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Durch die Prohibition wurde die Verwendung von Hanfblüten als Genussmittel in den Untergrund verdrängt. In den letzten Jahren wird Cannabis aber durch die schrittweise Legalisierung immer mehr von der Allgemeinheit toleriert bzw. akzeptiert. Man kann sagen, dass diese berauschende Substanz sich zunehmend aus den Hinterzimmern ins Zentrum der westlichen Gesellschaft bewegt. In den Staaten der USA, wo der Freizeitkonsum legalisiert wurde, ist es folglich genauso alltäglich geworden, die potenten Hanfblüten zu konsumieren, wie es normal ist, sich ein Bier oder eine Flasche Wein aufzumachen.
Als Folge der Prohibition ist aber leider keine zugehörige Form von Konsumkultur vorhanden, so wie wir es aus anderen kulinarischen Bereichen (Käse, Bier, Kaffee etc.) kennen. Ein Weinsommelier wendet sein Fachwissen an, um einen passenden Vorschlag zu machen, welches seiner Produkte die Wünsche seiner Kunden am besten erfüllen wird. Dies ist auch bei Hanf und seinen Derivaten möglich und wird in den nächsten Jahren in zunehmenden Maße immer wichtiger werden.
Die Basisfrage hier ist: Was genau will ich konsumieren, wie ist die Qualität und wie sieht die Wirkung aus? Als Erstes muss gesagt werden, dass Hanf ein etwas schwierigeres Thema ist als unter anderem Wein, da sich die psychoaktive Wirkung von Person zu Person stark unterscheidet. THC ist biphasisch, das heißt, eine kleine Menge zu konsumieren, kann das Gegenteil bewirken als eine größere Menge von genau der gleichen Substanz. Man kann jedoch mithilfe von analytischen Methoden feststellen, in welchem Ausmaß eine Sorte zu sedativen Wirkungen tendiert, oder, im Gegenteil, zur Stimulation des Konsumenten. Es ist auch möglich, so wie bei Wein, die Qualität einer Blüte durch das Anwenden einer speziellen Methodik zu ermitteln. Diese wird vom Trichome Institut in den USA praktiziert.
Max Montrose, Gründer und Präsident des Instituts, ist eine angesehene Autorität in der Hanf-Industrie und ein wichtiger Berater für die öffentlichen Geschäfts- und Regierungsabteilungen von etlichen Projekten, die sich mit Hanf beschäftigen. Max spezialisiert sich auf Sicherheitsfaktoren, Ausbildung und Bewusstsein. Er arbeitet mit Rechtsanwälten, Ärzten und Naturwissenschaftlern in der Hanf-Industrie zusammen, um zu verstehen, zu entdecken und um Menschen aufzuklären bezüglich der Wahrheiten und Komplexitäten der Hanfpflanze.
Max schuf auch ‚Interpening‘ – die Kunst und die Wissenschaft des Hanf-Sommeliers. Als Gestalter von Interpening-Büchern und -Werkzeugen und als Produzent der Trichome Institute Online-Kurse, ist Max ständig am Forschen, um der Welt fachgerechte Informationen über diese erstaunlich komplexe und wunderschöne Pflanze zu vermitteln. Wir haben ihm diese drei Fragen gestellt:
Hanf Magazin: Ist es bei der Untersuchung von Hanfblüten möglich, nicht nur die Qualität, sondern auch die möglichen Auswirkungen auf den Konsumenten einzuschätzen?
Max Montrose: Na ja, Sie haben gerade das Kernziel von Interpening (Interprening [Interpretieren] – terpenes [Terpene]) erläutert. Interpening setzt genauso seriöses Fachwissen über Cannabis voraus, wie es von einem Sommelier verlangt wird, wenn es sich um Wein, Bier oder Käse handelt. Die meisten „Hanf-Experten“ kennen sich eigentlich nicht sehr gut mit der Substanz aus, mit der sie sich beschäftigen. Viele, die sich als Fachleute ausgeben, rauchen, verkaufen und pflanzen Gras schon seit Jahren oder sogar Jahrzehnten an – denen fehlt aber das Grundwissen, obwohl das einer großen Anzahl nicht bewusst ist.
