Ein Blick hinter die Kulissen von alephSana
Die Regulierung von Cannabis als Medizin in Deutschland war nicht nur ein Meilenstein für viele Patienten, die seither Cannabis über eine Apotheke beziehen können. Auch für den Umgang mit der Pflanze allgemein markiert dieses Ereignis einen Wendepunkt. Denn ab diesem Zeitpunkt hat Cannabis einen Platz in der Mitte der Gesellschaft, und zahlreiche positive Erfahrungsberichte erreichen Ohren, die zuvor schon für das Wort Cannabis und seine Synonyme verschlossen waren.
Jetzt, wo wir den Nutzen von Cannabis für unsere Gesundheit anerkennen, müssen wir eigentlich zwangsläufig bedauern, der Pflanze so lange ablehnend gegenübergestanden zu sein, denn dadurch sind etliche Jahre möglicher Forschung verpasst worden. Wir laufen nun diesem Rückstand im Wissen um die therapeutischen Vorteile von Cannabis hinterher. Lediglich ein Land hat in den vergangenen Jahrzehnten bereits in die medizinische Cannabisforschung investiert.
Israel gilt in Sachen Medizinalcannabis als die Pioniernation schlechthin, schon allein, weil der Entdecker der Substanzen THC und CBD, Dr. Raphael Mechoulam von dort stammt. Ein sehr großer Teil wissenschaftlicher Studien der medizinischen Cannabisforschung wird in Israel durchgeführt und der Erfahrungsschatz im praktischen Umgang mit der Heilpflanze ist dort größer als in den meisten anderen Regionen der Erde. Der aktuelle Stand Cannabisforschung basiert gewissermaßen auf israelischer Vorarbeit und baut auf ihr auf.
Das hebräische Wort für Anfang ist „Aleph“ und nicht umsonst ist es Bestandteil vom Firmennamen alephSana, denn damit würdigt der Pionier der pharmazeutischen Cannabiswirtschaft die Tatsache, dass in Israel der Grundstein für die moderne Cannabisforschung gelegt wurde. Bereits seit 2019 ist alephSana pharmazeutischer Großhändler sowie Importeur und Exporteur für medizinisches Cannabis.
Der Wortteil „Santa“ steht für gesund, und darum geht es in der täglichen Arbeit von alephSana, um die Sicherung der Versorgung von Patienten mit hochwertigen Cannabismedikamenten, für die Gesundheit. Neben der Versorgung dieses Bedarfs an Cannabis in höchster pharmazeutischer Qualität setzt alephSana auf Know-how in jedem Bereich. Ob es das Engagement des Unternehmens in Forschung und Entwicklung ist, oder auch das Angebot an Schulungen und Workshops für medizinisches und pharmazeutisches Fachpersonal ist.
Eine der Stärken von alephSana ist somit sicher der ganzheitliche Ansatz, sich mit allen Aspekten von Cannabis und insbesondere dem medizinischen Umgang mit der Pflanze zu befassen. Im Austausch mit dem Gründer und Managing Director von alephSana, Boris Moshkovits, wollen wir hier gerne ein wenig hinter die Kulissen blicken.
Hanf Magazin: Ich beginne zunächst einmal mit einer etwas privateren Frage. Boris, als Gründer von alephSana und Vater von zwei Kindern, wie schaffst Du es, im dynamischen Umfeld von Green Berlin erfolgreich ein Start-up zu führen und gleichzeitig für Deine Familie da zu sein?
Boris Moshkovits: Die Balance zwischen Familie und Unternehmen ist immer eine Herausforderung, aber ich habe gelernt, Prioritäten zu setzen und meine Zeit effizient zu nutzen. Die Unterstützung von Familie und Freunden, kombiniert mit einer starken Vision für unser Unternehmen, hilft mir dabei, den Anforderungen beider Rollen gerecht zu werden.
