Wer die Entwicklungen des internationalen Cannabis-Marktes verfolgt, der wird gemerkt haben, dass die Branche in den vergangenen Jahren sichtlich den Kinderschuhen entwachsen ist. Wenn man hinter die Kulissen der Firmen blickt, findet man hier nicht selten starke Teams, professionelle Abläufe und hohe, nicht auferlegte, Standards, die man sonst aus anderen, etablierten Branchen und von großen Konzernen kennt.
Mehr und mehr scheinen also auch in der Cannabis-Branche Mechanismen zu greifen, die eine langfristig stabile Entwicklung der Branche zeigen, auch wenn man, gerade hierzulande, immer wieder das Gefühl hat, dass sich nichts bewegt.
Konsolidierung – Oder die Aufteilung des Marktes
Durch die rasante Entwicklung des Marktes und tausende neuer Firmen, die alleine im letzten Jahr auf der Bildfläche erschienen sind, wird der Dschungel der verschiedenen Produkte im CBD Bereich, aber auch das Angebot und die Forschung dutzender Firmen im Bereich Medizinal-Cannabis zunehmend unübersichtlich, aber auch vielschichtig und durch Konkurrenzverhältnisse angetrieben.
In jedem Markt, der sich später zu relevanter Größe entwickelt, gibt es eines Tages eine Ausdünnung der Anbieter, die entweder durch immer strengere Regularien, unternehmerische Fehlentscheidungen und Misskalkulationen oder die Sicherung von Marktanteilen durch einige wenige, meist etablierte Firmen entsteht.
Gerade sie Konsolidierung des Marktes durch Übernahmen und Mehrheitsbeteiligungen ist ein aktuelles Thema. Dass große, mittlerweile viel diskutierte, kanadische Firmen schon seit längerer Zeit auf der Jagd nach Marktanteilen sind, wird jeder bereits mitbekommen haben. Aber auch kleinere Firmen beginnen, größtenteils, ohne dass es nach außen kommuniziert wird, strategische Zusammenschlüsse zu bilden und Marktbegleiter aufzukaufen.
Dadurch entstehen auf der einen Seite Firmengruppen, die sich auch für die Zukunft in kostenaufwendigen Prozessen, Zertifizierungen und anderen regulatorischen Angelegenheiten, die es in den nächsten Jahren noch geben wird, durchsetzen können.
Zudem geht dadurch die Vielfältigkeit am Markt Stück für Stück verloren, ob nun durch Investoren und Firmen, die sich mit finanzieller Stärke durchsetzen oder durch rechtliche Vorgaben, die von kleinen Firmen letztlich nicht eingehalten werden können.
Spezialisierung – In den Nischen ist noch Platz
Ähnlich wie in der Bier-Branche, in der sich durch die Entwicklung der Craft-Bier-Szene viele kleine Nischenmärkte entwickelt haben, ist eine Spezialisierung am Cannabis-Markt auch ein Weg für kleine Player. Sie versuchen sich mit einer guten Idee, solider Arbeit und Innovationskraft ein kleines, aber dafür leckeres Stück vom großen Cannabis-Kuchen zu sichern.
Aber auch im größeren Stil spielt die Spezialisierung eine Rolle. In einer aktuellen Pressemitteilung der Medropharm GmbH und der The Botanicals AG aus der Schweiz wird dieses Szenario, wenn auch in dieser Form erstmalig am Cannabis-Markt, deutlich. Beide Firmen wurden bisher von den ursprünglichen Gründern und Inhabern zusammen geführt, was die Entwicklung der jeweiligen Geschäftsfelder immer wieder eingeschränkt hatte. Zum 1. April 2020 wurde hier nun eine klare Trennung der Unternehmen angekündigt, damit sich beide Unternehmen, unabhängig voneinander effizienter und noch professioneller in ihren jeweiligen Geschäftsbereichen entwickeln können.
Fazit – Verkaufen oder nicht?
Wie man als Unternehmer jetzt sein Unternehmen führt, welche Entscheidungen man trifft und wie man mit den Konsequenzen umgeht, kann jeder nur selbst entscheiden. Es gibt kein richtig und kein falsch. Sich mit seinem Unternehmen, seinen Produkten und seinem Wissen in eine größere Struktur einzufügen, muss nicht immer schlecht sein und kann viele Möglichkeiten bieten. Wie jeder weiß, werden durch große Geldmengen aber auch viele Blasen geschaffen, die sich dann nach einer vermeintlich glorreichen und meist relativ kurzen Zeit mit einem großen Knall in heiße Luft auflösen. Es gibt viele Beispiele für beide Szenarien und daher heißt es: „Am besten auf das Herz hören“.
Egal, wie sich jeder einzelne Unternehmer entscheidet, für den Verbraucher ist eine Konsolidierung und Professionalisierung der Branche langfristig ein guter und sicherer Weg, um sich auf die Qualität von z. B. medizinischen Cannabis-Produkten verlassen zu können.
Dennoch sollte es für jeden möglich sein, spezielle, authentische und naturnahe Produkte, am besten vom Anbieter im eigenen Dorf, „ab Hof“ und vor allem auf legale und entsprechend regulierte Art und Weise, zu beziehen. In diesem Kontext ist es ganz unabhängig, ob es dabei um CBD-Produkte mit einem bestehenden Markt geht oder auch THC-haltige Produkte, für die die entsprechenden Voraussetzungen erst noch geschaffen werden müssen.