geschichte darstellt, ist eine Aussöhnung von Cannabisnutzer und Staat, vertreten durch die Behörden, sehr gut möglich, wenn der rechtliche Rahmen stimmt. Mit einer umfassenden Entkriminalisierung der Konsumenten könnte hier viel erreicht werden. Die Polizei könnte allein in Deutschland etwa vier Millionen Freunde mehr haben. Dies kann sehr viel mehr Unterstützung für die Beamten bedeuten, wenn es dann um wirkliche Verbrechen geht. Solange der Kiffer durch den Verfolgungsdruck den Polizisten aber erst einmal selbst als Feind wahrnehmen muss, wird das nicht passieren.