Die Legalisierung von Cannabis ist in Fahrt gekommen, selbst im alten Europa geht es wenigstens etwas voran. In den USA und Kanada überschlagen sich im Marihuanaboom bereits regelmäßig die Aktienkurse. Wer die Möglichkeit hat, kann einfach in den Bundesstaat ziehen, wo die Legalisierung für Patienten oder auch Konsumenten bereits zufriedenstellend umgesetzt wurde.
Immer wieder tauchen Bilder in den Medien auf, wo ganz normal erscheinende Bürger voller Freude ihr Marihuana oder ihre Edibles erstehen, um sich einen schönen Abend zu machen. In einigen Regionen der USA oder auch anderen Ländern wird zudem massiv um die Kunden geworben. Es herrscht Goldgräberstimmung und viele tätigen riskante Investments, um in diesem Markt Fuß zu fassen. Genau mit diesen Bildern kommt ein Gespräch in Erinnerung, welches bereits Jahre zurückliegt.
Dann haben sie die Duftsäckli wieder verboten
Ein Schweizer Freund erlebte den Schweizer Duftsäckli-Boom hautnah. Er erklärte, dass diese Gesetzeslücke gut funktionierte, bis sie dann zum Mainstream in der Schweiz wurde. Es gab innerhalb kürzester Zeit sehr viele Duftsäckli-Shops. Die Kunden kauften ihr Duftsäckli, öffneten es und rauchten das enthaltene Marihuana. In den Anfangszeiten wäre es noch eine Qualität, die bis maximal mittlere THC Konzentrationen enthielt. Es war jedoch zu offensichtlich, wie viel Geld in diesen Duftsäcklis steckte und ein „Geldmacher“ nach dem anderen öffnete seinen eignen Duftsäckli-Shop. Der verfluchte Kommerz mit Geldgier hätte alles wieder zunichtegemacht.
Das Problem waren primär die jungen Leute, die bereits auf dem Weg zur Schule oder zur Arbeit einen Joint offen sichtbar im Zug drehten oder auch rauchten. Diese Personen machten das vielleicht zum Teil schon seit Jahren. Jetzt machten sie es jedoch öffentlich sichtbar. Die Legalisierung in der Schweiz war schon beschlossene Sache und die Duftsäcklis wurden nicht einmal mehr verfolgt. Aber wegen dieser Bilder kippte die Stimmung und damit wurde alles wieder verboten. Auch der kurz darauffolgende Schweizer Volksentscheid zur Legalisierung von Marihuana scheiterte im Jahr 2008. Die ganze Legalisierungs-Entwicklung in der Schweiz wurde durch „unschöne Bilder“ um gut zehn Jahre zurückgeworfen.
Marihuanaboom zur Show tragen?
Keiner möchte sich verstecken müssen, da gibt es kaum etwas zu diskutieren. Wenn ganz normale Menschen öffentlich konsumieren, dann können Nicht-Konsumenten immerhin sehen, dass Cannabiskonsumenten eben nicht alle in die Schmuddelschublade gehören. Es ist dennoch ein zweischneidiges Schwert. Die Schweiz hatte bereits einen Marihuanaboom und hat ihn jäh abgewürgt. Es gab zu viele unschöne Bilder – wenn junge Menschen oder offensichtliche Problemkonsumenten den Passanten allzeit kiffend vor Augen sind, eckt das Cannabisthema wieder an. Aber auch Erwachsene, die am Spielplatz Alkohol trinken, kiffen oder sonst etwas konsumieren, schaden unserem Anliegen maßgeblich.
Genauso ist die Werbung, die in einigen Regionen vom Marihuanaboom massiv gezeigt wird, eine zweischneidige Sache: Zum einen spricht nichts dagegen, für potenten Hanf nach gleichen oder fast identischen Regeln wie für Alkohol und Tabak zu werben. Zum anderen wäre es sinnvoll, diese Regeln bereits für Alkohol und Tabak zu straffen.
Wir alle sollen vielleicht mal die Perspektive wechseln: Wir sind nun über 50 Jahre alt, sind mit Cannabis oder Drogen nie richtig in Kontakt gekommen oder haben negative Beispiele vor Augen. Über Jahrzehnte wird von Rauschgifttoten, der Schrittmacherfunktion, Psychosen und Beschaffungskriminalität gesprochen. Wir denken, dass potenter Hanf mit Heroin gleichzusetzen ist. Der Marihuanaboom setzt ein und es laufen überall kiffende Menschen herum. Diese gab es vorher auch schon, jetzt müssen sie sich allerdings nicht mehr verstecken. Wir denken jedoch, dass über Nacht zehnmal mehr Menschen Cannabis konsumieren, da Legalisierungsgegner das erklären. Kommt jetzt Panik auf?
Gesitteter Umgang kontra Imageschaden
Wenn der Marihuanaboom uns erreicht oder der CBD Boom derzeit die Schweiz und auch Österreich überrollt, so liegt es an uns selbst, dass wir uns gesittet verhalten. So macht man es beim Alkohol doch auch, der in den USA sogar nicht öffentlich sichtbar getrunken werden darf. Wer sich in geeigneten Lokalen oder Orten aufhält, der soll sich als Erwachsener natürlich nicht verstecken müssen. Wer jedoch extrem jung wirkt oder sich in direkter Nähe von Kindergärten, Schulen oder ähnlichen Einrichtungen befindet, der soll noch ein paar 100 Meter laufen. Der richtige Umgang mit potentem Hanf kann genau wie beim Alkohol ab der Volljährigkeit erlernt werden. Wer sich richtig in die Ecke legt, der sucht sich eben eine ruhige Stelle und stört damit niemanden.
Auch bei der Werbung, die durch das ganze Geld im Marihuanaboom angetrieben wird, wäre diese Geldmacherei zu überdenken. Es gibt immer eine nicht eindeutig definierte Grenze, bis zu der man gehen darf. Aber irgendwann hört der Spaß auf, womit alles der Sache schadet. Es wird halt ein paar Jahre dauern, bis sich alles normalisiert. In dieser Zeit soll man sich vielleicht nicht wie einst die Schweizer zu weit aus dem Fenster lehnen?