Vielen unverständlich ist das Wesen einer Drogensucht: Diese liegt nicht im Körper, sondern im Geist. Ein körperlicher Entzug mag extrem unangenehm und bei einigen Substanzen auch lebensbedrohlich sein. Er ist jedoch nur der kleinste Teil der langwierigen „Normalisierungsphase“. Der Umgang mit dem starken Verlangen, dem Suchdruck im Alltag, ist die große Herausforderung. Della von Ibogain Germany widmet sich seit Jahren dem nachhaltigen Entzug mit Iboga, einer Heilpflanze aus Zentralafrika. Sie sagt:
„Substanzen können extrem hilfreich sein, um an sich selbst zu arbeiten. Es kommt nur auf die richtigen Substanzen und den richtigen Umgang damit an.“
Ibogain Germany – Interview mit Della
Sie betreibt auf Facebook „Ibogain Germany“ und widmet sich dem Iboga, welches eine Reise in das eigene Innere und die darin verborgenen dunklen Bereiche ermöglicht. Hier können Erkenntnisse gewonnen werden, mit denen sich die inneren Ursachen für das Suchtverlangen lindern lassen.
Die neusten Suchtforschungen zeigen, dass allen problematischen Suchterkrankungen mindestens ein traumatisches Erlebnis zugrunde liegt. Es geht um die dunklen Bereiche in unserem Innern, die pochen und sozusagen betäubt werden. Bei einem Ausnüchtern pocht es erneut, ohne dieses Pochen genau ergründen zu können. Dieses mündet in den problematischen Konsum und damit die Drogensucht. Wird dieses Pochen im Innern gelindert, kann in geregelten Strukturen ein Leben ohne Sucht gelingen.
Della hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Menschen zu erreichen, die sich in diesem Teufelskreis befinden und täglich kämpfen. Tabernanthe Iboga ist eine starke Heilpflanze, die in Afrika seit Jahrhunderten eingesetzt wird und in Bildern und Visionen zum Unterbewusstsein spricht. Diese besondere Reise ermöglicht, unbewusste Blockaden zu lösen und die damit verbundenen Probleme zu erkennen, um sie folglich zu bewältigen.
Hanf Magazin: Della, du kommst nicht einfach so zum Iboga. Du hast eine sehr merkwürdige Konstellation, die dich dahin bringt. Zum einen lebtest du zuerst in Afrika und zum anderen warst du selbst süchtig und hast deine Drogensucht durchbrochen – und jetzt betreibst du auf Facebook Ibogain Germany?
Della: Ja, das stimmt wohl. Ich bin in Nigeria, Uganda, Ruanda und Zaire aufgewachsen, mein Vater hatte beruflich da zu tun. Nach der Rückkehr nach Europa hatte ich kurzzeitig Probleme mit der „Zivilisation“, aber das ist normal und nennt man Kulturschock. Die Gründe meiner über zehn Jahre andauernden Morphin-Sucht liegen in meiner späten Kindheit und Jugend. Erst heute, frei davon, weiß ich, wie sehr ich wirklich darunter gelitten hatte.
Hanf Magazin: Deine Theorie lautet, dass diejenigen süchtig werden oder einen problematischen Konsum ausprägen, die traumatisiert sind. Menschen ohne traumatische Erfahrungen fallen der Sucht sehr viel weniger oft und intensiv zum Opfer? Du bist also überzeugt, man müsste beim Süchtigen nur das Trauma packen und enttraumatisieren?
Della: Ausnahmen bestätigen natürlich auch hier die Regel. Aber im Grunde vertrete ich diese Meinung, ja. Ich selbst war mir nicht darüber bewusst, dass ich traumatisiert war. Doch heute kann ich sagen, das Lebensgefühl vor und nach der Behandlung ist unvergleichlich! Früher war ich immer von einer unglaublichen „schweren Traurigkeit und, oder einer tiefen inneren Leere“ erfüllt. Aus diesem Zustand auszubrechen, aus diesem tiefen Gefühl der Hoffnungslosigkeit und Depression zu entfliehen, dabei halfen nur Drogen.
