Die Veranstaltungsbranche leidet mit am längsten und am stärksten unter den Maßnahmen, die die Corona Pandemie eindämmen sollen. Dass an einem Ort mehr als 50 oder 100 Menschen zusammenkommen dürfen, ist seit über einem Jahr sehr selten der Fall gewesen. Wenn man sich in den Branchen rund um Hanf und Cannabis unter Kollegen so umhört, dann fehlen allen die Conventions, die Messen und Konferenzen sehr. Langsam aber zeichnet sich eine Perspektive ab, dass die Pandemie im Verlauf des Jahres weitgehend unter Kontrolle sein könnte und dass auch größere Events noch in diesem Jahr wieder stattfinden können.
In Österreich gab es bislang zwei große Messeveranstaltungen, die die Hanf- und Cannabisbranche mit der interessierten Community zusammenbrachte, die Hanfexpo und die Cultiva. Diese beiden tollen Messen verschmelzen nun zu einem gemeinsamen beeindruckenden Event – der Cultiva HempExpo. Schon im November diesen Jahres sollen sich in der Marx Halle in Wien die Pforten für die Besucher öffnen, mit vielen Ausstellern, Vorträgen, Workshops und mehr. Wir freuen uns, dass Mag. Harald Schubert, der Veranstalter der Cultiva und Doris Kraus, die Veranstalterin der Hanfexpo unsere Fragen über die Zukunft der verschmolzenen Messen beantwortet haben:
Mag. Harald Schubert, Veranstalter der CULTIVA und Doris Kraus, Veranstalterin der HANFEXPO haben beschlossen, zukünftig eine gemeinsame Hanfmesse in Österreich zu veranstalten.
Hanf Magazin: Die großen Hanfmessen Österreichs schließen sich zusammen. Zunächst einmal Gratulation dazu. Wie kam es zu dieser Fusion?
Doris Kraus: Es gab schon länger Überlegungen und Gespräche, nur eine große gemeinsame Hanfmesse direkt in Wien zu organisieren. Covid hat diese Vision einfach nur beschleunigt. Alle Messeveranstalter haben ein sehr schwieriges, perspektivenloses Jahr hinter sich, und gerade diese unsichere Zeit hat uns bestärkt, unsere Kräfte zu bündeln, um gemeinsam mehr bewirken zu können.
Harald Schubert: Der Standort Österreich ist schon seit jeher für Europa wichtig, nicht zuletzt ist Wien unter den Top 5 der internationalen Messe- und Kongressstädte. Wir sichern mit einer gemeinsamen Messe nicht nur den Standort Österreich, sondern auch das Potenzial zu wachsen und noch größer zu werden.
Doris Kraus: Harald „Hari“ Schubert bringt langjährige Erfahrung aus der Hanfbranche mit und hat in Österreich maßgeblich dazu beigetragen, Hanf salonfähig zu machen. Ich ergänze diese Erfahrung mit meinem Know-how aus den Bereichen Marketing und Eventorganisation. Gemeinsam schaffen wir die besten Voraussetzungen, dass sich die CULTIVA HANFEXPO zu einer der professionellsten und spannendsten Hanfmessen entwickeln kann.
Harald Schubert: Die Wiener MARX HALLE im dritten Wiener Gemeindebezirk bietet als Messe- und Eventlocation auf insgesamt 20.000 m² viel Platz, um genau das zu tun – zu wachsen. Mit zwei beheizbaren Hallen bietet die älteste Schmiedeeisenkonstruktion Europas ideale Bedingungen, eine Messe der besonderen Art zu veranstalten. Mit ihrer zentralen Lage im Herzen von Wien und ihrer ausgezeichneten Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr in Form von U-Bahn, Straßenbahn und Busverbindungen zählt die MARX HALLE zu den Top-Messelocations in Europa. Insgesamt stehen der CULTIVA HANFEXPO für 2021 rund 10.000 m² Hallenfläche und 4.000 m² Freifläche (teilweise überdacht) zur Verfügung.
Doris Kraus: Außerdem bietet die MARX HALLE auch die besten Voraussetzungen für eine „sichere“, covidkonforme Hanfmesse. In der Eventpyramide, die einen tollen Rahmen für eine Hanfmesse bieten würde, könnten wir die aktuellen gesetzlichen Covid-19-Vorgaben leider nicht einhalten.
Hanf Magazin: Was sind die Gründe, die für euch beide für die Verbindung von HANFEXPO und Cultiva sprechen?