Das Interessante ist, dass während ähnliche kulinarische Branchen wie Bier, Wein und Käse schon seit Jahrtausenden kommerziell in Betrieb sind, Cannabis auf dem Mainstrem-Markt etwas komplett Neues ist. Das heißt leider, dass gewisse Regelungen sowie Kennzeichnungsrechte, Qualitätssicherungen, Laboruntersuchungen und eine fixe bzw. begrenzte Haltbarkeitsdauer noch nicht durchgesetzt wurden. Sogar auf dem legalen Markt werden Blüten verkauft, die alt, schimmelig, unreif, ungespült oder mit Wanzen besetzt sind – minderwertige Pflanzen, die nicht konsumiert werden sollen.
Weinsommelier sein, ist spaßig und interessant – es ist immer cool, die Infos einer ganzen Bücherei über ein spezifisches Thema im Kopf zu haben, egal um welches Thema es sich handelt. Die Wichtigkeit ihrer Arbeit wird jedoch nicht auf dem gleichen Niveau wie Interpening eingeschätzt, da bei Cannabis einfach so viel Raum ist, in dem der Konsument Schaden davontragen könnte, wenn etwas in der Produktion falsch gemacht wird.
In den USA und in Kanada haben wir angeordnete Laboruntersuchungen im gesamten legalen Wirtschaftsraum. Es überprüft aber keiner die Qualität der Produkte, sondern nur den Chemotyp. Chemotyp bedeutet Chemikalien sowie Cannabinoide, Hartmetalle, Pestizide und Mikroben. Sachen wie Reife, Spülung, Insekten, Alter, Samen und vieles mehr rutschen einfach durch.
Sie überprüfen auch nicht die psychotropischen Aspekte, z. B. der Unterschied zwischen Sorten mit „Indica-effekt“ (die sedativ wirken), und „Sativa-effekt“ (die stimulierend sind). Das Problem ist, wenn man in der Hanf-Industrie (im Vergleich z. B. zur Bier-Industrie) einen „IPA“ beim bestellt, es genauso sein kann, dass man stattdessen einen „Pils“ bekommt. Wenn man sich also etwas vom „Blue Dream“ holen will, weiß keiner, was wirklich daherkommt und ob das überhaupt sicher zu konsumieren ist.
Der Ankauf und Verkauf von Cannabis basiert heutzutage hauptsächlich auf zwei Faktoren und es sind zwei Sachen, die eigentlich nicht viel Sinn ergeben: Sortenname, und THC-Prozentsatz. Die meisten glauben, dass der Sortenname einer gewissen Blüte entspricht (was einfach nicht wahr ist) und dass der Gehalt von THC mit der Stärke der Pflanze zusammenhängt, was zur Hälfte stimmt. Obwohl es natürlich wichtig ist, zu wissen, wie viel THC die Pflanze enthält, ist die Wirkung stark von den Terpenen abhängig. Also während die Laboruntersuchungen schon angeben können, ob der Hanf halbwegs sicher zu konsumieren ist, geben sie keinerlei Hinweise, was für ein Erlebnis den Konsumenten erwartet. Interpening, dagegen, kann jedem die Werkzeuge vermitteln, um die Qualität und die psychotropische Auswirkung einer Pflanze zu ermitteln, unabhängig vom Sortennamen und anderen falschen Labels.
Wir bringen Leuten bei, wie man drei Hirnnerven anwendet, um einzuschätzen, wo jede Blüte auf dem Wirkungsspektrum liegt. Es gibt von uns auch Anleitungen, wie man die Blüte zur Gänze seziert und jede der qualitativen Indikatoren untersucht. Das kann jeder machen ohne jegliche Geräte, dazu muss man nur wissen, wo man hinschauen muss. Die Multi-Milliarden-Dollar Cannabis Industrie – einschließlich der streng geregelten Märkte der USA für medizinisches Marijuana, kontrollieren weder Qualität noch Wirkstärke bzw. Wirkungsrichtung. Deshalb ist es wichtig, sich die Werkzeuge selbst zuzulegen und die vielen Bücher und Kurse, die über Interpening zur Verfügung stehen, zu nutzen.