Hanf Magazin: Mit dem Anbau von Medizinalcannabis verbinden die meisten Menschen relativ schlichte Gartenarbeit oder Landwirtschaft. Gerade der Bereich Medizinalcannabis ist jedoch hinsichtlich der Produktion eine sehr moderne Angelegenheit, in dem sogar künstliche Intelligenz zum Einsatz kommt. Wie wird KI in diesem Zusammenhang genutzt?
Boris Moshkovits: Wenn es um den Anbau von Medizinalcannabis geht, sehen wir gerade bei der Produktentwicklung immer mehr technologische Katalysatoren. Es beginnt bei der Entwicklung der Genetiken, die durch die Analyse von Big Data und dem Einsatz von künstlicher Intelligenz vorangetrieben wird. Und das setzt sich fort beim Anbau, wo in modernen Anlagen das Klima, das Licht und die Versorgung der Pflanzen per Computer gesteuert werden, aber auch Daten gesammelt werden, um jeden Batch besser zu machen als den vorhergegangenen.
Hanf Magazin: Wie stellt alephSana sicher, dass die Bedürfnisse und Erwartungen der Patienten im Mittelpunkt Ihrer Arbeit stehen, und welche kundenorientierten Maßnahmen oder Initiativen habt Ihr ergriffen, um Patienten bestmöglich zu informieren und zu betreuen?
Boris Moshkovits: Bei alephSana stehen die Bedürfnisse und Erwartungen der Patienten immer im Mittelpunkt. Um dies sicherzustellen, setzen wir auf verschiedene kundenorientierte Maßnahmen und Initiativen, wie einem regelmäßigen Patienten-Stammtisch. Diese Herangehensweise trägt dazu bei, Vertrauen und Zufriedenheit zu gewährleisten und uns als verlässlichen Partner im Medizinalcannabismarkt zu etablieren.
Hanf Magazin: Wie engagiert sich alephSana in der Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern und Ärzten, und welche Programme oder Schulungen bietet Ihr an, um Kompetenz und Wissen im Bereich Medizinalcannabis zu fördern?
Boris Moshkovits: alephSana investiert in die kontinuierliche Aus- und Weiterbildung unserer Mitarbeiter und Ärzte. Wir bieten spezifische Programme und Schulungen, wie Ganjier für unsere Mitarbeiter oder den MCC, um den Wissensaustausch und die persönliche Entwicklung unserer Mitarbeiter und der Ärzte zu fördern. Durch diese Initiativen stellen wir sicher, dass wir höchste Kompetenz und Expertise im Bereich Medizinalcannabis aufrechterhalten und in unsere Produkte und Dienstleistungen einfließen lassen.
Hanf Magazin: Wie investiert alephSana in die Forschung und Entwicklung im Bereich Medizinalcannabis, und welche Kooperationen habt ihr auf den Weg gebracht, um in diesem Bereich positive Entwicklungen voranzutreiben?
Boris Moshkovits: Wir sind überzeugt, dass kontinuierliche Forschung und Weiterentwicklung von Technologien und Produkten entscheidend für den Fortschritt im Medizinalcannabisbereich sind. Durch die Zusammenarbeit mit renommierten Forschungseinrichtungen, Universitäten und Experten investieren wir in die Zukunft und fördern innovative Entwicklungen, die Patienten immer bessere und effektivere Therapien ermöglichen.
Hanf Magazin: Für alephSana hat die Forschung einen besonders hohen Stellenwert, da das Unternehmen sehr an innovativen Lösungen für die Zukunft interessiert ist. Mehr als viele andere Mitbewerber am Markt für medizinisches Cannabis beschäftigt Ihr Euch auch beispielsweise mit neuen, alternativen Darreichungsformen für cannabinoidbasierte Medikamente. Neue Einnahmeformen und Innovationen sind für den Medizinalcannabismarkt von großer Bedeutung. Welche Anwendungen könnten sich in Zukunft neben den bestehenden etablieren?