Harald Schubert: Mittlerweile ist Hanf im Lifestyle angekommen und in der Medizin und nicht zuletzt dank der Medien vielen ein Begriff. Das Interesse ist so groß, dass es 2019 zwei Hanfmessen in Österreich gab – die Cultiva und die HANFEXPO. Dank des Zusammenschlusses der beiden Veranstaltungen ist die Zukunft der CULTIVA HANFEXPO in Wien gesichert! Aufgrund im Jahr 2020 getroffener wegweisender Entscheidungen, wie beispielsweise die Neueinstufung von Cannabis im Einheitsabkommen über Betäubungsmittel, ist der Bedarf an Informationsaustausch zum Thema Hanf weiter gewachsen. Da dieser Austausch am besten in Form einer Messe und von Kongressen stattfinden kann und das Wachstumspotenzial in diesem Bereich groß ist, war eine Bündelung der Kräfte die optimale Entscheidung.
Doris Kraus: Die Hanfbranche ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Die Anzahl der Produzenten und Anbieter hat sich mehr als vervierfacht. Um der Nachfrage nach Messe-Standflächen gerecht zu werden, war die einzige logische Entscheidung, eine große Hanfmesse in einer der größten Locations in Wien durchzuführen. In der MARX HALLE können auch neue Informationsangebote wie die HANFWELT bereitgestellt und weitere Expansionen realisiert werden. Und mithilfe eines größeren Teams kann einfach vieles leichter umgesetzt und neue Ideen verwirklicht werden.
Hanf Magazin: Wenn ihr heute auf die Vergangenheit zurückblickt, habt ihr die jeweils andere Messe als Konkurrent betrachtet, oder ist es in der Branche eher allgemein ein Miteinander, weil man irgendwie ja gemeinsam gegen Repressalien der Politik zu kämpfen hat?
Harald Schubert: Wie bereits Henry Ford so treffend feststellte: „If everyone is moving forward together, then success takes care of itself. “
Hanf Magazin: Was bedeutet der Zusammenschluss von Cultiva und HANFEXPO für das Erscheinungsbild der zukünftigen Veranstaltungen? Könnt ihr das beschreiben? Was erwartet den Besucher?
Doris Kraus: Die CULTIVA HANFEXPO kombiniert Messe, Vorträge und Workshops unter einem Dach und ist Treffpunkt für Hanfbegeisterte, interessierte Besucher sowie Investoren und Jungunternehmer in der Hanfbranche. Auf der CULTIVA HANFEXPO treffen Hersteller auf Entscheider, Einkäufer und Journalisten aus der ganzen Welt, um einerseits die Neuheiten der Branche vorzustellen und sich andererseits darüber zu informieren, sie zu testen und darüber zu berichten. Exzellente Organisation, gutes Messedesign und ein attraktiver Mix aus Information, Produktpräsentation, Know-how und Entertainment machen die CULTIVA HANFEXPO zu einem 360°- Messererlebnis.
Und für unsere Aussteller gilt: mehr Platz, mehr Besucher, mehr Chancen. In der neu geschaffenen HANFWELT können Besucher auf 400 m² das Wunder Hanf erleben und sich über die Geschichte, den Anbau, die Verarbeitung und die Verwendung von Hanf informieren. Ein Leitsystem führt durch insgesamt sechs Stationen unter dem Motto „Hanf ist Zukunft. Jetzt“. Und beim parallel stattfindenden Kongress berichten internationale Experten über aktuelle Studien und Trends, da gerade 2020 wegweisende Entscheidungen wie die Neueinstufung von Cannabis in der Single Convention 1961 getroffen wurden. Alles in allem erwartet die Aussteller, Besucher und Experten ein vielseitiges und modernes Messeerlebnis im Herzen Europas.
Hanf Magazin: Wie erwartet ihr allgemein, dass sich Messen rund um das Thema Hanf in Zukunft entwickeln werden?
Harald Schubert: Die weltweiten Entwicklungen in Richtung Liberalisierung und Legalisierung deuten seit Jahren darauf hin, dass es für die Hanfbranche weiter in Richtung Wachstum geht. Dank der Neueinstufung im Einheitsabkommen über Betäubungsmittel und dem EuGH-Urteil im Vorjahr sehen wir sehr optimistisch in die Zukunft. In den vergangenen 24 Monaten hat sich die Akzeptanz von Hanf deutlich verbessert, es ist viel Bewegung in den Markt gekommen. Der Anspruch an Qualität ist ebenfalls gestiegen, wodurch es vermehrt Bio-Produkte und immer mehr Produkte mit Prüfzertifikaten am Markt gibt. Diese Entwicklung wurde sicher auch dadurch angetrieben, dass Hanf durch die größere Beachtung am medizinischen Sektor auch eine stärkere mediale Berichterstattung erfahren hat.
