Wilhelm Wallner ist einer der radikalsten Hanfaktivisten in Österreich, der für sich und weitere schwer kranke Menschen die unkomplizierte Versorgung mit Hanfmedizin fordert. Gefordert werden keine theoretischen, sondern umsetzbare Lösungen, die auch für mittellose oder schwer eingeschränkte Personen möglich sind. Hier im Free Willi Interview meldet sich natürlich nicht Willi zu Wort, weil er gerade einsitzt. Der Bericht dazu findet sich auf dem Hanfmagazin in der Suche mit: „Free Willi“. Im Free Willi Interview antwortet Willis Lebensgefährtin Daniela Macek.
Hanf Magazin: Daniela, fangen wir erst einmal mit der Vorgeschichte an. Wann und warum hast du Willi kennengelernt, wann und warum fandet ihr daraufhin zusammen?
Daniela Macek: Willi und ich haben uns zu seinem Geburtstag am 23.02.2006 in einer netten, kleinen, gemütlichen Bar in Salzburg kennengelernt. Wir unterhielten uns bei einem Glas Wein und waren uns gleich sympathisch. Warum wir zusammen fanden: Weil er der Partner ist, mit dem man Pferde stehlen kann und Willi ein Mensch mit Herz ist.
Hanf Magazin: Willi hat für sich im Jahr 2010 erkannt, dass nur Cannabis ihm genügend hilft. Daraufhin hat er sich öffentlich damit selber behandelt und sogar der ORF hat darüber berichtet. Wann war das und hatte das Auswirkungen?
Daniela Macek: Ja genau das stimmt! Daraufhin hat er beschlossen, dass er es in die Öffentlichkeit bringen will, dass er nach Jahren endlich eine Schmerztherapie gefunden habe, die ohne Nebenwirkungen ist. Eine Woche nach Willi´s Ausstrahlung im ORF hatten wir Besuch von der Polizei. Willi erklärte der Polizei, dass es keinesfalls für den Schwarzmarkt angebaut wird, sondern für seinen Eigengebrauch, für seine starken chronischen Schmerzen, welche er mit Cannabis gut in den Griff bekommen hat. Genauso erklärte er, dass er wieder neue Lebensqualität bekommen hat. Der Polizei war es egal und sie nahm Willi seine Medizin weg. Willi war auch dann beim Bürgermeister in Henndorf, hatte alles offen gelegt was er macht, der Bürgermeister hatte Verständnis.
Hanf Magazin: Im Jahr 2014 gründete Willi den Cannabis Social Club Salzburg. Er ist auch auf Hanfmessen oder anderen Veranstaltungen in der Region oft zu sehen. Was genau macht dieser Mann in seiner Freizeit für uns alle?
Daniela Macek: Willi setzt sich für Cannabis in der Medizin ein. Er betreibt Aufklärung über medizinischen Hanf und hilft bedürftigen Menschen.
Hanf Magazin: In Folge seiner Aktivitäten ist Willi immer wieder den Verfolgerbehörden aufgefallen. Aus einem Medienbericht geht hervor, dass er als Mensch, der vorher noch keinen Eintrag in der Strafregisterauskunft hatte, bereits 10 Hausdurchsuchungen erdulden musste. Stimmt das soweit und in welchem Zeitrahmen fanden die Durchsuchungen statt?
Daniela Macek: Ja das stimmt leider. Der Zeitraum, in dem Willi seine Medizin anbaute, war xxxxxxxx bis zum 27.02.2017, bis er verhaftetet wurde und in U-Haft nach Puch Urtsein überführt.
Hanf Magazin: Seit dem 27.02.2017 sitzt Willi ein. Er erhält dort keine Hanfmedizin und wird gegen seinen Willen mit der „Schulmedizin“ behandelt oder eher misshandelt. Erkläre uns bitte, wie genau sich das gestaltet und welche Auswirkungen es für Willi hat.
Daniela Macek: Sie haben Willi in der Justizanstalt mit Morphium vollgepumpt, sodass er mehrmals kollabierte und einen lebensgefährlich hohen Blutdruck hatte. Sein behandelter Arzt in der Justiz und die Justizanstalt sagten ihm, sie übernehmen keine Haftung für seinen gesundheitlichen Zustand. Er ging in einen 10-tägigen Hungerstreik. Sie überführten ihn dann in die Christian Doppler Klinik Salzburg, um ihm wieder ein Medikament zu spritzen, damit sein hoher Blutdruck gesenkt wird. Sie nahmen Willi nicht auf der Station auf, weil sie keine Justizwache auf der Station haben wollen.
Willi redete mit seinen behandelten Justiz-Arzt und erklärte diesem, dass ihm das Cannabis sehr gegen seine Verspannungen, Krämpfe und chronischen Schmerzen wie auch beim hohen Blutdruck helfen würde, ohne Nebenwirkungen und er bitte seine Medizin haben möchte. Der Arzt sagte zu Willi, er schaue, dass er das Sativex bekommt und er gäbe ihm Bescheid. Der Arzt setzte sich für Willi ein und hat es geschafft, dass Willi wenigstens Sativex gegen seine Schmerzen bekommt. Morgens 3 Sprühstöße und abends 5 Sprühstöße. Willi ist total unterversorgt und hat somit keine ausreichende Therapie mehr.
Hanf Magazin: Bislang hatte Willi eine Verhandlung im Mai 2017, hat das Urteil abgelehnt und wartet nun auf die Hauptverhandlung im Juni. Welchen Deal haben sie ihm angeboten und was erwartet ihr für die Hauptverhandlung, wie geht es dann weiter?
