Wenn im Spätsommer mit den Worten „O´zapft is“ das Oktoberfest startet und sich neben Münchner Schickeria und Politprominenz auch das gemeine Volk in den Festzelten hemmungslos betrinkt, denken gar nicht so wenige Leute lieber an die bevorstehende Cannabislegalisierung. Das Regierungsvorhaben zur Freigabe von THC ist zwar unausgegoren konstruiert, mutlos und im Vergleich mit der Drogenpolitik in modernen Ländern typisch deutsch, mit Bürokratie zugekleistert, aber wenigstens eine kleine, überfällige Verbesserung für erwachsene Menschen in einem demokratischen Rechtsstaat des 21. Jahrhunderts.
Angesichts der heutigen Forschung stellt sich jedoch grundsätzlich die Frage, wieso es für Hanfprodukte mit einem vergleichsweise überschaubaren Risikoprofil überhaupt Strafen gibt – während ebenso umfassend untersuchte, durchaus schädliche Suchtgifte wie Alkohol als staatlich schützenswertes Kulturgut gepriesen werden. Wie passt das zusammen?
Drogenpolitik in Deutschland: alles nur Brot und Spiele?
Sind strenge Verbote für die seit Jahrtausenden verwendeten Cannabinoide bei gleichzeitiger Förderung von öffentlichem Alkoholexzessen wie auf dem Oktoberfest vielleicht nur ein politisches Spiel auf Kosten der mündigen wie minderjährigen Bevölkerung? Echte Informationen über Marihuana für besseren Gesundheitsschutz finden Interessierte bisher vorwiegend durch eigene Recherche. Statt Fakten gibt’s jede Menge aufgeblasene Halbwahrheiten, ein störrisch ignorantes Bundesverfassungsgericht und zuverlässig das wirklich ganze Arsenal der Gegenaufklärung. Parteien wie die CDU/CSU, auf der Wies’n sehr präsent, dürfen zum Suff jedes Risiko verschweigen, sich dafür aber ausführlich in illustren Fake News über gruselige Marihuana Psychosen verlieren. Reichen diese alten Storys nicht mehr, setzt man gegen THC auf juristische Winkelzüge.
Vom praktischen Feindbild Cannabinoide möchten selbst ernannte Eliten ungern lassen und diese vollkommen unwissenschaftliche, willkürliche Drogenpolitik der BRD ist ein einziges Desaster. Weil das fast jedem Bürger heutzutage rasch auffällt, braucht es für die Gegner der Freiheit und Eigenverantwortung zum Cannabis ein ähnlich krudes, praktisch nicht nachprüfbares Zerrbild wie zum Wetter das Narrativ vom existenzbedrohenden Klimawandel. Weltuntergang durch Hanf wäre allerdings selbst der Union zu dumm und so bedient man sich für Hass und Hetze eben bei Traditionen, Brauchtum und Kulturgeschichte. In Parlamenten wie auf Parteitagen wird nun gerne erzählt, Cannabis gehöre kulturell genauso wenig zu Deutschland wie der Islam und russisches Gas.
Bier hingegen, Stichwort Reinheitsgebot, erblickte hierzulande das Licht der Welt! Zwar kam es zu den Regeln für Bierbrauer im ziemlich finsteren Mittelalter und die Adeligen finanzierten damit ihre Kriege, aber egal – Hanfpflanzen sollen maximal fremd herüberkommen, gefährlich, unpassend zu unseren guten Sitten. Eine Weinkönigin im Teenageralter als weiblichen Dionysos feiern und die Maß Bier auf der Wiesn als Heiligen Gral der Genussmittel verniedlichen ist kein Problem, doch das Berauschen durch fremdartige Cannabinoide möchte die Politik am liebsten für immer hart bestrafen.
Gefährdet psychoaktives THC wirklich die deutsche Kultur? Oder sind Hanf, Verbote und gefördertes Trinken nur eine postmoderne Variante von „Brot und Spiele“ als politisches Konzept, das im Bundestag möglicherweise vergleichbar viele Anhänger hat wie vor 2000 Jahren im Römischen Senat?
Ist das Verbot für Hanfprodukte genauso ungerecht wie Rassismus?