Boris Moshkovits: Neben den etablierten Darreichungen der getrockneten Blüte und der Vollspektrumextrakte, wird viel im Bereich der Fertigarzneimittel geforscht. Doch diese Studien und Projekte sind eher langfristig angelegt. Wir arbeiten eng mit Apotheken und Ärzten zusammen, um auch jetzt schon über die Magistralrezeptur Kapseln, Chewables und verdampfbare Extrakte zu entwickeln, um Patienten neue Optionen Ihrer Cannabistherapie anzubieten. Wir arbeiten kontinuierlich an neuen und verbesserten Darreichungsformen, um unseren Patienten noch mehr Optionen zu bieten. Im Sommer planen wir beispielsweise, eine medizinische Variante von Haschisch auf den Markt zu bringen.
alephSana erkennt die Bedeutung von Innovationen und neuen Darreichungsformen im Medizinalcannabismarkt und investiert aktiv in Forschung und Entwicklung, um Patienten eine größere Auswahl an wirksamen und sicheren Optionen zu bieten. Wir haben stets den Anspruch, Produkte und Technologien zu entwickeln, die den Markt bereichern und sowohl den medizinischen als auch den potenziellen Freizeitmarkt ansprechen.
Hanf Magazin: Kannst Du uns in Bezug auf die Blüte „amber“ von alephSana mehr über die Herkunft erzählen und vielleicht auch die Gründe dafür erläutern, warum keine Strain-Namen oder Herkunftsangaben verwendet und vermarktet werden?
Boris Moshkovits: Unsere Blüte „amber“ stammt aus nachhaltigen und qualitativ hochwertigen Quellen. Wir verzichten auf die Verwendung von Strain-Namen und Herkunftsangaben, um uns auf die Qualität und Wirkung unserer Produkte zu konzentrieren, anstatt auf Marketing-Hypes.
Seit unserer Gründung 2019 haben wir als Multibrand-Großhandel zahlreiche Marken an Apotheken verkaufen können und deren Brand Strategien verfolgt. Die ersten Produkte hatten keine Information zur Herkunft oder Sorte, sondern waren lediglich über THC und CBD Gehalt definiert. Erst die Produkte einiger Anbieter aus Kanada offenbarten die Genetik und stellten diese in den Vordergrund der Vermarktung. Für die Frühphase des Marktes war das nachvollziehbar, Heute gibt es über 200 registrierte Produkte, von denen viele identisch sind und eher zur Verwirrung als zur besseren Versorgung beitragen. Wir haben uns dafür entschieden, nicht das zwanzigste GG4 auf den Markt zu bringen, sondern eine Sorte, die bislang nicht vertreten war. Dabei haben wir vor allem auch auf das Terpen-Profil geschaut. Unsere erste eigene Sorte „amber“ hat einen hohen Myrcen-Gehalt und ist damit unverkennbar in seiner Charakteristik.
Hanf Magazin: Was ist die Allianz der Guten und wofür steht sie? Welche Unternehmen gehören dazu und warum?
Boris Moshkovits: Die Allianz der Guten ist gewissermaßen eine Einstellung. Es gibt keinen formellen Club oder eine Vereinigung. Ich beschreibe damit jene Unternehmen, die über ihre eigenen unternehmerischen Interessen hinaus, auch an der Entwicklung des Cannabismarktes positiv mitwirken. Da wir in einem noch jungen Markt sind, kommt es darauf an, dass wir nach innen und außen sauber arbeiten und kommunizieren. Momentan ist vieles Hype und Übertreibung und das führt eben zu überzogenen Erwartungen bei Investoren. Wir haben einige strategische Partner, mit denen wir daran arbeiten, dass auch langfristig ein wachsender und erfolgreicher Cannabismarkt möglich ist, unabhängig von schnelllebigen Trends.
Hanf Magazin: Fasst man die Eindrücke von alephSana zusammen, erkennt man, dass ihr immer wollt, dass etwas vorwärtsgeht. Viele Menschen in Deutschland hoffen das auch für die politische Ebene, man wartet auf die Legalisierung oder Entkriminalisierung. Engagiert sich alephSana auch in diesem Bereich der Politik und des Aktivismus?