Hanf Magazin: Unter den jüngeren Anbauern verbreiten viele sich Mythen und Gerüchte – eines davon ist die Möglichkeit, die Farbe einer Pflanze des Wachstumsprozesses zu beeinflussen. Im Mittelpunkt davon steht die Idee von violettfarbenem Cannabis. Ist das wahr? Sind violettfarbige Sorten besonders, bzw. haben sie Eigenschaften, die sie besser machen als die anderen?
Max Montrose: Ja, das ist eine super Frage und eine, die wir sogar in unserem Kurs und im Buch abdecken. Da gibt es ein Kapitel, das sich spezifisch mit farbigem Cannabis beschäftigt, sowohl künstlich gefärbtes als auch natürlich entstandenes. Grund der Farbveränderung von grün zu violett ist der Prozess der sogenannten Anthozyane-Biosynthese. Wenn eine Pflanze kalt ist, verliert sie etwas von ihrer Lebensenergie und zieht sich ein bisschen zusammen, genauso wie Du, wenn Dir kalt ist.
Die Pflanze gestaltet ihre Chemie um, damit sie mehr Energie in Sachen wie Samenproduktion stecken kann. Die Nebenwirkung davon ist eine Flavonoid, das violett wird, so wie Bäume, die im Herbst die Farbe der Blätter wechseln. BLM-Cannabis („broad-leaf-marijuana“ [breit-Blatt-Marijuana]) stammt meistens von der Unterart Afghanica, die sich bei Kälte und Schnee in den hohen Bergen Afghanistans entwickelt hat. Deshalb werden Pflanzen dieser genetischen Linie von Natur aus Violett, wenn sie unter „Kältenstress“ leiden.
Hanf Magazin: Ist violettes Gras also besser?
Max Montrose: Wir finden das natürlich entstandene violette Cannabis recht cool, wenn es um Einzigartigkeit geht, aber ist die Qualität besser? Nein, ist sie nicht. Es gibt schon starke, qualitative, sehr dunkle, violette Cannabis-Sorten, ich habe sie auch geraucht, das ist aber auf jeden Fall nicht Standard. Wenn eine Pflanze für die Farbe gezüchtet wurde, heißt das, sie wurde nicht für ihre Cannabinoide oder Terpene gezüchtet. Daher kam es häufig vor, dass violette Pflanzen einen sehr niedrigen chemischen Wert haben. Sie schauen cool aus, aber dafür sind Geruch und Wirkung im Regelfall schwach. Es ist seltener starkes, qualitativ hochwertiges, sehr dunkles, violettfarbenes Cannabis zu finden, aber es gibt es und ich habe es auch geraucht.
Hanf Magazin: Ist es auch möglich, die Blüten einfach zu färben?
Max Montrose: Ja. Es kommt auf dem schwarzen und auf dem weißen Markt selten vor, aber es passiert schon. Man kann ein Produkt namens MaxxTM kaufen, das speziell dafür gemacht ist. Wir haben sogar Bilder gesehen von Cannabis, das knallblau gefärbt wurde. Da, wo ich in Colorado lebe, mit Anbau im Keller, konnten wir die Farbe der BLM-Pflanzen mit natürlichen Prozessen verändern, indem wir ihnen kaltes Wasser und kalte Luft von draußen zugeschüttet haben. Es dauerte nicht lang, bis sie leuchtend violett waren. Es schaut cooler aus, was die Pflanze eher begehrt macht, aber die Terpene und Cannabinoide werden dadurch überhaupt nicht gesteigert.
Hanf Magazin: Was soll ich mir unter einem Trichom vorstellen? Manche beschreiben es als Drüse, von anderen wird es als der Kristall dargestellt, der die aktiven Stoffe beinhaltet. Was ist seine Wertigkeit, materiell und chemisch gesehen?