Ja, das klingt hart und trifft doch den Nagel auf den Kopf: Ob Schwarze, Schwule, Schwurbler – unzählige Minderheiten werden seit Jahrtausenden von Politikern und Behörden unter Verwendung fast identisch angelegter Fake News wie beim Cannabis umfassend unterdrückt. Selbstverständlich haben Deutschland und die Europäische Union heute zig Gesetze gegen alle möglichen Formen der Diskriminierung und legitimieren das Recht nicht durch abstruse Messungen von Körperteilen wie bei den Nazis, sondern durch seriöse, nachprüfbare Studien aus den empirischen Wissenschaften.
Wie die Forschung klar und deutlich zeigen kann, dass dunkelhäutige und weiße Menschen genetisch gleich ausgestattet sind, gibt es mittlerweile auch tausende Studien über Cannabinoide als keineswegs so gefährliche Substanzen wie ständig behauptet. Während Alkoholika und Tabak bis auf wenige Einschränkungen praktisch ohne Limit verkauft werden und außer vielleicht in Sibirien nirgendwo auf der Welt medizinisch eine Rolle spielen, nimmt die Bedeutung von Grasblüten als therapeutisches Marihuana zum Rauchen oder Verdampfen auch hierzulande stetig zu.
Die Willkür beim Cannabis müsste normalerweise allen Bürgern sofort aufstoßen, die sich sonst lautstark über Rundfunkbeiträge, Impfpflichten und einseitige Berichterstattung in der Presse beschweren. Geradezu willfährig werden die gleichen, lange widerlegte Anti-THC Storys aus Parteizentralen verbreitet und der Suff am kleinen wie großen Stammtisch als demokratisch wichtiger Diskurs verkauft. Um diese Heuchelei in der bundesdeutschen Drogenpolitik wie Medienlandschaft zu verstehen, braucht es keinen Doktortitel. Es reicht ein Blick auf Forschung, kulturelle Aspekte und Gegner der Cannabis Freigabe.
Das Wissen: Cannabis und Alkohol sind gut erforscht (außer in Deutschland)
Im Rechtsstaat des 21. Jahrhunderts werden Traditionen und Brauchtümer normalerweise nur gefördert, wenn keine Scharia und drollige Sekten oder eben der Umgang mit gefährlichen Substanzen dahinterstecken. Hopfen und Hanf sind naturwissenschaftlich betrachtet sehr verschieden und haben lediglich das Auslösen von psychoaktiven Effekten gemeinsam. Bei Faktoren wie Verträglichkeit, Nebenwirkungen oder Suchtrisiko gefährdet chronischer Alkoholkonsum die Gesundheit häufig deutlich stärker als Cannabinoide. Das Volumen spielt natürlich eine wichtige Rolle und ein Glas Bier nach Feierabend ist logischerweise weniger problematisch als Bong rauchen rund um Uhr!
Allerdings führt THC nicht zur Leberzirrhose wie jahrelanges Zechen und lässt sich umfangreich gegen Beschwerden einsetzen. Psychoaktive Hanf-Inhaltsstoffe berauschen durch Andocken an passgenauen Rezeptoren und können auf diese Weise zusätzlich viele Prozesse im Organismus günstig beeinflussen. Besoffen vom Alkohol wird der Mensch biochemisch betrachtet hingegen durch blanke Vergiftung, garantiert ohne Heileffekte! Nicht zufällig landen wegen Promille deutlich mehr Menschen in der Notaufnahme als wegen Cannabis. Theoretisch könnte sich das nach einer Legalisierung ändern, aber die Forschung in modernen Ländern wie Kanada und USA zeigt statt negativer Auswirkungen viel häufiger spürbare Verbesserungen zwischen Krankenhaus und Jugendclub.
Wenn Hanf-User morgens aufstehen, reicht im Zweifelsfall die kalte Dusche zum Wachwerden, doch nach einem Saufgelage warten Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen – geht’s noch deutlicher?
