Die Europäische Union und ihre Vorschriften für Lebensmittel und andere Produkte bereiten der CBD-Branche aktuell einige Schwierigkeiten. Das ist bedauerlich, denn eigentlich sorgen die EU-Standards für eine hohe Produktqualität in den Mitgliedsstaaten. Und trotzdem gibt es wenige CBD-Unternehmen, die den ganzen Prozess des Produkts ab dem Anbau der Rohstoffe in den eigenen Händen haben.
Beim österreichischen Hersteller Medihemp ist dies der Fall. Mit regionalem Anbau, Fairness und Nachhaltigkeit in der Herstellung und eigener Forschung garantiert Medihemp gesunde Bio-CBD-Produkte für Mensch und Tier.
Um über Medihemp etwas mehr zu erfahren, haben wir Andrea Bamacher, einer der zwei Gründerinnen, einige Informationen über den Hintergrund von Medihemp und den Produkten entlocken können:
Hanf Magazin – Klaus Dieter Glasmann: Lassen Sie mich zunächst die Standardfrage stellen. Wie sind Sie (beide) zur Hanfpflanze gekommen, und wie kam es zur Gründung von Medihemp?
Andrea Bamacher: Hanf als alte Kulturpflanze war für uns immer schon sehr interessant. Mit dem aufkommendem Wissen um die vielen unterschiedlichen gesundheitlichen Aspekte ist unser Interesse noch weiter gewachsen. Zunächst haben wir in einem kleinen Rahmen Erfahrungen im Bio Hanfanbau gesammelt und alles per Hanf verarbeitet. Aufgrund der großen Nachfrage sind wir sehr schnell gewachsen, alles wurde um ein Vielfaches professioneller und die Medihemp OG wurde gegründet. Im Jahr 2015 wurde die Deep Nature Project GmbH gegründet, Medihemp besteht weiter als Markenname für die Bio Hanf-Produkte.
Hanf Magazin – Klaus Dieter Glasmann: Der Name impliziert Gesundheitsanwendungen, er klingt eigentlich nach Arznei. Stand die Behandlung von Erkrankungen bei der Konzipierung einiger (oder aller) Ihrer Produkte im Vordergrund?
Andrea Bamacher: Nein, Hanf ist sehr vielseitig und wir sehen den Nutzen über ein weites Spektrum – von der Gesunderhaltung mit Hanf-Lebensmitteln bis zum Ausgleich von Dysbalancen mit Hanf-Extrakten. Die Abgrenzung zum Arzneimittel ist sehr wichtig, da diese anderen Konzepten folgen. Arzneimittel sind meist hoch dosierten Reinstoffpräparate, wir arbeiten mit Naturextrakten, die deutlich weniger Cannabinoid-Anteil haben, aber das ganze Spektrum der Pflanzeninhaltsstoffe, was zum Entourage-Effekt – einer natürlichen Verstärkung – führt.
Hanf Magazin – Klaus Dieter Glasmann: Wofür verwenden Sie persönlich Hanf, insbesondere CBD?
Andrea Bamacher: Unsere Bio Hanf-Extrakte nehme ich gerne zum inneren Ausgleich, zur Vorsorge und in stressigen Phasen für besseren Schlaf. Die Bio Hanf-Lebensmittel gehören für mich zur täglichen Ernährung, mal das Bio Hanfprotein im Smoothie, die Hanfnüsse im Müsli, oft das Hanföl für Salate und fast täglich der Bio Hanftee abends zum Relaxen oder morgens zur Aktivierung (kurz gezogen).
Hanf Magazin – Klaus Dieter Glasmann: Welches Produkt ist der Topseller? Warum glauben Sie, dass es das ist?
Andrea Bamacher: Unser Topseller ist das Bio Hanf Complete 5 %, 10 ml. Das ist für viele, aufgrund von Preis/Leistung nicht nur das Einsteigerprodukt, sondern wird von vielen unseren Kunden auch als das für sie passendste Produkt beschrieben. Es beinhaltet einen ausgewogenen Mix an Pflanzenstoffen, ist harmonisch und aufgrund des Verhältnisses von Extrakt zu Öl reich an wertvollen Omega-Fettsäuren, die ebenfalls notwendig für eine ausgewogene Ernährung sind. Für viele Dysbalancen ist das 5 %-ige Bio Hanf Complete die richtige Stärke, wie Erfahrungsberichte zeigen.