Max Montrose: Also, Cannabis-Trichome bestehen aus verschiedene Arten von fettigen Lipiden. Du musst verstehen, es gibt auf der Welt hunderte verschiedene Trichom-Sorten. Wenn Du uns auf Social Media folgst (Trichome Institute), siehst Du fleischfressende Trichome, giftige Trichome, auch Trichome, die für die Pflanze fühlen sowie unsere Haut es für uns tut. Wir informieren über den Unterschied zwischen drüsig und nicht-drüsig. Im frisch veröffentlichten Interpening Buch zeigen wir unsere Entdeckung des 7ten Trichoms auf der Cannabis Pflanze – man wartet noch darauf, dass es dem Rest der naturwissenschaftlichen Welt auffällt.
Die Welt der Naturwissenschaft ist es bewusst, dass die Cannabis-Pflanze sechs spezifische Arten an Trichome besitzt. Vier davon sind drüsig und die anderen zwei nicht-drüsig. Wir wissen vom Siebten, weil wir es als Team gesehen haben auf einer Pflanze, die wir zusammen bewerten wollten. Wir haben auch Fotos gemacht. Das faszinierende ist, dass das siebte Trichom ein Capitatum-Stangentrichom ist – das sieht man am häufigsten bei Tabakpflanzen und nicht bei Cannabis!
Um die 500 verschiedenen Moleküle wurden in Cannabis-Trichomen schon entdeckt. Es gibt weit über 100 Cannabinoide, 200 Terpene und circa 20 Flavonoide, von denen wir wissen. Trichome enthalten auch Ester, Alkohole, Säuren und andere Polyphenole. Trichome sind also wahnsinnig komplex – sie enthalten in ihrer DNA einen Bauplan für Cannabinoide, der durch das Umfeld reguliert wird. Wenn nötig können sie die Menge an Cannabinoiden, die produziert werden, ändern, abhängig von Nahrung, Wasser, Stress, und vor allem Licht, weil diese Pflanzen ihre Chemie durch Fotosynthese betreiben.
Der allererste Vorläufer der ganzen Cannabinoide ist CBG – Cannabigerol – welches aus Terpenen herauswächst. Aus Terpenen wächst CBG, und dann agiert CBG als Kopierer. Es produziert Kopien der Molekülketten von THC, THCV, CBD, CBN, und allen anderen in den verschiedenen Entwicklungsphasen der Blütezeit von einer Pflanze. In den ersten paar Wochen der Blütezeit gibt es einen hohen CBG- und einen niedrigen THC-Gehalt – dieses Verhältnis wechselt sich gegen Ende hin ab.
Der Großteil der Sachen, die Leute über Cannabis ‚fix wissen‘ sind Mythen und Gerüchte. Wir bringen den Leuten die Wahrheit bei, was wirklich Sache ist, mit einer Vielfalt an Methoden. Leute, die es nicht erwarten können, mehr Cannabis-Mythen zu sprengen, sollen sich unsere Spliff BustersTM Sendung auf Youtube anschauen. Wir checken Themen ab, wie pure Sativa Pflanzen, was eine Landrasse wirklich ist, ob Durban Poison eine Landrasse ist, der Ursprung der Sorte OG, was der Begriff OG überhaupt heißt… Wer sich reinhauen und mehr über solche Themen lernen will: Wir haben auch eine Tonne an Inhalt bei unserer Website Trichomeinstitute.com.
Wir bilden und bescheinigen Cannabis-Experten auf einem hohen Niveau aus. Leute, die Interpening ernst nehmen, sind dabei, unsere Bücher zu kaufen, sich unsere Kurse hereinzuziehen, die Werkzeuge zu lernen und mehr. Manche machen sich als Cannabis-Sommelier – „Interpener“ – wirklich eine Karriere! Für allen anderen, die einfach etwas Cooles und Wahrhaftiges dazulernen wollen – dafür sind wir auch eine super Ressource. Wir erschaffen immer mehr Stoff online, und haben ganz viel Spaß dabei.
Vielen Dank an Max Montrose für das aufschlussreiche Interview. Jeder Hanf Magazin Leser bekommt über den Promocode HANFMAG 10 % Rabatt auf Produkte von trichomeinstitute.com