Therapeutisch verwendbare Substanzen mit einem explosiven Suchtgift vergleichen ist eher müßig, aber Cannabinoide verharmlosen sollte man genauso wenig wie Alkoholika. Risiken bestehen, etwa beim Konsum durch Heranwachsende oder durch sehr hohe THC-Werte in einzelnen Hanfsorten. Ständig suggestiv von „Rauschgift“ zu reden ist bei Marihuana aber schlicht falsch, hinterlistig und verlogen. Auch in Deutschland könnte die internationale Cannabis-Forschung sofort zu einer seriösen Gesetzgebung beitragen, ganz ohne Tricksereien, Lügen und Wahlbetrug. Da allerdings Ignoranz und Fake News statt Gesundheitsvorsorge und Jugendschutz praktiziert werden, geht es offensichtlich nur um das übliche Taktieren beim Regieren.
Der Gegner: Hanfverbot und öffentliches Besäufnis sind nützlich (für mächtige Leute)
Legales Cannabis scheint mit Blick auf die Forschung weniger riskant für die Bevölkerung, sondern eher eine akute Bedrohung für all jene Behörden, Bierbrauer und Big Pharma Konzerne, die genauso wie das Panikorchester im Bundestag seit Jahrzehnten prächtig von Verboten leben. Mag sein, dass bis auf ein paar zynische Abgeordnete niemand ein möglichst besoffenes Volk wünscht. Wenn aber Umsätze, Steuereinnahmen und Parteispenden sprudeln und sich „Der Untertan“ von Heinrich Mann in jedem kleinen Staatsdiener ausleben darf, unterstützen entsprechende Profiteure vom Cannabis-Verbot skrupellos jede noch so groteske Ungerechtigkeit.
Ob aus Profitgier, Angst um Pensionen oder Hoffnung auf Wiederwahl – die kulturell angeblich wichtige Ablehnung von Hanf entpuppt sich als purer Egoismus von Interessengruppen.
Die Lieblingsvokabel der Macht heißt „Narrativ“. Bei der Verbreitung von Anti-THC Narrativen helfen die üblichen Verdächtigen unter den nützlichen Idioten im Elfenbeinturm. Ausgelassene Trinker auf der Wiesn aus freundlicher Perspektive filmen, Ministerpräsidenten beim Bieranstich in Szene setzen, Promis im Dirndl vor die Kamera holen – fast alle Medien „erzählen“ zum Alkoholgelage in Bayern maximal unkritisch. Komplett umgekehrt und extra gruselig läuft es für die Cannabinoide. Ist das Zufall oder hat das System und vor allem: Kann das endlich weg?
Auffällig ist der Gleichklang in der Presse nicht nur beim Hanf, sondern auch bei vielen anderen, betont negativ und tendenziös berichteten Themen, die meistens konkretes Politikversagen betreffen.
Solche Sachen soll die vierte Gewalt laut Verfassungsauftrag eigentlich aufdecken. Journalistisch mal so richtig gelöchert werden aber weder Bundesdrogenbeauftragte für hoch bezahltes Nichtstun noch der Deutsche Fußballbund für die Zusammenarbeit mit Brauereien. Wo bleiben die Cannabis-Dokumentationen zur Studienlage, wo die Live-Berichte aus Ländern mit einer bereits durchgeführten Legalisierung? Immerhin geht es um wichtige Informationen für Millionen Bürger der Bundes- und nicht der Bananenrepublik! Hanfprodukte sind gesellschaftliche Realität, garantiert auch heimlich auf dem Klo vom Festgelände der Münchner Theresienwiese und keineswegs als eine Art böses Manna zur Zerstörung unserer Traditionen ganz plötzlich vom Himmel gefallen.
Die Kultur: Oktoberfest als süffige Tradition – Hanfkonsum als feierliches Ritual!
Seit 1810 feiert Bayern seine „Wies’n“ und drückt uns allen dadurch auch seinen Stempel auf, da in anderen Ländern neben den üblichen Automarken vor allem das Oktoberfest als typisch für Deutschland betrachtet wird. Die Umsätze mit Maß und Weißwurst erreichen mehr als eine Milliarde Euro im Jahr. Sicher klingen solche Summen verlockend und zweihundert Jahre sind eine lange Zeit, zumal es sich heute um das weltweit größte Volksfest handelt. Es gibt Losbuden und Karussell zum Vergnügen, Dirndl und Lederhose als Dresscode – vor allem aber dreht sich das Geschehen um Bier, das in riesigen Gläsern serviert, richtig viel Geld kostet. Trinken als Kulturgut zu betrachten, geht durchaus, wie die Engländer ihre „Tea-Time“ pflegen und nur in den USA ganze Gallonen Cola zu haben sind. Auf „d`Wiesn“ hat jedoch auch die Polizei ordentlich zu tun und all die Schlägereien, Randale und viele andere Straftaten gehen auf hemmungslosen Alkoholkonsum zurück.
