Als in Deutschland im März 2017 das Cannabis als Medizin Gesetz in Kraft trat, standen viele Apotheker und Ärzte der Pflanze skeptisch gegenüber. Sogar diejenigen, die die therapeutischen Potenziale verstehen und befürworten, lehnten insbesondere die Nutzung der Cannabisblüten als Medikament dennoch ab. Ganz unverständlich ist das nicht, denn einerseits ist die Dosierung durch den Patienten nur schwer exakt zu bewerkstelligen, besonders Menschen ohne Erfahrung oder mit motorischen Einschränkungen tun sich hier vielleicht schwer. Auch die Standardisierung einer Cannabisblüte als Medikament ist im Grunde unmöglich. Eine Pflanze ist ein Stück Natur, keine ist identisch mit einer anderen, also wird es auch immer Abweichungen in der Wirkstoffzusammensetzung geben.
Trotz aller Zweifel und Vorbehalte vonseiten der Experten, Mediziner und Pharmazeuten konnten sich die Blüten in der medizinischen Nutzung durchsetzen. Sie sind heute das etablierte Cannabismedikament schlechthin. In diesem Jahr soll die Anzahl der Cannabispatienten in Europa die Marke von 500.000 überschreiten. Der größte Teil davon lebt in Deutschland, wo schon im Januar über 170.000 Patienten sich in einer aktiven Therapie mit Medizinalcannabis befanden, die meisten davon verwenden Blüten. Das liegt unter anderem daran, dass viele Patienten auch vor der ärztlichen Verordnung schon Kontakt zu Cannabis hatten.
In der Regel versorgten sie sich auf dem Schwarzmarkt mit Blüten von unkontrolliertem Wirkstoffgehalt, deren Qualität und Reinheit nicht geprüft waren. Diese nahmen sie dann mit der für medizinische Zwecke am wenigsten geeigneten Methode zu sich, sie rauchten sie. Diese Darreichungsform hält sich hartnäckig. In vielen Fällen wird das Medikament dann auch noch mit Tabak gemischt, was für eine gesundheitsbezogene Anwendung überhaupt nicht zu verantworten ist. Das Rauchen ohne Tabak ist zwar weit harmloser, ideal oder komplett unschädlich ist aber auch dies nicht unbedingt, besser ist natürlich die Inhalation durch den Vaporizer.
Das Verdampfen von Blütenmaterial ist vermutlich die am häufigsten von Ärzten angedachte Darreichungsform, wenn sie eine Cannabisverordnung vornehmen. Ob die Einnahme der Wirksubstanzen die am besten geeignete Methode ist, das hängt vom Einzelfall ab. Hier spielen verschiedene Überlegungen eine Rolle: Wie schnell muss die Wirkung eintreten? Wie stark muss oder darf die Anflutung der Cannabinoide sein? Wie lange soll die Wirkung anhalten?
Ein klares Beispiel, um die unterschiedlichen Ansprüche an eine medizinische Cannabiswirkung zu verdeutlichen, ist der Schlaf. Geht es darum, dem Patienten beim Einschlafen zu helfen, ist die Inhalation in der Regel die Methode der Wahl. Die Wirkung tritt schnell ein und so kann der Patient schnell einschlafen. Hat man allerdings ein Problem mit unruhigem Schlaf und mehreren Unterbrechungen, so ist eine möglichst lange Wirkungsdauer wichtig. Diese erreicht man eher durch eine orale Einnahme, man sollte das Medikament schlucken.
Beim medizinischen Umgang mit Blüten hat sich gezeigt, dass die Anforderungen der Patienten individuell sehr unterschiedlich sein können. Insofern ist es also weniger zielführend, Tabletten mit verschiedenen Wirkstoffkombinationen auf den Markt zu bringen, als dem Patienten die Möglichkeit an die Hand zu geben, sich selbst sein Medikament aus Blüten herstellen zu können.
Das Unternehmen NOIDS B.V. hat sich diesem Thema mit großer Hingabe gewidmet und ein Gerät hergestellt, das den Umgang mit Cannabis auf ein anderes Level hebt, den POT by NOIDS. Um den Möglichkeiten und der Geschichte hinter dem POT auf den Grund zu gehen, konnten wir uns mit Chu Chai, der Gründerin von NOIDS und Entwicklerin des POT by NOIDS austauschen.