2018 wurde Cannabis sativa von der Herbal Medicinal Products Platform Austria (HMPPA) aufgrund seiner aktuellen Bedeutung, der Vielfalt an interessanten pharmakologisch wirksamen Inhaltsstoffen und der Tatsache, dass die Pflanze nun in Österreich zur Arzneistoffgewinnung angebaut wird, hierzulande zur Arzneipflanze des Jahres gekürt. Bedingt dadurch, dass Hanf nicht nur in der Medizin, sondern mittlerweile auch im Mainstream angekommen ist, hat sich natürlich auch die Anzahl an Messen und Veranstaltungen zu diesem Thema enorm gesteigert. Nicht zuletzt aufgrund der aktuellen Situation wird sich diese Menge an Events wieder einpendeln – wir gehen von etwa fünf bis acht großen plus einigen regionalen Veranstaltungen in Europa aus.
Hanf Magazin: Wenn wir davon ausgehen, dass Events wie die Cultiva und die HANFEXPO ein Stück weit die Haltung der Menschen gegenüber der Cannabispflanze widerspiegeln, wie interpretiert ihr da den Stand der Dinge im europäischen Raum? Wo seht ihr die größten Chancen für eine Legalisierung?
Harald Schubert: Wie bereits erwähnt, geht der Trend in Europa nicht zuletzt dank der Neueinstufung im Dezember 2020 in Richtung Liberalisierung und Legalisierung. Seit dem viel diskutierten österreichischen CBD-Erlass im Dezember 2018 und den darauffolgenden Änderungen im Novel-Food-Katalog der EU hat Cannabis und vor allem Cannabidiol (CBD) viel Aufmerksamkeit in den Medien und in der Bevölkerung in ganz Europa erfahren. Seit 2017 kann in Deutschland „Cannabis auf Rezept“ verschrieben werden. Im darauffolgenden Jahr wurde Cannabis sativa in Österreich zur Arzneipflanze des Jahres gekürt, was die Bedeutung der Heilpflanze in der Medizin widerspiegelt. Partialsynthetisches THC ist unter der Bezeichnung Dronabinol in Deutschland bereits seit 1998 und in Österreich seit 2004 rezeptierbar.
Seit 2015 ist auch das aus Cannabisextrakt isolierte THC (Dronabinol) für magistrale Zubereitungen ärztlich verschreibungsfähig, wenngleich mit viel Bürokratie und Aufwand verbunden. Durch klinische Studien mit hoher Evidenz belegte Einsatzgebiete sind vor allem die Tumorschmerzbehandlung und die Symptomkontrolle in der Palliativmedizin, die mit Chemotherapie assoziierte Übelkeit sowie Magersucht bei Tumor- und AIDS-Patienten, schmerzhafte Spastik bei Multipler Sklerose sowie neuropathische chronische Schmerzen. Die am besten untersuchten Indikationen für CBD sind frühkindliche refraktäre Epilepsien, kindliche Schizophrenie sowie die Vorbeugung von Graft-versus-Host[1]Reaktionen nach Knochenmarkstransplantationen. Auch die Schizophrenie bei Erwachsenen könnte eine sinnvolle Indikation darstellen. Eine eventuelle Anti-Tumorwirkung bei Glioblastomen wird derzeit erforscht, unter anderem auch in Österreich von einem gern gesehenen Referenten unseres Kongresses, Prof. Dr. Rudolf Likar aus Klagenfurt. Seit 2019 gibt es auch ein zugelassenes Medikament gegen zwei Formen der frühkindlichen Epilepsie am Markt, das auf CBD basiert.
Doris Kraus: Aber auch das Bewusstsein für Produkte aus Hanf hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Produzenten und Konsumenten sind vermehrt auf gute Qualität bedacht – sowohl beim Anbau als auch in der Produktion und nicht zuletzt bei der Auszeichnung auf der Verpackung. Qualitätssiegel von offiziellen Institutionen mit unabhängigen Prüfverfahren wie beispielsweise Bio Austria oder ISO sind bereits bei vielen Produkten am Markt ein Begriff. In Verbindung mit Hanf gibt es seit einigen Jahren Initiativen, auch hier Gütesiegel zu etablieren. Seit 2016 verleiht die ARGE CANNA jährlich den „AC-Tropfen“ an qualitativ hochwertige Produkte.