Niemand muss das mögen oder gar aktiv mitmachen. Jede Region kann Touristen in Spendierhosen gut gebrauchen. Ein Saufgelage aber als identitätsstiftend zu preisen, um dadurch Cannabis Verbote zu begründen, ist schlicht Heuchelei. Entsprechende Aussagen von der CDU/CSU lassen direkt an China denken, das bei der WHO seine heimische, traditionelle Medizin mit Zutaten von bedrohten Tierarten als offiziell anerkannte Heilkunde durchgedrückt hat! Leider gibt es keine Studien, die jene vielen Millionen Euro Umsatz auf dem Oktoberfest mal mit den Schäden für das Gesundheitssystem kritisch vergleichen. Vielleicht steckt hinter dem Geschwätz vom schützenswerten Kulturgut Alkohol ja die Vorstellung, dass nach der Legalisierung von Haschisch und Marihuana jedes Jahr hunderttausende THC-Fans eine große Party feiern und sich ähnlich gehen lassen wie beim Suff?
Schon bei den Germanen stand Gerstensaft hoch im Kurs und um Promille als uralte Tradition darzustellen, würden viele Politiker gerne eine trunkene Linie von der Schlacht im Teutoburger bis nach München ziehen – doch neben Bier mochten unsere edlen Vorfahren auch die Cannabispflanze.
Zum Julfest, der Wintersonnenwende gab es traditionell Hanfsuppe und vor der Einführung vom Reinheitsgebot mixte ganz Germanien Weizen, Hefe, Hopfen zusammen mit Rosmarin und Marihuana zu einem garantiert kräftigen THC-Bier. Im Mittelalter verbreiteten die aus dem Heiligen Land heimkehrenden Kreuzritter die Verwendung der Cannabinoide als Heilmittel, was später die katholische Heilige Hildegard von Bingen in ihren berühmten Schriften als hilfreich bei allerlei Beschwerden beschrieb. Ewigkeiten gehörten Hanfprodukte an Festtagen wie im Medizinkoffer selbstverständlich dazu – aber passen heute angeblich „nicht zu unserer Kultur“? 200 Jahre Oktoberfest schlagen 2000 Jahre Cannabiskonsum? So was zu behaupten ist Heuchelei, grotesk und brutal ignorant, zumal unsere Politiker die Ursprünge vom Verbot sehr genau kennen.
So wurde Deutschland im Zuge der Versailler Verträge gezwungen, auf „Opiumkonferenzen“ geschlossene Abkommen gegen den Handel mit THC zu unterschreiben. Die Weimarer Republik stellte sich zunächst sogar gegen ein Hanfverbot! Internationaler Druck primär aus den USA und ein gewisser Pharmakonzern namens Bayer sorgten schließlich doch für die Zustimmung. Alkohol blieb erlaubt, Zigaretten ohnehin und weil die natürliche Konkurrenz Cannabis verschwand, machten Pillendreher mit immer neuen Präparaten dicke Geschäfte.
Um Wissenschaft und faire Gesetze ging es in den darauffolgenden Jahrzehnten nie, vielmehr wurde eine Drogenpolitik immer weiter verfeinert, die unzählige Existenzen bis zum heutigen Tage vollkommen sinnlos vernichtet. Das hat nichts mit Verantwortung zu tun, nichts mit Kulturpflege oder Respekt gegenüber Bürgern, Wählern, Steuerzahlern, sondern gehört normalerweise vor den Internationalen Gerichtshof in Den Haag.
Horrorstorys wie jene von unvermeidlichen „Kiffer-Psychosen“ sind widerlegt, das angeblich „fremde“ Marihuana ist auf deutschem Boden seit Jahrtausenden präsent – statt weiter zu hetzen, sollte gerade die CDU/CSU mal überlegen, ob ein Teil der üppigen Steuereinnahmen vom Oktoberfest vielleicht für Entschädigungszahlungen an Opfer der Cannabis Verbote besser angelegt wäre als in Subventionen für die nächste Brauerei.