Heute haben wir für euch einen ehemaligen Dealer interviewt, der uns einen Einblick in die Welt der „Drogen“ und zwielichtigen Gestalten gegeben hat. C. kommt aus Rheinland-Pfalz und hat ein Jahr lang Marihuana an seinen Kundenstamm verteilt. Nun erzählte er uns, warum er das aufgegeben hat und wie das Leben als Ticker wirklich ist.
Und ja, wir müssen auch diese Seite betrachten, denn ohne die Dealer, die für viele Kiffer den Kopf hinhalten, würden auch viele nicht von den Auswirkungen profitieren können. Wenn man mit dem Rauchen irgendeine Beschwerde lindern möchte, so ist es immer noch illegal und irgendwoher muss das Gras ja kommen. Eine Legalisierung hätte also auch zur Folge, dass Gras legal verkauft und gehandelt werden könnte und es sich nicht mehr um eine illegale Angelegenheit handeln würde.
Interview mit einem Dealer
„Wie bist du dazu gekommen, Marihuana zu verkaufen?“
C.: „Ich hatte mit 17 schon Kontakt zu einigen Kiffern und ebenfalls eine gute Quelle, bei der ich mein Gras für unter acht Euro das Gramm bekommen hatte. Mit 18 bin ich an eine größere Menge Geld bekommen und habe mich von meinem Kumpel L. dazu überreden lassen, doch mit ihm ein Geschäft aufzuziehen. Ich dachte mir, da mich das Abitur nicht besonders beansprucht hat, dass das eigentlich eine nette Nebenbeschäftigung sein könnte, mit der ich ein wenig Geld verdienen könnte. Ich habe mir weniger Sorgen um rechtliche Konsequenzen gemacht. Eigentlich war die Polizei für mich überhaupt kein Störfaktor, ich hatte eher Angst um mein Abitur.
Ich hatte auch ohne zu Lernen gute Noten, deshalb hätte ich mich sehr geärgert, wenn es daran gescheitert wäre. Außerdem war Marihuana für mich nie eine Droge. Ja sie berauscht, aber der Konsum bringt einen nicht um. Übertreiben kann man es mit allen Dingen, auch mit Gras, aber du stirbst nicht davon. Und ob jemand wegen mir sein Abi verpennt war mir ehrlich gesagt egal, das habe ich den Kunden dann selbst überlassen. Cannabis hat mir bei einigen Beschwerden geholfen und somit habe ich es nie als Droge deklariert. Demnach hielt sich mein schlechtes Gewissen der Polizei gegenüber in Grenzen. Wer weiß wem ich vielleicht sogar etwas helfen konnte.“
„Wie sah dein Alltag als Dealer aus?“
C.: „Nachdem ich morgens wach wurde, habe ich mir einen Kaffee gemacht und eine Kippe geraucht. Dann bin ich an meinen Schreibtisch, hab‘ die Waage rausgeholt und die Bestellungen für den Tag fertig gemacht. Danach eben in die Schule, die Kunden bedient und wenn nötig neues Gras für die kommende Woche geholt. Wenn ich so daran zurückdenke, muss ich sagen, dass ich wirklich konstant mit dem Kopf beim Geschäft war und kaum mehr an was anderes gedacht habe. Nicht wegen dem Geld, das man verdient, es wird dir irgendwann ein Bedürfnis alle zufriedenzustellen. Dann die ständigen Gedanken ob alles „gut“ geht.“
„Hast du auch mit anderen Substanzen gedealt?“
C.: „Nein, ich habe das Dealen von Weed als meine Leidenschaft angesehen. Es war schön, die zufriedenen Gesichter zu sehen, wenn Kunden für ihre 50 Euro einen dicken Batzen Gras von mir verschweißt bekommen haben. Mit anderem Zeug wollte ich nie etwas zu tun haben, zumindest nicht kommerziell. Außerdem gibt es für mich einen Unterschied zwischen Cannabis und den wirklichen Drogen.
