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Die kommerzielle Cannabisforschung wurde kürzlich zum ersten Mal in einer umfassenden Studie genauer unter die Lupe genommen. Um Hanfpflanze und Anwendungen für enthaltene Wirkstoffe von THC bis CBD besser zu verstehen, stecken kleine Start-ups wie große Konzerne viel Geld in wissenschaftliche Projekte und veröffentlichen in Quartalsberichten regelmäßig spannende Daten.
Das kanadische „Centre for Addiction and Mental Health“ analysiert systemische Hürden und ethische Aspekte solcher gewinnorientierten Wissenschaft, die mindestens genauso oft Lob bekommt, wie es scharfe Kritiken hagelt. Behörden und Minister ignorieren jeden positiven Bericht aus der Wirtschaft über Cannabinoide sowieso und reden weiterhin von blanker Profitgier ohne Bedeutung – zu Unrecht?
Kaum staatliche Grundlagenforschung über Cannabinoide
Vor der 2024 erfolgten Cannabislegalisierung durften Bundesdrogenbeauftragte in Deutschland jahrzehntelang ungestraft Steuergelder verpulvern. Parteibonzen und eben keine Experten gaben ständig Studien in Auftrag, deren Themen fast immer um ohnehin schon bekannte Probleme beim Kiffen kreisten. Suchtforscher, Polizeiverbände und zutiefst besorgte Kinderärzte bekamen zum Gras nur bezahlt, was einem von Politikern erschaffenen Feindbild irgendwie Bestätigung verschaffen sollte.
Statt Exaktheit und echten Mehrwert für das Gesundheitssystem gab es suggestiv verzerrte Umfragen, wurden Einzelfälle wie jene gruseligen „Kiffer-Psychosen“ zur angeblichen Regel aufgeblasen oder Haschisch und Marihuana zum x-ten Mal ausführlich mit Heroin und Crystal Meth verglichen. Leider hat sich trotz Freigabe an dieser staatlichen Gegenaufklärung bisher kaum etwas geändert.
Um das faszinierende Wechselspiel zwischen Hanf und körpereigenem Endocannabinoid-System kümmern sich heute primär kommerzielle Anbieter für Cannabisprodukte in Übersee. Während bahnbrechende Fachartikel bei uns meistens erst Jahre später Beachtung finden, überweist der Staat jenseits vom Atlantik mittlerweile sehr ordentliche Summen an Universitäten und Labore und kommerzielle Cannabisforschung kann sich entsprechend entfalten.
Wie Hanf-Experten im Auftrag von Unternehmen arbeiten
Natürlich betont die neue Meta-Studie mit Namen „Perspektiven kanadischer Cannabisforscher zur Durchführung und Förderung wissenschaftlicher Forschung durch die gewinnorientierte Cannabisindustrie“, dass es jeder Firma um Gewinne geht und man dabei logischerweise auch zur Geschäftspolitik passende Schwerpunkte setzt.
Die Fachwelt freut sich über industriefinanzierte Analysen, weil diese eben nicht mit gefälschten Daten jonglieren und maßlos übertreiben oder weil potenzielle Risiken auf Weisung von gierigen Kapitalisten verschwiegen werden. Im Keller von Hanf-Konzernen forscht kein Dr. Frankenstein an neuen Biowaffen auf THC-Basis, sondern arbeitet laut Studie eine gewissenhafte, um maximale Transparenz bemühte Schar von exzellenten Wissenschaftlern mit einwandfreiem Leumund.
Mit Cannabis befasste Fachleute gehen methodisch vor, sind kritisch und sich ihrer hohen Verantwortung bewusst. Zugleich müssen sich Kenner der Cannabinoide pausenlos mit systemisch bedingten Herausforderungen auseinandersetzen, die der Forschergemeinde ein gehöriges Maß an Mut, Improvisation und Selbstkontrolle abverlangen.
Geht es um Cannabis, labt sich nämlich auch in Übersee weiterhin der Krake-Bürokratie an überholten Regularien. Interessenkonflikte sind praktisch unvermeidbar und Forscher müssen sich häufig nur deshalb um ihre fachliche Integrität Sorgen machen, weil eine noch nicht komplett ausgereifte Gesetzgebung Cannabinoide strukturell übermäßig verkompliziert. Davon berichten die insgesamt 38 Teilnehmer in Interviews der Analyse übereinstimmend aus allen Provinzen Kanadas.
Cannabisforschung wünscht sich mehr Transparenz und staatliche Unterstützung
Skrupellose Wissenschaftler wie im James-Bond-Film oder in extra-finsteren Diktaturen gibt es bei Haschisch und Marihuana unter dem Mikroskop nicht, egal ob kommerzielle Cannabisforschung oder staatliche Hochschule, die Aufsicht führen. Letztere sollten mehr öffentliche Mittel bekommen und weniger Vorschriften, was künftig deutlich mehr Experten anlockt, die derzeit wegen fehlender Lehrstühle an den Unis zwangsläufig in Abhängigkeit von Unternehmen tätig sein müssen.
Kooperationen zwischen Wirtschaft und öffentlichen Bildungsanstalten können aus Sicht der neuen Studie dem Gesundheitssystem im Ganzen dienen und sollten umfangreich gefördert werden.
Gewinnorientierte Sponsoren und angestellte Forscher einbinden, statt auszugrenzen – lautet das Fazit dieser spannenden Untersuchung, die das Märchen vom käuflichen Cannabis-Professor entlarvt. Und sich auch nicht zu schade ist, Vater Staat nach Dekaden der Tatenlosigkeit an seine Verantwortung für die Volksgesundheit zu erinnern.