„Im Bereich der Cannabis-Forschung liegt Europa mit Ausnahme Holland abgeschlagen hinter Kanada, Israel oder den USA zurück“, sagt Susan van Brunschot. Die Gründerin der gleichnamigen Stiftung (Fundación CANNA) lamentiert gegenüber hanf-magazin.com, „dass große Pharmakonzerne Cannabispatienten regelrecht missbrauchen“. Man müsse damit aufhören, ihnen falsche Hoffnungen zu machen. Darum analysiert die CANNA-Stiftung Cannabis-Sortenzüchtungen, und betreibt Bewusstseinsbildung gegen die Massen an „Fake News“ im Internet.
Hanf Magazin: Worin wurzelt Ihr Interesse für die Cannabispflanze?
Susan van Brunschot: Für mich war Cannabis stets eine sehr interessante Pflanze. Man kann ja derart viel mit ihr machen. Und ja, über die vergangenen Jahre hat Cannabis als medizinische Heilpflanze endlich wieder einen besseren Ruf erlangt. Was ja per se nichts Neues ist. Seit Jahrtausenden hat sie der Mensch genutzt. Und einzig und alleine wegen dem sogenannten „Krieg gegen die Drogen“, haben wir diese wundervolle Pflanze fast völlig als das, was sie eigentlich ist, vergessen.
Hanf Magazin: Was hat sich Ihre Stiftung, die Fundación CANNA, als Ziel gesetzt?
Susan van Brunschot: Wir widmen uns ausschließlich der wissenschaftlichen Erforschung von Cannabis und seinen Inhaltsstoffen, um damit Experten und die Öffentlichkeit in ihrem Bewusstsein zu bilden, und ihr Wissen über Cannabis zu steigern. Im Internet findet sich ein schier unendlicher Reigen an schlechten, falschen und fehlerhaften Informationen zur Pflanze, „Fake News“ in Massen. Darum haben wir beschlossen, eine Non-Profit-Organisation zu gründen, die dagegen mit wissenschaftlich belegbaren Daten. Darum arbeiten wir ausschließlich mit Experten und Spezialisten im Bereich der Forschung zusammen. Wir publizieren Fachartikel, Schulungsvideos, wir organisieren Seminare, und erstellen Studien, mit Partnereinrichtungen oder eben alleine.
Hanf Magazin: Cannabis wurde über Dekaden regelrecht dämonisiert. Welche Bedeutung hat die Analyse der Cannabis Inhaltsstoffe auf einen Bewusstseinswandel, unter Ärzten, Psychologen und der allgemeinen Öffentlichkeit? Ist eine Veränderung darin ersichtlich?
Susan van Brunschot: Mit der Analyse von Cannabis verändert man nicht das vorherrschende Dogma über die Pflanze. Vielmehr geht es uns darum, die Zusammensetzung der Pflanze, und ihrer Sorten, besser zu verstehen. Nur so kann man lernen, sie besser und zielgerechter einzusetzen. Mittlerweile wissen wir schon sehr viel über THC und CBD, und ihre Wirkung. Doch in der Cannabispflanze gibt es weit, weit mehr Cannabinoide. Analysieren ist Wissen. Und Wissen ist Macht. Und wir alle haben ein Recht darauf zu wissen, was wir konsumieren, glaube ich.
Hanf Magazin: Was sind die großen Hindernisse, die in der Forschung und Anwendung von Cannabis in Spanien und in Europa bestehen?
Susan van Brunschot: Europa generell betrachtet, mit Ausnahme von den Niederlanden, liegt im globalen Kontext weit abgeschlagen hinter Staaten wie eben Kanada, Israel oder den USA. Ich finde dies schier unglaublich, doch es hat nun zumindest den Anschein, als würde sich die Situation Stückchen für Stück verbessern. Wir sehen einen Wandel, etwa in Deutschland, der Schweiz und Italien. Es ist nur eine Frage der Zeit. Das größte Problem, mit dem wir bis dato zu kämpfen haben, das ist das Erbe von Ex-US-Präsident Ronald Reagan und sein „Krieg gegen die Drogen“. Wegen ihm hat Cannabis einen derart schlechten Ruf bekommen. Und es fällt vielen noch schwer, die Pflanze mit anderen Augen zu sehen.
Hanf Magazin: Sie wählten Spanien als Sitz für die Stiftung. Welche Vorteile bietet das Land für den Cannabis-Sektor?
Susan van Brunschot: Ganz generell betrachtet ist Spanien nicht wirklich anders als die meisten EU-Staaten. Mit dem großen Unterschied der sogenannten „Cannabis Social Clubs“ siehe Interview mir Ramón Morcillo. Der Staat muss hier eine Regulierung umsetzen, die den Konsum und Anbau im Vereinskontext und diesen Clubs Rechtssicherheit bietet. Und eben endlich auch den Einsatz von Cannabis für medizinische Behandlungen legalisieren. Zweites erachtete ich durchaus als hochwahrscheinlich, auch binnen einer kurzen Zeitspanne. Bestenfalls heuer noch, der spätestens 2018 wird hier das Gesetz geändert. Davon bin ich überzeugt.
Hanf Magazin: Wird Barcelona zum „neuen Amsterdam“ wie manche meinen?
Susan van Brunschot: Barcelona bekommt zusehends einen wenn man so will „schlechten Ruf“ in dieser Materie, das ist wahr. Es gibt eine Fülle an Cannabis Social Clubs, die eben nicht so arbeiten, wie sie es eigentlich sollten. Ob das jetzt per se schlecht ist, oder gut, das weiß ich nicht.
Hanf Magazin: Was ist Ihr Ziel, persönlich und mit der CANNA-Stiftung?
Susan van Brunschot: Ich will mehr und mehr und mehr Studien über die Qualitäten von Cannabis und seinen Sortenvarianten erstellen, weiter Experten und die Öffentlichkeit in dieser Materie informieren und weiterbilden, und Konsumenten und vor allem Cannabis-Patienten eine Hilfe sein. Denn jene verlieren sich häufig im Internet, fallen dabei auf Fehl- und Falschinformation hinein.
Es ist einfach grauslich, wie man Patienten, die nicht selten an schweren oder terminalen Krankheiten leiden, falsche Hoffnungen macht. Das muss aufhören, im Internet und in der realen Welt. Dabei spielen freilich auch die großen Pharmakonzerne eine tragende Rolle, die einfach ohne Rücksicht, Moral oder ethischen Grundsätzen alles unternehmen, um ihre Produkte möglichst profitabel zu verkaufen. Dabei missbrauchen sie regelrecht Patienten. Ein Beispiel, das wir eben häufig sehen, ist das Marketing rund um die berühmten CBD-Öle.
Zur Person
Die gebürtige Holländerin Susan van Brunschot studierte an der International Business & Languages, Hogeschool Holland Amsterdam. Sie ist Gründerin der Cannabis-Forschung verschriebenen Stiftung Fundación CANNA mit Sitz in Barcelona.