Ich hatte zwar meinen Spaß mit chemischen und synthetischen Substanzen, würde diese aber niemals bewerben oder verkaufen. Da steckt einfach zu viel Potenzial dahinter. Einerseits auf psychischer Ebene, denn man kann nie wissen, wie ein bestimmter Kunde jetzt auf eine Substanz abgeht. Andererseits aufgrund der Verantwortung, denn wenn der durchdreht, möchte man mit dieser Schuld sicher nicht leben. Zumindest, wenn man ein halbwegs moralisch handelnder Mensch ist. Außerdem wäre mir das Risiko viel zu hoch, noch tiefer in die Szene zu rutschen – wie gesagt, ich wollte das Ganze nur nebenbei und eher als Hobby betreiben als mit finanziellen Hintergedanken.“
„Hattest du auch schon Problemkunden?“
C.: „Das kommt darauf an, wie man Problemkunde definiert. Es gibt natürlich immer diejenigen, die sich als deine besten Freunde ausgeben, wenn sie etwas zu Rauchen brauchen und sich dann nicht melden, wenn man etwas von ihnen will – leider sind viele Kunden so gewesen. Außerdem gab es ab und an Leute, die sich für 20-50€ was geliehen und die ich nie wiedergesehen habe. Aber mit solchen Problemen hat jeder Dealer zu kämpfen. Die Kunden wissen eben auch, dass man sie natürlich nicht anzeigen würde. Das nutzt man schon aus. Allerdings nicht allzu sehr, denn die Auswahl an guten Dealern mit gutem Gras ist nicht besonders groß.“
„Wurdest du schon einmal erwischt?“
C.: „Nur dieses eine Mal fast. Man, das war echt die Hölle. Ich hatte zwar „nur“ 50 Gramm dabei, aber das reicht allemal für einige unangenehme Fragen und eine Eintragung ins polizeiliche Führungszeugnis. Ich war mit meinem Cousin auf der Autobahn unterwegs und als wir gerade abfahren wollten, wurden wir rausgezogen. Ich hatte die Ware – dumm wie ich war – nicht luftdicht verpackt und mir deshalb schnell eine Notfallzigarette in dem Auto meines Cousins angezündet, um den Geruch zu überdecken. Du kannst dir sicher vorstellen, wie mein Herz geklopft hat, sicher noch zehn Minuten lang, nachdem die Bullen uns unserer Wege haben ziehen lassen.“
„Warum hast du mit dem Dealen aufgehört?“
C.: „Das hat mehrere Gründe. Erstens hatte ich nach dem Abitur keine Lust mehr darauf, jeden Tag die gleichen, alten Gesichter zu sehen, wie jeden Tag zuvor schon. Ich wollte ein wenig mehr sehen und kennenlernen, mehr als meinen Kundenkreis und nicht mehr nur darüber nachdenken, wie ich all‘ meine Kunden zufriedenstellen kann.
Zweitens natürlich entwickelt man irgendwann ganz schöne Paranoia. Es wurde nicht nur hier und da der ein oder andere Ticker hochgenommen, sondern auch die Polizeipräsenz immens verstärkt. Da ich manchmal zwei bis dreimal die Woche neuen Stoff besorgen und dafür Autobahn fahren musste, war mir das Risiko irgendwann einfach zu hoch für die kaum noch vorhandene Wertschätzung meiner Kunden. Nachdem ich mit dem Dealen aufgehört hatte, hat sich auch gezeigt, wer meine wirklichen Freunde waren, es sind mehr linke Ratten und falsche Fuffziger unterwegs, als man auf Anhieb meinen würde.“
„Wenn Cannabis hierzulande legal wäre, würdest du in das Business einsteigen?“
C.: „Klar, warum nicht! Und wenn auch nur als Nebentätigkeit. Da gibt es sicherlich einiges was man tun kann und wie man ein Business aufziehen kann. Und ganz legal macht es dann sicherlich auch viel mehr Spaß.“
„Was möchtest du unseren Lesern noch mit auf den Weg geben?“
C.: „Wenn ihr euch nicht sicher seid, ob ihr eurem Dealer vertrauen könnt, verlasst euch nicht nur auf eure Intuition. Im Business gibt es viele Schauspieler, die euch das Beste zu wollen scheinen, letztendlich aber nur auf euer Geld aus sind. Spätestens, wenn ein Dealer euch etwas anderes anbietet, als ihr ursprünglich kaufen wolltet (zum Beispiel Acid oder XTC), haltet euch am besten von ihm fern. Mit Psychedelika und auch MDMA ist nicht zu spaßen und niemand sollte solche Substanzen „just for fun“ zu sich nehmen. Wenn ihr etwas konsumieren wollt, dann bleibt beim einfachen Gras und nehmt keine chemischen Drogen. Das Zeug bringt euch um, Marihuana nicht wirklich. Euer Körper und vor allem euer Geist werden es euch danken!“