„Mit Cannabis in Form höchst qualitativer Extrakte können wir eine Vielzahl von Beschwerden lindern“, sagt Darcy E. Bomford (51), CEO von True Leaf Pet und True Leaf Med und Pionier der aufstrebenden kanadischen Cannabis-Industrie. Sein Unternehmen produziert derzeit aus Hanfsamen funktionelle CBD-Hundeleckerlis, -Öle und Kau-Sticks für unsere vierbeinigen Freunde, mit bislang dreierlei Wirkungen: „Beruhigend“, für „Gelenke und Hüfte“ sowie „Herz- bzw. Immunsystem“.
Doch Bomford hofft bis zum Sommer mit dem Anbau von lizenziertem, medizinischem Cannabis beginnen zu können. Um daraus medizinische Cannabis-Produkte für uns Menschen, aber auch höhere CBD-Konzentrationen speziell für den tiermedizinischen Bereich herzustellen. Bomford selbst ist bei all seiner Begeisterung für Hanf mehr ein „Rotwein-Typ“.
Hanf Magazin: Mit Ihrem Unternehmen True Leaf setzen Sie auf die Kombination zweier stark wachsender Milliarden-Dollar-Märkte, dem für Haustiere und dem von medizinischem Cannabis. Wie ist Ihnen die Idee dazu gekommen?
Darcy A. Bomford: Ich habe viele Jahre im Bereich der Tierfuttererzeugung gearbeitet. Und bereits in jungen Jahren eine Firma, Darford, gegründet. Wir haben in erster Linie Trockenfutter und gebackene Leckerlis, Hundekekse, erzeugt, vertrieben und das Marketing dafür gemacht. Den überwiegenden Teil meiner beruflichen Karriere war eben genau dieses mein Feld. 2012 stieg ich aus Darford aus, und hatte die Zeit und die Möglichkeit mir genau zu überlegen, was ich machen will. Just damals wagte auch Kanadas Regierung den Vorstoß, es Unternehmen zu erlauben, medizinisches Cannabis anzubauen und auch an Konsumenten zu verkaufen. Das war Ende 2012 und Anfang 2013, und da ich damals in der Haustierindustrie nicht derartige Chancen sah, wagte ich mich in dieses neue Feld. Ich gründete True Leaf und war einer der ersten, die bei der kanadischen Regierung um eine Lizenz für den Anbau von medizinischem Cannabis ansuchte.
Mein Antrag war der 48., der eingereicht wurde. Dann folge eine regelrechte Welle an Anträgen, und die Behörden waren überrascht, wollten aber auch das Cannabis-Programm nicht gefährden. Also bremsen sie das Zulassungsverfahren stark. Auch nach einem Jahr wussten wir noch nicht, ob wir jetzt die Lizenz bekommen werden, oder nicht. Für mein geplantes Geschäft, nämlich medizinisches Cannabis für Menschen, wurden Zeit und Mittel knapper. Also entschieden wir im Aufsichtsrat, einen Ableger in die Tierfutterindustrie zu gründen. Da hatte ich Erfahrung. Und bei der Herstellung eben Hanfsamen zu verwenden. Das ist einfach ein wunderbarer, ganz legaler Rohstoff. Anfangs waren wir in Kanada am Markt, und mit Ende 2016 schließlich auch in den USA und nun in Europa.
Hanf Magazin: Wie kommen die Produkte bei den Hundebesitzern an?
Darcy A. Bomford: Wenn man die Verkaufszahlen und das Feedback auch in Sozialmedien betrachtet, sehr gut. Wir sind ein sehr junges Unternehmen, aber wir schreiben schon schwarze Zahlen. Mit einem Umsatz von 800.000 kanadischen Dollar im zweiten Quartal 2017. Und wir können daher expandieren, auf neue Märkte und mit neuen Produkten. Das ist auch der Plan für die kommenden zwei Jahre.
Hanf Magazin: Welche Inhaltsstoffe enthalten Ihre Hundefutterlinien?
