Eine Substanzsucht verändert das ganze Leben, da diese Substanz einen immer größeren Teil im Leben einnimmt. Endet mit einem Entzug und einer Therapie der Substanzkonsum, ist vom eigentlichen Leben bei vielen nicht mehr das meiste da. Der entwöhnte Süchtige fällt in ein tiefes Loch und damit in den Rückfall. Das eigentliche Problem wird in der normalen Suchtbehandlung nicht erreicht, es befindet sich im Unterbewusstsein. Einer Sucht geht fast immer ein Trauma voraus. Mit einer Iboga-Behandlung kann der Süchtige in sein Inneres blicken, eine Selbstheilung kann beginnen. Della hat das bereits erfahren und möchte mit ihrer Facebook-Seite „Ibogain Germany“ anderen Süchtigen heraus aus der Problemsucht, hinein in ein besseres und selbstbestimmtes Leben verhelfen.
Dritter Teil von „Eine ‚Droge‘ gegen die Drogensucht?“
Wer den ersten Teil bisher nicht gelesen hat, beginnt bitte hier: „Eine „Droge“ gegen die Drogensucht?“ Iboga ist nicht ungefährlich. Deswegen ist es wichtig, sich umfassend zu informieren, bevor man anderen davon erzählt oder es für sich selbst anwendet. (Zweiter Teil unter: „Della im Interview – zur Behandlung mit Iboga“)
Hanf Magazin: Nun sitzt du sozusagen an der Iboga-Quelle und bist mit diesen kulturellen Einflüssen aufgewachsen. Du betreibst Ibogain Germany. Ist das überhaupt alles legal, was du machst?
Della: Ich betreibe seit 2012 bei Facebook die Seite IBOGAIN GERMANY als reine Informationsplattform. Damals waren kaum Informationen in deutscher Sprache zu finden. Deshalb wollte ich eine Stelle errichten, wo Menschen sich ganz einfach Informationen besorgen und Ratschläge einholen können. Ich hätte mir gewünscht, mehr motivierte Mitstreiter auf diesem Weg zu finden, die als Community diese Seite bedienen und durch ihre Erfahrungen die Seite bunt gestalten. Doch nun, nach all den Jahren, bin ich immer noch allein.
Zum Glück ist Informationen zu sammeln und zur Verfügung zu stellen bis jetzt nicht verboten. Ibogain ist durch die fehlende Präsenz und Aufklärung immer noch in einer Art „juristischer Grauzone“ angesiedelt. Aber streng genommen wird es ab der Abgabe und Verabreichung von HCl illegal, weil der Anteil der psychoaktiven Stoffe dann so hoch ist, dass es als DMT ins Betäubungsmittel-Gesetz fällt.
Für eine Behandlung im eigenen Zuhause vermittle ich einfachsten Zugang zu qualitativ hochwertig und nachhaltig angebauten Iboga-Produkten wie HCL und TA oder natürliche Rootbarks. Ich versorge die Interessierten mit wichtigen Infos zur Vorbereitung und Durchführung der Behandlung. Und ich unterstütze die Menschen bei der Entscheidungsfindung. Sich für eine solch „experimentelle“ Therapie zu entscheiden, erfordert wirklichen Mut oder große Verzweiflung.
Hanf Magazin: Du hast durchklingen lassen, dass Ibogain trotz allem nicht für jeden Süchtigen das richtige ist. Was sind deiner Meinung nach die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Therapie mit Iboga? Erkläre einmal, was deine Patienten mitbringen müssen, um erfolgreich zu sein?
Della: Ich würde mir nie anmaßen, meine Prognose derart zu gewichten, dass ich Interessierte von vornherein ablehne – solche Fälle lassen sich an einer Hand abzählen und haben andere medizinische Gründe.
Iboga-Patienten sollen allgemein in guter körperlichen Verfassung sein und sollen die notwendigen Sozial- und Lebensstrukturen mitbringen, um nach der Behandlung in ein geregeltes/gesichertes Leben übergehen zu können.
Hanf Magazin: Wie kann ich mir die benötigte Substanz und diese Strukturen als Süchtiger aufbauen, damit Iboga mir wirklich helfen kann?
Della: Besonders Erfolg versprechend ist Ibogain natürlich bei den Menschen, die bereits von der Drogenszene Abstand genommen haben, schon längere Zeit stabil sind und gänzlich auf selbstschädigendes Verhalten verzichten können. Im besten Fall erinnert nur noch der Gang zur Apotheke an die Sucht.
Hanf Magazin: Es gibt auch die nicht substanzgebundene Sucht. Spielsucht, Fresssucht oder Zwänge wie Waschzwang. Kann Iboga hier helfen? Hattest du auf Ibogain Germany schon derart gelagerte Anfragen?
Della: Ich habe bis jetzt noch nie Anfragen in diese Richtung erhalten und keinerlei Erfahrung diesbezüglich, kann mir aber gut vorstellen, dass es auch in diesen Menschen zu einer Veränderung führt.
