„Es sind e-Liquids am Markt, die Substanzen enthalten, die Konsumenten nicht zu sich nehmen wollen“, sagt Ignacio „Iñaki“ García, Forschungslabordirektor und Studienleiter der Stiftung (span. Fundación) von CANNA im Exklusivinterview für Hanf-Magazin über die jüngste Analyse von CBD E-Liquids von Vapen, wo er auf das giftige, mitunter tödliche Atemwegserkrankungen auslösende Vitamin-E-Acetat stieß:
„Konsumenten haben ein Recht darauf zu wissen, was sie konsumieren.“
Hanf Magazin: Vitamin-E-Acetat ist ein ernstes, mitunter lebensbedrohliches Risiko für Konsumenten von Vaping-E-Liquids. In Ihrer aktuellen Studie für die Stiftung CANNA enthielt eines von 15 CBD-Produkten diese chemische Verbindung, und das in überraschend hoher Menge. In Anbetracht der eher kleinen Stichprobe von in der EU untersuchten Liquids, was empfehlen Sie als Wissenschaftler den Verbrauchern?
„Es wichtig ist, diese Art von Studie regelmäßig durchzuführen“
Ignacio „Iñaki“ García
Ignacio García: Die Tatsache, dass wir Vitamin-E-Acetat in einer Probe gefunden haben, ist ein Hinweis darauf, dass E-Liquids mit dieser Substanz am Markt und daher für Verbraucher zugänglich sind. Daher ist es sehr wichtig, einerseits das Etikett, aber auch andere Informationsquellen über das Produkt zu lesen, bevor man es konsumiert. Einfach um sicherzustellen, dass es keine Substanz enthält, die man nicht konsumieren möchte.
Hanf Magazin: Was sollte auf nationaler oder EU-Ebene getan werden, um die Verbrauchersicherheit zu verbessern? In Ernährungsfragen verlangt die EU ziemlich detaillierte Informationen über die Produkte. Und wie Ihre Studie ebenfalls zeigte, war der CBD-Gehalt meist niedriger, während der THC-Gehalt den Grenzwert überschritt, was ja nicht zwingend schlecht ist, aber zu positiven Drogentests auf Cannabis führen könnte …
Ignacio García: Diese Produkte, die Rede ist von E-Liquids, werden für Freizeitzwecke verkauft, nicht für therapeutische Zwecke. Daher sollte der CBD-Gehalt bei dieser Art von Produkten nicht so streng kontrolliert werden, wie es beispielsweise bei einem Medikament der Fall sein sollte. Es sollte jedoch eine Kontrolle geben, die sicherstellt, dass das Produkt innerhalb eines gewissen Rahmens auch das enthält, was auf dem Etikett angegeben ist.
Hanf Magazin: CBD ist bereits ein Multi-Milliarden US-Dollar Markt und wächst stetig. Das Vertrauen der Verbraucher ist ein fundamentales Gut, das nicht einfach für schnelle Gewinne geopfert werden sollte. Was könnte die „Cannabusiness“-Gemeinschaft tun, um die notwendigen Informationen zu liefern? „Selbstkontrolle“, wie z. B. in Medien oder Werbung?
Ignacio García: Das Wichtigste ist, die bestehenden Vorschriften für andere Arten von Produkten zu befolgen, die Cannabis-Derivate enthalten, wie zum Beispiel Öle mit Extrakten oder Wirkstoffen aus anderen Pflanzen. Daher sollte bei Produkten, die nicht als Medizin verwendet werden, auch nicht auf den therapeutischen Nutzen hingewiesen werden.
Hanf Magazin: Was die Todesfälle in den USA und Belgien aufgrund von Vaping und Vitamin-E-Acetat angeht – betrifft das Versagen der Atemwege alle Altersgruppen, oder sind ältere Personen oder solche mit chronischen Krankheiten stärker gefährdet?