Hanf Magazin: Wann genau ist der POT by NOIDS auf den Markt gekommen und wie lange gibt es das Unternehmen schon?
Chu Chai: POT by NOIDS kam im Januar 2021 auf den Markt. Das Produkt wurde von der NOIDS B.V. entworfen und entwickelt, die wiederum am 1. Juli 2019 gegründet wurde.
Hanf Magazin: Die Popularität von POT by NOIDS hat mittlerweile ein beachtliches Ausmaß angenommen. Man kann bereits mehrere internationale YouTuber finden, die das Gerät vorstellen. Habt Ihr dafür eine große Marketingoffensive gestartet?
Chu Chai: Nein, eigentlich gab es keine große Marketingaktion, doch wir sind immer dabei, Nutzerfeedback zu sammeln, unser Kundenservice-Team zu schulen und die Abläufe zu optimieren, um sicherzustellen, dass alle unsere aktuellen und zukünftigen Kunden gut bedient und beraten werden können. Die YouTube-Bewertungsvideos waren Teil unseres Go-to-Market-Testprojekts. Einige sind organische Bewertungen, die von den Influencern selbst initiiert wurden. Alle Inhalte der Bewertungen sind organisch und ohne Einmischung von NOIDS entstanden.
Hanf Magazin: Was war zuerst da – der POT oder die Nachfrage nach einem solchen Produkt? Wurde der Topf einfach aus Eurer eigenen Motivation heraus entwickelt, oder gab es für Dich vorab Hinweise darauf, dass ein Bedarf für ein solches Gerät besteht?
Chu Chai: Die Idee mit dem POT kam zuerst. Ich besuchte die CannX-Konferenz für medizinisches Cannabis. Dr. Raphael Mechoulam war dort mit vielen renommierten Wissenschaftlern. Auf der Konferenz gab es eine Sitzung zum Thema „Cannabis als Selbstmedikation“, die Situation der Patienten und ihren Umgang mit der Arzneipflanze. Das, was ich da hörte, hat mich wirklich umgehauen und ich dachte mir, dass ich an dieser Stelle etwas unternehmen muss.
Nach dieser Konferenz habe ich meinen Job gekündigt und angefangen, Produkte zu entwickeln, mit denen man zu Hause vollwertige Cannabispräparate herstellen kann. Ich wusste damals nicht, ob es schon einen Markt gab, aber ich war mir sicher, dass es einen geben würde.
Hanf Magazin: Wie schwierig war die Entwicklung des POT by NOIDS, wie er jetzt auf dem Markt erhältlich ist? Wie lange hat das gedauert?
Chu Chai: Insgesamt haben wir zwei Jahre gebraucht, um die Idee zum Leben zu erwecken.
Hier einige Kurzinfos zum Design und zur Herstellung:
Ein Jahr war nötig, um das Design fertigzustellen; wir haben unseren Hersteller aus über 100 Bewerbern ausgewählt. Über 1000 Grafiken wurden zwischen dem Ingenieurteam und mir ausgetauscht. Es wurden drei Generationen von Prototypen angefertigt und fünf Patente angemeldet. Dann benötigten wir sechs Monate für Tests und Verbesserungen und weitere sechs Monate für die Herstellung, Logistik und dergleichen. Es war alles andere als einfach, aber es war eine großartige Erfahrung, der ganze Prozess, eine Idee in ein Produkt umzusetzen.
Hanf Magazin: Der POT von NOIDS erleichtert unter anderem den Umgang mit Cannabis in der Küche erheblich. Welche Verarbeitungsschritte kann er übernehmen?
Chu Chai: Der POT leistet da einiges. Die Nutzer müssen im Grunde nur ihre Sorte kennen, den Rest kann der POT übernehmen. Er bestimmt Kochtemperatur und Kochzeit. Unser sorgfältig entwickelter Algorithmus ist das Besondere an POT. Es handelt sich nicht einfach um eine French Press auf einer Heizplatte mit Zeitschaltuhr. POT überwacht und regelt die Temperatur und die Garzeit auf der Grundlage von Echtzeit-Rückmeldungen der Sensoren. Der Sinn eines solchen Algorithmus besteht darin, die Wärme gleichmäßig im Becher zu verteilen, mit minimalen Temperaturschwankungen (1 Grad Celsius). Unseren Untersuchungen und Tests zufolge sind es die durch Temperaturschwankungen verursachten Hitzespitzen, die THC/CBD verbrennen, und nicht eine längere Erhitzung.