Hanf Magazin – Klaus Dieter Glasmann: Persönlich habe ich als Cannabispatient, der von CBD gesundheitlich profitiert, sogar ein Produkt von Ihnen vom Arzt empfohlen bekommen. Die Hanf Complete Kapseln. Kommt es öfter vor, dass Patienten auf Sie zukommen, die beabsichtigen Krankheiten mit ihren Produkten zu behandeln?
Andrea Bamacher: Ja, das kommt sehr oft vor. Wir raten unseren Kunden immer dazu, einen Arzt zu konsultieren, der sich optimalerweise mit Hanf auskennt. Erfreut stellen wir fest, dass das immer mehr werden. Der große Vorteil: Der Arzt begleitet die Therapie und kann Empfehlungen abgeben, welches Produkt optimal für den Patienten ist.
Hanf Magazin – Klaus Dieter Glasmann: Die eben erwähnten Hanf Complete Kapseln stechen vorwiegend durch ihr exzellentes Preis-Leistungs-Verhältnis heraus. Wussten Sie gleich zu Beginn, dass Sie mit diesem Produkt einen potenziellen Kassenschlager auf den Markt bringen würden?
Andrea Bamacher: Unsere Intention war eigentlich Geschmacks-sensiblen Menschen eine Alternative zu den Tropfen anzubieten. Außerdem ist die Einnahme von Kapseln für manche Menschen einfacher. Natürlich freuen wir uns, wenn auch diese Darreichungsform so regen Anklang findet und werden die Produktpalette dahin gehend ausbauen.
Hanf Magazin – Klaus Dieter Glasmann: Inwiefern gestaltet es sich schwierig für Patienten, mit den Produkten umzugehen, da man als Hersteller keine Angaben zur medizinischen Nutzung machen darf?
Andrea Bamacher: Die medizinische Nutzung steht auch nicht im Vordergrund. Zur allgemeinen Anwendung machen wir Angaben auf unseren Websites medihemp.eu und deepnatureproject.com. Mittlerweile kursieren derart viele Informationen und Anwendungsberichte im Internet, dass ich davon ausgehe, dass die meisten Menschen bereits gut informiert sind, wenn sie auf unsere Produkte treffen. Zur Verstoffwechselung von Cannabinoiden und gleichzeitiger Einnahme bestimmter Medikamente können wir Ärzten ein ausführliches Dokument unseres Forschungspartners ICANNA zur Verfügung stellen.
Hanf Magazin – Klaus Dieter Glasmann: (Wie) sind für Sie die Einschränkungen spürbar, der die Hanfpflanze immer noch unterliegt? Hatten Sie da schon Probleme in ihren geschäftlichen Abläufen?
Andrea Bamacher: Aktuell haben wir keine konkreten Einschränkungen, die den Verkauf unserer zertifizierten und geprüften Produkte unterbinden würden. Es ist allerdings richtig, dass aktuell eine Begutachtung auf EU-Ebene zum weiteren Umgang mit Cannabinoiden und Hanf-Extrakten erfolgt. Diese hat zwar keine Rechtsgrundlage, dient vielen Medien allerdings als Boden für Spekulationen und wilde Berichterstattung seitens der Medien. Das verunsichert natürlich viele Kunden und teilweise auch den Handel. Wir müssen hier viel Aufklärung leisten. Wichtig ist zu wissen, dass Hanfprodukte, die aus EU-zertifizierten Nutzhanfsorten hergestellt sind, für den Verkauf erlaubt sind.
Hanf Magazin – Klaus Dieter Glasmann: Aktuell wird viel über Verkaufserlaubnis und Produktsicherheit diskutiert. Wie steht es hier um die Produkte der Marke Medihemp?
Andrea Bamacher: Seit Beginn der Produktentwicklung von Medihemp Produkten sind wir sehr auf Produktsicherheit und Qualität fokussiert. Unser gesamtes Qualitätsmanagement bei Deep Nature Project (wir sind ja Hersteller der Medihemp Produkte) ist darauf ausgerichtet. Das beinhaltet einerseits eine lückenlose Qualitätssicherung vom Feld bis zum fertigen Produkt, andererseits die Erlangung aller wichtiger und relevanter Zertifizierungen und Bescheinigungen. Dazu gehören die Bio-Zertifizierung der AT-301 sowie europaweit gültige Inverkehrsetzungszeugnisse, die sowohl das Produkt als auch den Verkauf als sicher bestätigen. Wir halten uns an alle Vorgaben der Lebensmittel- und Verkehrssicherheit und werden regelmäßig von den zuständigen Behörden geprüft. Die Sicherheit unserer Medihemp-Produkte steht außer Frage. Offen ist, wie die EU künftig die Einstufung von Hanf-Inhaltsstoffen regeln wird. Bis dahin sind sie als Lebensmittel anzusehen und unterliegen den dementsprechenden Auflagen.