Darcy A. Bomford: Da ich ja bereits über 25 Jahre in der Hundefutter-Industrie tätig war, verfüge ich über ein ausgedehntes Netz an Kontakten, zu Wissenschaftlern und Tierärzten weltweit. Für die Rezeptur wandten wir uns an Chemiker in den USA, um die Formeln zusammenzustellen, und einen Tierarzt in Kanada. Alles basierend auf wissenschaftlicher Forschung und klinischen Studien. In unseren Futterlinien verwenden wir, wie zuvor erwähnt, industrielle Hanfsamen, die völlig legal sind, in Kanada, USA und Europas.
Die sehr wichtigen Omega-3-Fettsäuren und andere Fette, Antioxidanzien, aber auch Mineralstoffe und Spurenelemente enthalten, und daher positive Wirkungen auf bestimmte Beschwerden oder im Verhalten zeigen. Diese kombinieren wir bei der Rezeptur mit anderen, bekanntermaßen gesunden Pflanzen und Gewürzen, wie es etwa Curcuma ist oder die neuseeländische Grünlippmuschel, und Samenextrakten, um diese Wirkung synergetisch zu steigern. Bisher arbeiten wir auch noch nicht mit Cannabis-Pflanzenextrakten. Wir rühren noch kein Blatt der Pflanze an, um überall im legalen Rahmen zu bleiben. Auch in den USA ist es nach einem landesweiten Gesetz noch nicht erlaubt, leider.
Hanf Magazin: Sie haben drei Hauptlinien von funktionellem Hundefutter im Sortiment. Welche ist die beliebteste?
Darcy A. Bomford: Wir haben eine Linie für Hüfte und Gelenke, hauptsächlich aus Hanfsamen, Hanföl und Curcuma, das ja als entzündungshemmend bekannt ist. Gemeinsam mit der Grünlippmuschel, die auch Ablagerungen in den Gelenken vorbeugt, und damit Versteifungen. Denn wie auch Arthrose bei älteren Hunden, sind die Gelenke oftmals ein gesundheitliches Problem. Eine weitere Linie fokussiert sich auf Herzfunktion und das Immunsystem. Und ja, überraschenderweise unser Verkaufsschlager, das sind „beruhigende“ Hundeleckerlis.
Hanf Magazin: Eben besonders zum Jahreswechsel leiden Hunde an den Silvesterraketen und Böllern, zeigt hier das beruhigende Futter Wirkung und nimmt den Tieren Stress?
Darcy A. Bomford: In Nordamerika und Europa ist diese Tiernahrung unser Bestseller, auch aus Hanfsamen, Hanföl, das auch Alpha-Linolsäure enthält, die entspannt und auch Bluthochdruck senkt. Wir fügen auch einen Stoff aus dem grünen Tee bei, L-Theanin, das beruhigend wirkt. Und einen vergleichsweise sehr teuren Extrakt der Zitronenmelisse sowie Kamillenextrakt. Alle Zutaten zusammen ergeben die Wirkung, die uns eine Vielzahl von Hundebesitzern, aber auch Tiermediziner auf Erfahrungswerten mit Hunden als hervorragend bestätigen.
Hanf Magazin: Mit dem Produktdesign und dem Sozialmedien-Marketing präsentieren Sie sie eine „grüne, ökologische, gesunde“ Functional-Food-Linie, das Wort „Wohlbefinden“ ist dabei zentral.
Darcy A. Bomford: Es freut mich zu sehen, dass diese Strategie ankommt, auch mit unserem Slogan, „Gib die Liebe zurück“ (engl. Return the Love). Denn unsere vierbeinigen Freunde geben uns eine ganze Menge davon.
Hanf Magazin:Inwieweit ist True Leaf schon in Europa und im deutschsprachigen Raum verfügbar?
Darcy A. Bomford: Die Rezeptur stellen wir in Deutschland her, und die Hanfsamen sind europäische (lacht). In England sind wir bereits bei einer der größten Ketten für Tiernahrung und -bedarf im Sortiment. Wir haben einen Vertrieb in Deutschland, mit Skandinavien und Niederlande starten wir jetzt auch den Vertrieb. Unser europäisches Verkaufsteam ist in Nord und Süd geteilt, sprich auch Spanien, Portugal, Italien und Griechenland wird kommen.
Hanf Magazin: Wie steht es um die Anbaulizenz in Kanada, und auch True Leaf Med, für Cannabis-Produkte für uns Menschen? Wann werden Sie das erste Mal Hanf anbauen?