Boris Moshkovits: Bei alephSana sind wir stolz darauf, uns für die Legalisierung von Cannabis und die Verbesserung der Patientenversorgung einzusetzen. Wir nehmen aktiv an Veranstaltungen wie der Hanfparade und dem Global Marijuana March (GMM) teil und unterstützen Patiententreffen, um den Wissensaustausch und das Verständnis für medizinisches Cannabis zu fördern.
Hanf Magazin: Welche Rolle spielt alephSana bei der Patiententagung im Hanfmuseum, und wie unterstützt diese Veranstaltung Ihr Engagement für offene und transparente Kommunikation und den Austausch von Wissen im Bereich Medizinalcannabis?
Boris Moshkovits: alephSana ist stolz darauf, die Patiententagung im Hanfmuseum zu sponsern und damit unser Engagement für Patienten und die Medizinalcannabis-Community zu unterstreichen. Die Veranstaltung bietet eine Plattform für den offenen Austausch von Wissen und fördert eine transparente Kommunikation zwischen Patienten, Fachleuten und Interessierten, um gemeinsam Lösungen und Ansätze für die Zukunft des Medizinalcannabismarktes zu diskutieren und zu entwickeln.
Hanf Magazin: Beteiligt sich alephSana aktiv an der Gestaltung von Gesetzen und Vorschriften im Medizinalcannabis-Bereich, und wenn ja, wie? Und wie möchtet Ihr dazu beitragen, ein regulatorisches Umfeld zu schaffen, das sowohl den Bedürfnissen der Patienten als auch den Anforderungen der Branche gerecht wird?
Boris Moshkovits: Wir sind über die Branchenverbände am Diskurs zu neuen Gesetzen beteiligt. Durch die Zusammenarbeit mit politischen Entscheidungsträgern, die Teilnahme an Gremien und Diskussionsrunden tragen wir dazu bei, einen regulatorischen Rahmen mitzugestalten, der eine bessere Versorgung gewährleistet.
Hanf Magazin: Neben dem Fokus auf Medizinalcannabis hat alephSana offensichtlich auch ein Auge auf einen möglichen kommenden Markt für Cannabis als Genussmittel. Nun scheint es vorläufig auf ein nicht kommerzielles Konzept mit Cannabis Social Clubs hinauszulaufen. Das dürfte die Möglichkeiten etwas einschränken, sich als Herstellerunternehmen an dieser Stelle in den Markt einzubringen. Seht Ihr da trotzdem Chancen für alephSana? Wäre der Handel mit Samen oder Stecklingen eine Option, oder vielleicht auch die Aufgabe als Lieferant von Cannabis für zukünftige Modellprojekte?
Boris Moshkovits: Der aktuelle Gesetzesentwurf wirkt momentan etwas unternehmerfeindlich und ist damit letztlich auch für Konsumenten und Patienten nicht ideal. Es besteht die Gefahr, dass Patienten, die sich ihre Therapie finanziell nicht leisten können, ggf. auf Eigenanbau oder Social Clubs setzen, um sich zu versorgen. Eigentlich sollte das Gesetz Cannabis als Medizin diese Versorgung gewährleisten. Wir plädieren in diesem Zusammenhang für den Wegfall des Genehmigungsvorbehalts bei Krankenkassen, um mehr Patienten einen besseren Zugang zur Therapie zu ermöglichen.
Übrigens profitieren auch die Ärzte von der Entbürokratisierung, wenn keine Kostenübernahme Anträge mehr gestellt werden müssten. Hinsichtlich einer Rolle von alephSana gerade bei der ersten Säule sind wir eher beschränkt. Wir unterstützen Patientenorganisationen bei der Aufklärung und Bildung, und können so sicherlich Partner bei Patienten-geführten Clubs werden. Bei der zweiten Säule stehen wir mit unseren international aufgebauten Lieferketten auch als Zulieferer für Fachgeschäfte der Modellprojekte zur Verfügung. Über die Jahre haben wir viele gute, aber auch schlechte Produkte gesehen und können so zu einer nachhaltigen, qualitativ hochwertigen und vor allem auch beständigen Versorgung der Fachgeschäfte beitragen.