Diese werden in einem aufwendigen Prüfverfahren in unabhängigen Labors getestet, dazu zählen Überprüfungen der Cannabinoid- und Terpenoidprofile und der gesamten Mikrobiologie. Zusätzlich werden die CBD-Produkte auch noch auf Pestizide, Schwermetalle und PAK (prozyklische aromatische Kohlenwasserstoffe) überprüft. Bevorzugt testet die ARGE CANNA Vollspektrum- und Bio-Öle. Isolat wird nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen zugelassen: Der Hanf muss aus EU-zertifiziertem Anbau stammen, die Herstellung in Österreich oder einem seiner Nachbarländer stattfinden. Geprüft werden nicht nur die technischen Parameter, auch die Herstellungsbedingungen werden mit einbezogen, etwa Druck oder Hitze.
Doris Kraus: Seit Mai 2019 gibt es auch die Bewertungsplattform CannaTrust, die den Nutzern die Möglichkeit bietet, Cannabinoid-Produkte zu bewerten und sich Erfahrungsberichte anderer Nutzer anzusehen. Außerdem können Nutzer Produkte miteinander vergleichen, indem sie nach Sterne-Anzahl selektieren. Damit steigt auch der Druck auf die Hersteller, qualitativ gute und hochwertige Produkte auf den Markt zu bringen. Das ist eine positive Entwicklung, denn natürlich gibt es – wie in jeder anderen Branche – auch hier ein paar negative Beispiele. Für uns als Veranstalter sind solche Initiativen wichtige Kooperationspartner, um Messebesuchern ein attraktives Angebot an Ausstellern und Informationen bieten zu können. All dies zeigt, dass das Interesse an Hanf stetig weiter steigt – und damit auch der Wunsch, sich zu informieren, Produkte kennenzulernen und sich über aktuelle Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten. Daher sehen wir die Zukunft sehr positiv!
Hanf Magazin: Als Messeveranstalter hat man ein immenses Pensum an organisatorischen Herausforderungen zu bewältigen. Aus diesem Grund ist bei vielen Dingen eine gewisse Planungssicherheit von Bedeutung. Ihr habt ja nun schon Messedaten für die Jahre 2021, 2022 und 2023 bekannt gegeben. Kann man überhaupt so weit in die Zukunft sehen, oder besteht der Großteil der Arbeit eher aus schnellen Reaktionen auf Unvorhergesehenes?
Doris Kraus: Der neue Termin wurde nach dem Gesichtspunkt der größtmöglichen Sicherheit für Aussteller, Experten und Besucher gewählt. Gerade die Ereignisse des letzten Jahres haben gezeigt, dass Flexibilität und rasche Reaktion jetzt mehr denn je gefragt sind. Ein Großevent wie eine internationale Messe plus Kongress organisiert man nicht in ein paar Wochen, da ist schon eine vorausschauende Planung auch hinsichtlich der Termine gefragt.
Hanf Magazin: Unvorhergesehen war für viele ja auch, wie lange die Menschheit sich mit der Covid-Pandemie herumschlagen muss. Was hat das für euch bedeutet (Arbeit, Verluste, Aufwand etc.)?
Harald Schubert: Diese Situation ist für alle Unternehmen und Menschen eine, mit der niemand in diesem Ausmaß gerechnet hat. Dieser Herausforderung mussten und müssen sich alle stellen – Flexibilität und Kreativität sind weiterhin gefragt. Wir sind zuversichtlich, dass wir hierfür bestens aufgestellt sind – und auch für die Zukunft optimistisch.
Mit der neuen Location, größeren Kapazitäten und gebündelten Ressourcen hat sich die Cultiva Hanfexpo für die Zukunft in eine hervorragende Position gebracht. Die Messe wird als eine der größten in Europa ein riesiges Publikum anziehen. So aufgestellt kann man sich allen Anforderungen der Zukunft stellen, Wachstumspotenziale nutzen und mit allen Entwicklungen Schritt halten. Da wir mit Messen nun über ein Jahr lang unterversorgt sind, ist die Vorfreude auf die Cultiva Hanfexpo jetzt schon riesig.
Für nähere Infos rund um die kommenden Cultiva Hanfexpo Messeveranstaltungen besucht: cultiva.at