Hanf Magazin: Du hast mir bereits erklärt, dass die Wirkstoffmatrix im Iboga eine Besonderheit hat, da du die Erfahrungen in deinem Innern mit aus dem Trip heraus nehmen kannst, um sie nach der Einnahme zu nutzen?
Della: Ja so ähnlich. Ich meine, im Vergleich mit der mittlerweile viel bekannteren Ayahuasca Erfahrung, die auch schon lange gegen Sucht eingenommen wird: Diese Bilder haben oft einen fremdartigen Einschlag und scheinen wie aus einer anderen Welt zu sein. Iboga dagegen spielt fast ausschließlich Bilder aus dem eigenen innersten Bewusstseinsspeicher ab. Anfänglich ohne erkennbaren Sinn entfaltet die Pflanze erst nach der Behandlung ihre volle heilsame Wirkung.
Hanf Magazin: Der Iboga-Strauch ist in Afrika seit Jahrhunderten bekannt und hat seine eigene Kultur. Für den Export werden die Bäume zerstört. Es wird Raubbau betrieben, wodurch die Pflanze fast vom Aussterben bedroht ist. Was bedeutet das für Menschen, die an einer Drogensucht leiden? Kann dieser Stoff ersatzweise chemisch hergestellt werden?
Della: Die Pflanze wurde in Gabon entdeckt und wird seit dem im Biwiti-Kult für Zeremonien eingesetzt. Interessant fand ich auch, dass dies christliche Rituale sind. Die starke Sucht-stoppende-Wirkung wurde erst 1962 zufällig von dem Engländer Howard Lotslof entdeckt.
Die letzten Jahre hat die Nachfrage so überhandgenommen, dass die Pflanze heute zwar vom Aussterben bedroht ist, sich aber durch die andauernd ansteigende Nachfrage ein neuer Markt gebildet hat. Der Anbau setzt vor allem Zeit und Geduld voraus, denn der Strauch benötigt mindestens sieben Jahre, um das begehrte Alkaloid zu bilden. Es gibt unzählige Angebote afrikanischer Bauern, die ihre Pflanzen z. B. bei Facebook anbieten. Ich halte es für gut, dass Afrika dieses Exportgut für sich entdeckt hat und viele Familien, damit eine neue Lebensgrundlage gewonnen haben.
Dennoch ist es wichtig, beim Kauf darauf zu achten, woher das Iboga kommt, und das ist gar nicht einfach. Wie will man bei Bestellungen übers Netz vom anderen Ende der Welt prüfen, ob die vorgegebenen Dinge auch der Realität entsprechen? Denn es gibt leider kein Verzeichnis oder Register für geprüfte Firmen und Händler in Afrika. Nach langem Suchen habe ich einen wirklich fähigen Deutschen gefunden, der eine Farm betreibt und nun auch in einem deutschen Labor chemisch stabiles Ibogain herstellt. Bulk African Trade – Iboga Ghana
Für Drogenentzüge wird vorzugsweise chemisch stabiles Hydrochlorid – HCl – verwendet, das sehr viel bequemer ist, als die nötige Konzentration in Pflanzenteilen verzehren zu müssen. Diese chemische Stabilität war der Grundstein für Wissenschaft und Forschung. Reproduzierbare Ergebnisse brachten viele Erkenntnisse und machen heute eine Behandlung nahezu risikolos. In Mexiko, Costa Rica oder England gibt es seit langer Zeit große Iboga-Kliniken im Krankenhausstil. In den vergangenen Jahren haben auch in Spanien und Portugal IBOGA CURE CENTREN eröffnet.
Soweit der erste Teil von diesem komplexen Thema der Drogensucht, das deswegen als Dreiteiler erscheint. Weiter geht es mit: „Della im Interview – zur Behandlung mit Iboga“