Das TWIST-Bedienungskonzept macht das traditionelle Bedienfeld überflüssig. Die Auswahl der Funktionen ist einfacher, ohne dass man auf kleine Knöpfe drücken muss. Das kommt auch besonders Menschen mit Mobilitätseinschränkungen zugute.
Das Filterdesign ermöglicht einen sauberen Betrieb. Niemand hat gerne Öl an den Fingern und mit POT müssen Sie das auch nicht. Das Pipettendesign ermöglicht eine minimale Verschwendung des eingefüllten Öls. Das herausnehmbare Glas macht die Reinigung sehr einfach.
Hanf Magazin: Was glauben Sie, wofür wird der POT by NOIDS am häufigsten verwendet? Gibt es Ihrer Meinung nach einen Hauptschwerpunkt?
Chu Chai: Am häufigsten wird er für die Herstellung von cannabinoidhaltigen Ölen und für die Ethanolextraktion verwendet. Nach den Rückmeldungen, die wir bisher von unseren Kunden erhalten haben, ist die Ethanolextraktion eine sehr beliebte Funktion. Von den Kunden, die uns kontaktiert haben, verwenden die meisten den POT für gesundheitliche Zwecke: Um entweder vom Rauchen von cannabinoidbasierten Medikamenten auf essbare Alternativen umzusteigen, oder um verschiedene Arten von Beschwerden zu behandeln, wofür verschiedene Applikationsformen benötigt werden.
Hanf Magazin: Benutzt Du den POT privat? Was ist deine favorisierte Anwendung? Was ist deine Lieblingszubereitung mit Cannabis im Allgemeinen?
Chu Chai: Ich verwende POT regelmäßig. Ich mache CBD-Chili-Öl für den täglichen Gebrauch, weil ich süchtig nach Chili bin. Ich stelle auch THC-Wachs für meinen Freund her. Er verwendet Cannabis schon seit Langem zur Behandlung seiner gesundheitlichen Probleme.
Hanf Magazin: Mit dem Potenzrechner geben Sie dem Nutzer ein sehr praktisches Instrument zur Bestimmung des Wirkstoffgehalts an die Hand. Da Sie den Wirkstoffgehalt Ihrer Blüten kennen müssen, um ihn zu berechnen, richtet sich das Produkt an den legalen, kontrollierten Markt, richtig? Auf dem Schwarzmarkt ist es kaum möglich, Informationen über den THC- oder CBD-Gehalt zu erhalten.
Chu Chai: Die Dosierung ist für die meisten Menschen am schwierigsten zu ermitteln. Der Schwarzmarkt ist schlecht für alle, außer für diejenigen, die ihn betreiben. Wir begrüßen natürlich die globale Entwicklung hin zum legalen Umgang mit Cannabis und unser Geschäft ist der legale und kontrollierte Markt, ja. Aber an Orten wie den Niederlanden, wo der Anbau von Cannabis für den persönlichen Gebrauch entkriminalisiert ist, kann POT bereits vielen Menschen dienen.
Hanf Magazin: Nun hoffe ich natürlich, dass NOIDS auch weiterhin eine große Erfolgsgeschichte bleiben wird. Und da ich immer von Innovationen begeistert bin, hoffe ich natürlich, dass wir bald weitere Produktionen von NOIDS sehen werden. Ist so etwas in Planung? Wird es weitere Produkte geben? Und wenn ja, wird sich das auch auf die Küche konzentrieren?
Chu Chai: Danke schön! Es gibt von NOIDS auch ein speziell entwickeltes Buttergefäß, für diejenigen, die eine infused Butter herstellen möchten, und wir entwickeln im Moment unser zweites Produkt. Es ist eine Kolophoniumpresse für die Küche. Unser Ziel ist es, 8–20 Tonnen Druck mit einer so kleinen Maschine wie POT zu erreichen. Wenn Du interessiert bist, würde ich Dir gerne ein Testgerät bringen, sobald der Prototyp fertig ist.
Dieses Angebot nehmen wir natürlich gerne an und berichten dann von unseren Erfahrungen mit dem Gerät. Auch dies könnte für viele Patienten und Cannabiskonsumenten den Umgang mit der Pflanze nicht nur einfacher, sondern auch gesünder gestalten.