Das Thema CBD war in den letzten Jahren und ist auch heute noch eines der brandheißen Themen in der Cannabis-Branche. Die einen lieben es, die anderen hassen es und wieder andere können gar nichts damit anfangen. Im Gegensatz zu THC hat dieses Cannabinoid allerdings den Weg in die Welt des Normalverbrauchers gefunden. Egal, ob in einer Creme, als Kaugummi, Hundeleckerli oder Tinktur – wenn man danach sucht, findet man fast alles mit CBD. Doch ist dieser anhaltende Hype und die Allgegenwärtigkeit dieses Cannabinoid nun wirklich etwas Gutes? Und ist es förderlich für eine Legalisierung von THC-haltigem Cannabis?
Mal abgesehen von der oft nicht ganz eindeutigen Dosierung einiger Produkte auf dem Markt kann man sich streiten, ob der Hund nun unbedingt Snacks mit CBD braucht oder der CBD-Kaugummi wirklich eine spürbare Wirkung erzeugt. Doch, im Bereich des direkten Konsums von CBD in Form von Blüten, Hasch oder Extrakten kommen allmähliche immer mehr unschöne Details ans Licht, die dem ein oder anderen den „Appetit“ darauf wirklich verderben können.
Was läuft schief in der CBD-Branche?
Gleich zu Beginn möchte ich klarstellen, dass es sich bei diesem Artikel um meine persönliche Meinung handelt. Einige Informationen sind nicht aus erster Hand, doch oft wollten die Zuständigen keinen gegenteiligen Kommentar dazu abgeben.
Massenverkauf an Privatpersonen
Ein Beispiel dafür stach mir auf einer Messe direkt in die Augen: Aufgereiht an einer Stange baumelten 1kg-Säcke, prall gefüllt mit CBD-Blüten. Auf den Beuteln war ein Etikett mit dem Angebot „1 kg für 100 €“ aufgeklebt. Wer ein wenig Mathematik beherrscht, erkennt jetzt schon, dass 10ct pro Gramm nach dem Schnäppchen des Jahrhunderts klingen. Doch an dieser Stelle sollte auch der logische Menschenverstand einsetzen und sich fragen: Wie kann sich ein solches Angebot denn überhaupt für den Verkäufer rentieren? Und auf diese Frage gibt es leider fast nur diese eine Antwort: Die Qualität entspricht dem irrwitzigen Preis.
Um diese „Qualität“ zu erreichen, werden vermutlich Cannabisblüten genutzt, welche zuvor von sämtlichen Inhaltsstoffen befreit wurden. Durch eine sorgfältige CO₂-Extraktion können Blüten relativ intakt erhalten werden und besitzen nach dem Prozess weder THC, CBD, Terpene noch sonstiges. Sie sind das Abfallprodukt des Extraktionsverfahren, sehen aber noch gut aus. Anschließend sollen sie mit flüssigen Terpenen besprüht worden sein, um beim Öffnen des Beutels ein verführerisches Aroma zu verströmen. Deswegen liest man auch häufig den Begriff „Aroma-Blüten“, denn das liegt nicht daran, dass man in Deutschland keine andere Schreibweise duldet, sondern einfach, weil es nun mal Blüten mit künstlichem Aroma sind.
CBD gepimpt – angebliche HHC-Blüten
Apropos „Besprühen“: Wir berichteten bereits in mehrfacher Ausführung von dem „neuen“ Cannabinoid HHC, das nun auch in Deutschland immer bekannter wird, aber von den meisten aus der Community und unter Patienten sehr skeptisch gesehen wird. Wir wissen, dass HHC ein halb synthetisches Produkt ist und doch findet man im Internet Verkäufer von „HHC-Blüten“. Im ersten Moment mag man meinen, dass HHC genau wie CBD durch komplexe Züchtungen in einer Pflanzensorte gesteigert werden könnte.
Doch dem ist nicht so, da das Cannabinoid in der gemeinen Cannabispflanze kaum vertreten ist. Wie kommt man also zu HHC-Blüten? Laut der unvorsichtigen Aussage eines CBD-Händlers werden seine HHC-Blüten mit HHC besprüht, Zitat „so wie es die meisten Händler machen, die er kennt“. An dieser Stelle bekommen sicherlich schon einige das Schütteln, da der Gedanke an Streckmittel wie Brixx böse Erinnerungen weckt. Und da HHC aktuell in keiner Weise reguliert wird, sollte man von solchen Produkten wirklich die Finger lassen.
CBD-Overkill / Moon- und Ice-Rocks
Ein anderes Beispiel sind CBD Extrakte sowie in Extrakte eingehüllte Blüten, sogenannte Moon- oder Ice-Rocks. Zuerst einmal stelle ich mir die Frage, wofür diese genutzt werden sollen. CBD wird als Mittel zur Entspannung angepriesen, krampflösend oder für einen erholsamen Schlaf. Soll ich diese „Rocks“ dann konsumieren, wenn ich mich Hardcore entspannen oder 48 Stunden durchschlafen will? Zudem ist der Konsum dieser Rocks nur sehr schwer möglich: Sie müssen in einer Bong geraucht oder in einem Joint geraucht werden, denn einen Vaporizer würden sie vermutlich vollkommen verkleben. Und selbst in einer Bong läuft vieles von dem Extrakt einfach durch den Kopf hindurch oder erzeugt bei einem Joint klebrige, feuchte Stellen.
Einige treiben es sogar noch auf die Spitze und färben ihre Moon- und Ice-Rocks. Es soll zwar nur Lebensmittelfarbe sein, aber es stellt sich wieder die Frage: Wieso um alles in der Welt muss man Rauchwaren mit Farbstoff versehen? Ich habe in meinem ganzen Leben auch noch keinen blauen, pinken oder goldenen Zigarettentabak gesehen.
Blick in die Zukunft
Aber selbstverständlich gibt es auch anständige CBD-Produzenten und Verkäufer, keine Frage. Doch leider werden sie immer weniger, da sie von den großen, oft nicht ganz seriösen Großhändlern verdrängt werden. Es läuft mit dem CBD leider so wie mit vielen Gütern auf dieser Welt: Hauptsache viel und billig herstellen, Qualität ist Nebensache. Wer die tiefen Preise nicht leisten kann, fliegt in absehbarer Zeit aus dem Spiel, während sich die großen Unternehmen die Taschen vollmachen.
Ich hoffe inständig darauf, dass uns selbiges nicht auch bei einer Legalisierung von „normalem“ Cannabis bevorsteht. Nicht nur aus dem Grund, dass die Qualität unter dem Gedanken der „Wirtschaftlichkeit“ leiden könnte, sondern viel mehr, weil die Auffassung von Cannabis als Medizin getrübt werden könnte. Bunte, besprühte oder mit unnatürlichen Cannabinoiden und Terpenen angereicherte Cannabisblüten wirken auf die Allgemeinheit viel mehr wie ein eher unseriöses Rauschmittel anstatt eines Heilmittels.