Hanf Magazin: Du selbst erklärtest, dass du vor der Ibogain-Einnahme bereits vielfach kalt entzogen hattest, immer nur mit mäßigem oder mittelfristigem Erfolg, obwohl die Voraussetzungen eigentlich relativ gut waren. Woran hat es gelegen? Warum waren dann trotzdem noch zwei Iboga-Anläufe notwendig, bis du es wirklich geschafft hattest?
Della: Das ist alles persönliche Definitionssache, nicht wahr? Für mich war erst von wirklicher Heilung zu sprechen, als ich aufgehört habe, den ständigen Suchtdruck zu spüren und zu bekämpfen. Ich war nicht gewillt, meine ganze Vergangenheit zu verleugnen und alles zu meiden, was mich einmal ausgemacht hat. Ich habe gespürt, dass es auch anders geht und heute kann ich mich frei bewegen, ohne ständig auf mögliche „Trigger“ zu achten, die natürlich überall in dem gewohnten Umfeld vorhanden sind. Heute kann ich neben Leuten sitzen, die konsumieren, ohne nur eine Sekunde daran zu denken, selbst was nehmen zu wollen.
Hanf Magazin: Vielfach ist die Abstinenz das erklärte Ziel einer Drogentherapie. Bist du abstinent oder konsumierst du nun einfach andere Substanzen auf andere Weise?
Della: Mein höchste Ziel war nie die vollkommene Abstinenz. Für mich war/ist es nur wichtig, wieder frei zu sein von einer körperlichen Sucht. Die Behandlung brachte auch für mich unerwartete Nebenwirkungen mit sich. Mein Körper schien sich allen Giften zu verweigern. Zucker, Tabak, Kaffee usw. Dieser starke Effekt hält ein paar Wochen. Ich kiffe heute wieder, hatte aber auch nie die Intension, damit für immer aufzuhören. Tatsächlich konsumiere ich aber nur mehr ganz selten andere Substanzen.
Hanf Magazin: Viele junge Menschen müssen sich erst austoben, bis sie dann nach einigen Party-Jahren ruhiger werden und einen kleinbürgerlichen Lebensweg einschlagen. Ist das bei einer Drogensucht ähnlich? Wie alt sind die Leute, die dich auch über Ibogain Germany kontaktieren? Wie erfolgreich können junge Erwachsene dem problematischen Substanzkonsum entsagen, wie erfolgreich sind die ausgetobteren Erwachsenen? Muss man erst ein Stück aus der Sucht heraus wachsen?
Della: Es scheint tatsächlich so in der Art zu sein. Menschen, die sich für eine solch experimentelle Therapie interessieren, sind meist schon sehr müde und verzweifelt, von den erfolglosen Versuchen Ihre Sucht zu überwinden.
Hanf Magazin: Warum will unser System Ibogain nicht? Es könnte immerhin als ganz normale Therapie in Suchteinrichtungen verwendet werden. Warum will unser System nicht mithilfe von Substanzen die dunklen Suchtauslöser im Innern der Süchtigen beleuchten, damit diese eine Selbstheilung erfahren können?
Della: Die Pharmafirmen verdienen Milliarden mit den Süchtigen und deren Substitutionstherapien. Natürlich geben sie diesen lukrativen Markt nicht einfach freiwillig ab.
Hanf Magazin: Wer Probleme hat, verengt gerne sein Bewusstsein oder lenkt es in Bahnen, in denen die Probleme erst einmal ausgeblendet werden. Gerade Alkohol und Opiate sind dafür bekannt. Wird unsere Gesellschaft immer süchtiger? Worin liegen deiner Meinung nach die Gründe für die Opiatepidemien, wie sie bereits in den USA herrschen?
Della: Fast alle Menschen, mit denen ich spreche, leiden an sehr ähnlichen Symptomen. Meist wird der Druck von außen als zu viel empfunden. Das Fehlen von Sinn, Zielen, Freude, Liebe und Geborgenheit sind nach wie vor die größten Themen.
Soweit das Schlusswort von Della von Ibogain Germany. Das Themengebiet ist nicht nur rund um Iboga hochinteressant. Vielen anderen Substanzen wie LSD oder Psilocybin wird schon lange eine heilende Wirkung nachgesagt. All diese psychoaktiven Substanzen ermöglichen eine Reise in das Innere und öffnen ganz andere Ebenen. Die nicht ganz ungefährlichen Reisen sind nicht immer angenehm. Das, was man vielleicht erfährt, wird einem nicht immer gefallen. Eine falsche Einnahme solcher Substanzen kann einem sogar beträchtlichen Schaden zufügen. Aber anscheinend hilft es vielen auf rätselhafte Weise, wie Ibogain bei der Verarbeitung und Heilung traumatischer Probleme helfen kann. Mit sinnvollen Regulierungen wäre das Potenzial vieler solcher Substanzen ein ganz anderes für die Menschheit.