Darcy A. Bomford: Das ist ein langer frustrierender Prozess bisher gewesen, immerhin warteten wir bereits seit 2013, über vier Jahre, um mit dem Anbau endlich beginnen zu können. Wir haben nun eine Regierung, die, wie wir alle wissen, einer Legalisierung von Cannabis sehr freundlich und wohlwollend gegenübersteht. Wir haben viele Meilensteine um die Lizenz zu bekommen passiert, und sind zuversichtlich diese im Frühjahr 2018, allerspätestens im Sommer zu erhalten, ich rechne zwischen Mai und Juni. Unsere Anbau-Anlage wird eben fertig finanziert, mit Investoren, auch Crowdfunding aus den USA und Kanada. Eine Zehn-Millionen-US-Dollar-Anlage wird in Kanada errichtet. Bis zum Sommer hoffen wir, endlich mit dem Anbau loslegen zu können.
Hanf Magazin: Wird das dort dann angebaute Cannabis auch in Hundenahrung Eingang finden?
Darcy A. Bomford: Unser Ziel ist es jetzt einmal unser eigenes, medizinisches Cannabis anbauen zu können. Um dieses auch in der Hundeleckerli-Linie und bei der Tiernahrungsergänzung zu verwenden, aber in erster Linie für unsere True Leaf Med Produkte für uns Menschen. Für Hunde wollen wir mit Tierärzten kooperieren und stärkere, medizinische CBD-Konzentrationen mischen, die dann auf Tierarzt-Rezept bei bestimmten Krankheitsbildern verschrieben werden. Hier ist der Tierarzt-Markt der Kernmarkt, sie sind die idealen Partner und die Experten für die Tiere. Unsere aktuelle Linie ist ja weitaus milder von der CBD-Konzentration, und eben für den ganz normalen Hund gedacht. In Zukunft wollen wir aber definitiv auf den tiermedizinischen Bereich unsere Aktivität ausweiten. Mit einer Produktlinie, die auf bestimmte, akute gesundheitliche Probleme hin abgestimmt ist.
Hanf Magazin: Und was wird aus True Leaf Med, das anfangs Ihr Hauptfeld werden hätte sollen?
Darcy A. Bomford: Wir sind auf der medizinischen Schiene angesiedelt, und hier möchten wir in erster Linie Extrakte herstellen. Die mehr im hoch konzentrierten CBD-Bereich mit geringem THC liegen sollen. Speziell für Menschen, die Schlafprobleme haben, Stress- oder Angstzustände, besonders ältere Menschen können oft seltener eine Nacht durchschlafen. Aber auch chronische Schmerzen wären ein Feld. Das ist ein enorm großer Markt, auf dem wir uns platzieren wollen. Mit Cannabis in Form höchst qualitativer Extrakte können wir eine Vielzahl von Beschwerden lindern, ohne all die Nebenwirkungen, die schulmedizinische Präparate mit sich bringen. Unser Ziel ist es, Cannabis so natürlich und rein als möglich anzubieten, sei es als Öl, und auch so standardisiert wie nur möglich. Dabei wollen wir auch die anderen vielen Inhaltsstoffe der Pflanze nicht außer Acht lassen. Um eben persönlich für uns abgestimmte Produkte nahe der Arzneimittelqualität zu lancieren.
Hanf Magazin: Abschließend will ich Sie noch nach Ihrem persönlichen Verhältnis zu Cannabis fragen?
Darcy A. Bomford: Ich bin mehr ein Rotwein-Typ, und nicht der Dauer-Cannabis-Konsument (lacht). Ich habe Cannabis immer wieder verwendet, um mich zu entspannen, in erster Linie. Ich sehe bei Cannabis einfach das ungemeine Potenzial, das die Pflanze hat, jetzt nicht nur medizinisch, sondern auch aufseiten der Ernährung etwa. Hanfsamen sind eine außerordentlich gute Quelle für Gluten freie Eiweißstoffe. Wir haben auch die Hanffaser, es wächst schnell, bracht kaum Pestizide, und kann selbst verseuchte Böden reinigen. Es ist einfach toll zu sehen, dass die Cannabis-Pflanze wieder „en Vogue“ ist.