Daniela Macek: Willi hatte am 2. Februar eine Verhandlung, und wurde zu zwei Monaten bedingter Haft wegen Cannabisanbau verurteilt. Er wollte weiterkämpfen und wehrte sich gegen das Urteil. Am 22. Mai hat er die Vertagungsverhandlung wegen den zwei Monaten bedingter Haft. Am 8. und 9. Juni haben wir unsere große Hauptverhandlung mit 40 vorgeladenen Cannabis Social Club Mitgliedern, die zum Teil vom Arzt zu Willi geschickt wurden wegen Cannabidiol (CBD), welches nur geringste Mengen THC Anteil enthält. Hätte er das Urteil angenommen, wäre er bei der Hauptverhandlung vorbelastet. Ergänzung: In besagter Hauptverhandlung geht es um etwas mehr, als zwei Monate.
Hanf Magazin: Wird Willi das überleben, wenn er wirklich noch länger einsitzen muss?
Daniela Macek: Nein. Wir haben Angstzustände, dass sie Willi den Fuß abnehmen müssen wegen der Entzündungen im Sprunggelenk. Er muss sich mit zwei Krücken stützen, weil er sonst nicht auftreten kann. Mit Cannabis ist er ohne Krücken gegangen und hatte keine Entzündungen mehr, die jetzt schon wieder eingetreten sind. Somit hat Willi keine Lebensqualität mehr. Das ist keine Haft sondern eine Folter. In der Türkei werden Journalisten eingesperrt und in Österreich Cannabispatienten.
Hanf Magazin: Ist Willis Gesundheitszustand so unerträglich, dass er all das auf sich nimmt, um möglicherweise als Märtyrer ein Zeichen für uns alle zu setzen?
Daniela Macek: Willi bereut seinen Schritt nicht, weil es um alte Menschen geht, die es sehr nötig haben.
Hanf Magazin: Was muss jetzt passieren, damit das nicht passiert und er nach der Hauptverhandlung heimkann, um seine Hanfmedizin nutzen kann?
Daniela Macek: Willi muss bei der Verhandlung entkriminalisiert werden, weil es bei ihm um Cannabis in der Medizin geht, und er sechs Gutachten besitzt, die ihm das bestätigen.
Hanf Magazin: Wer das Geschehen um das Hanf Institut verfolgt, der hat die Bilder vor Augen, wie Beamte Wohnungen durchsuchen, in denen die älteren und sichtlich eingeschränkten Mitglieder ratlos herumsitzen. Was ist das denn für eine Gesellschaft oder was sind das denn für Personen, die das mit Menschen machen, zu denen sie doch irgendwann selbst gehören könnten?
Daniela Macek: Leider sind in Österreich die Gesetze noch so. Es hat nur die ARGES, das Monopol für medizinisches Cannabis. Das kann sich kein Mensch leisten, weit überhöhte Preise.
Hanf Magazin: Für viele deutsche Leser wird es gewiss interessant sein, dass Österreich in der Hanfpolitik schon offensichtlich schizophren ist. Faserhanfanbau, Stecklings- und Seedhandel sind legal. Aber nicht einmal Patienten erhalten Marihuanablüten. Was ist dein Eindruck von der Cannabispolitik in Österreich?
Daniela Macek: Mein Eindruck ist die Doppelmoral. Der Staat darf es zu überhöhten Preisen verkaufen und der Verein nicht selbst erzeugen, obwohl er es kostenlos weitergegeben würde.
Hanf Magazin: Es ist sehr offensichtlich, dass der Großteil der Gesellschaft sich für diese Themen ungenügend interessiert und deswegen oft auch völlig falsche Dinge glaubt. Was muss in Österreich passieren, damit die Politik legalisieren muss? Wenigstens für die Patienten.
Daniela Macek: Die Cannabis Social Clubs müssen rechtliche Richtlinien vonseiten der Justiz bekommen.
Hanf Magazin: Möchtest du hier im Free Willi Interview den Lesern noch etwas sagen oder mit auf den Weg geben?
Daniela Macek: Ja. Sie sollen Cannabis freisprechen, ohne dass man Menschen verfolgt und verunglimpft. Es ist eine Pflanze, die in der Gesellschaft angekommen ist.
Damit bedanke ich mich sehr herzlich bei Daniela Macek. Aus dem flüchtigen Augenwinkel wurde all das schon länger aus dem fernen NRW beobachtet, „inzwischen brennt die Hütte“. Ich hoffe, dass noch ein Wunder für Willi und damit für die medizinische Legalisierung in Österreich passiert. Ist die Not am größten, dann finden möglicherweise selbst Unmenschen zur logischen Menschlichkeit zurück. Mein Argument wäre, dass es jeden einmal treffen kann und dass man als Richter, Staatsanwalt oder Polizeibeamter ein Medikament, welches für viele das einzig wirksame und humane ist, den Patienten nicht verwehren darf.
Anmerkung zum Free Willi Interview
Wer gerne helfen möchte: Das Free Willi Interview geht als Titel auf das Free Willi Support Projekt zurück, es können Merchandising-Artikel erworben und Flyer und Plakate gedruckt werden. Spenden werden gerne genommen, es geht dabei natürlich um die Finanzierung der Kosten vom Rechtsstreit.
Spendenkonto:
Cannabis Social Club Salzburg
IBAN: OBKLAT2L
BIC: AT48 1509 0003 9109 2806
Betreff: freewilli