Ignacio García: Ich denke, es könnte eine Kombination aus der Menge des aufgenommenen Giftes, der Art des Verdampfens und anderen Faktoren sein, die mit dem allgemeinen Gesundheitszustand des Konsumenten zusammenhängen, der zu fatalen Folgen führte.
Hanf Magazin: Warum hat die Stiftung CANNA die Analyse von E-Liquids für das Vapen vorangetrieben? Um Druck auf die politischen Entscheidungsträger zu erzeugen? Für eine kundenorientiertere Kennzeichnung? Oder auf dass mehr Kontrollen stattfinden? Die Hersteller müssen sowieso ständig Analysen für die Polizei bereithalten …
Ignacio García: Mit diesen Studien wollen wir eine Vorstellung davon vermitteln, was der Verbraucher auf dem Markt vorfinden kann, wenn er eben diese Art von Produkten kaufen will. Daher kann der Verbraucher dank unserer Information auch den Aspekten, die diese Studie widerspiegelt, mehr Aufmerksamkeit schenken. Das heißt, wenn der Verbraucher weiß, dass es Produkte mit Vitamin-E-Acetat gibt und dass diese Substanz schädlich sein kann, dann wird er sicherlich mehr auf die vom Verkäufer angebotenen Informationen achten, um zu entscheiden, ob er dieses Produkt kaufen möchte oder nicht.
Hanf Magazin: Warum gibt es Vitamin-E-Acetat in Vaping-Liquids überhaupt? Zu welchem Zweck?
Ignacio García: Wir denken, dass sie hinzugefügt wurden, um die endgültige Viskosität beziehungsweise Dichte der Lösung zu verändern. Etwa, wenn sie zu dick gewesen war, um sie richtig vapen zu können, um Cannabinoide und Terpene in der Lösung zu stabilisieren. Eine Tatsache ist es aber auch, dass Vitamin E-Acetat keinesfalls als zugesetzter, aktiver Wirkstoff betrachtet werden kann.
Hanf Magazin: Ich denke, ein Verbraucherverband wie FACUA in Spanien oder der „Verbraucherschutz“ in Deutschland und Österreich könnte anfangen, CBD-Produkte zu testen und die Ergebnisse in ihren gedruckten Magazinen veröffentlichen. Da CBD-Produkte keine Nische mehr sind, sondern ein Massenkonsumgut …
Ignacio García: Ja, das wäre eine gute Information für die Verbraucher. Ich denke aber auch, dass es wichtig ist, diese Art von Studie regelmäßig durchzuführen, da sich die Produktion dieser Produkte ständig ändert. Deshalb können die Ergebnisse einer solchen Studie innerhalb von zwei Jahren sehr unterschiedlich sein. Wie wir in der Stiftung CANNA sagen, hat jeder das Recht zu wissen, was er konsumiert. Mit diesem Wissen können die Verbraucher von den Herstellern verlangen, dass die Informationen, die auf dem Etikett erscheinen, so wahr und vollständig wie möglich sind.
Zur Person:
Ignacio „Iñaki“ García ist Technischer Agraringenieur, Absolvent der Biotechnologie und hat einen Master-Abschluss in Pflanzengenetik und Pflanzenzüchtung der Polytechnischen Universität Valencia. Er arbeitet seit 1999 für die Cannabisindustrie. So hat er als Berater für den Einsatz und die Entwicklung von Düngemitteln und Zusatzstoffen für Cannabis gearbeitet und ist derzeit technischer und wissenschaftlicher Leiter des von der Fundación Canna betriebenen Forschungslabors. Während seiner Zeit bei der Stiftung hat er Analysemethoden zur Quantifizierung von Cannabinoiden und Terpenen in verschiedenen Produkten auf Cannabisbasis entwickelt. Und Studien zur Qualität dieser Produkte entworfen und durchgeführt. Seine Leidenschaft für diese Pflanze führte ihn zum Studium der genetischen Pflanzenoptimierung und seine Masterarbeit befasste sich mit analytischen Methoden, die bei der Verbesserung von Cannabispflanzen angewendet werden.