Hanf Magazin – Klaus Dieter Glasmann: Glauben Sie, dass wir in naher Zukunft mit einer umfassenderen Liberalisierung der Cannabispolitik in Europa rechnen können?
Andrea Bamacher: Da es keine europaweite einheitliche Regelung gibt, sondern der Umgang mit Cannabis Sache der Länder ist, denke ich nicht, dass es zeitnah zu einer einheitlichen Lösung kommen wird. Ich kann mir aber vorstellen, dass manche Länder früher einen solchen Schritt gehen werden als andere. Schaut man in die USA oder Kanada, sieht man viele Vorteile, kaum Nachteile. Es wird aber auch klar, dass es starke Kräfte gibt, die gegen eine Liberalisierung arbeiten.
Hanf Magazin – Klaus Dieter Glasmann: Wie stellen Sie sich den optimalen Umgang mit der Cannabispflanze in unserer Gesellschaft vor?
Andrea Bamacher: Sinnvoll reguliert und vor allem aufgeklärt. Viele Menschen kennen heute noch nicht den Unterschied zwischen THC-haltigen Cannabispflanzen und Nutzhanf. Darunter leider auch noch viele Mediziner und Fachleute. Aufklärung über Anwendung, Pros und Kontras sind der Schlüssel zu einem gesundheitsorientierten Umgang mit der Hanfpflanze. Das beginnt bei der Ernährung und endet mit der Anwendung in Spezialfällen. Mein Wunsch wäre, Hanf endlich aus der Schmuddel- und Drogenecke zu bekommen und die eigentliche und vielfältige Kraft dieser wunderbaren Pflanze bekannt zu machen. (Der Rest ergibt sich von selbst.)
Hanf Magazin – Klaus Dieter Glasmann: Neben den CBD-Ölen und Kapseln, die schon zum Standard-Sortiment gehören, gibt es von Medihemp auch etwas speziellere Produkte wie CBD für Tiere oder Produkte mit anderen Cannabinoiden (z. B. CBG). Erzählen Sie ein wenig darüber.
Andrea Bamacher: Ja, wir haben bald festgestellt, dass unsere Hanf-Extrakte auch gerne für Vierbeiner eingesetzt werden. Auch andere Säugetiere verfügen über ein Endocannabinoid-System, und die sensiblen Tiere sprechen ganz besonders gut auf Cannabinoide an. Wir haben daraufhin gemeinsam mit Fachtierärzten einige spezielle Tier-Produkte entwickelt, die unter der Marke Vetrihemp vertrieben werden. Dazu zählen drei verschiedene Produkte mit 4 % CBD für Katzen (ohne Thc), ein Vollextrakt mit 4 % CBD für kleine Hunde und Nagetiere und ein Bio CBD-Öl mit 12 % für größere Hunde und Pferde. Neben CBD forschen und arbeiten wir auch an anderen Cannabinoiden, wie zum Beispiel CBG (Cannabigerol). Die Verarbeitung vom Körper erfolgt etwas anders. Manche Menschen reagieren auf CBG besser als auf CBD – das liegt daran, dass jeder Mensch individuell ist. Andere beschreiben andere Effekte mit CBG. Fakt ist, dass die beiden Cannabinoide sich sehr gut ergänzen und oft in Kombination genommen werden.
Hanf Magazin – Klaus Dieter Glasmann: Welche Produkte werden der nächste Renner sein? Gibt es von Medihemp (bald) etwas Neues auf dem Markt? (Wenn ja, was?)
Andrea Bamacher: Aktuell arbeiten wir an einer neuen Lebensmittelpalette, die wir in wenigen Monaten vorstellen können werden. Eine ganz neue Produktlinie ist auch gerade im Entstehen, darüber wollen wir aber noch nichts Konkretes verraten.