Aurélien: Wir sind ein „Start-up“, eine vereinfachte Aktiengesellschaft (S.A.S). Der erste Artikel erschien am 20. April 2015, und wir schreiben etwa drei bis vier Artikel pro Tag. Die Infos, die wir verwenden, finden wir auf internationalen Websites, die Cannabis orientiert sind, wie die Washington Post, die New York Times, NORML (USA). Wir schreiben die Artikel so vollständig wie möglich auf Französisch, mit mehreren Quellen. Es ist keine einfache Übersetzung; wir überprüfen die Informationen und fügen weitere nötige Infos mit Quellenangaben hinzu. Wir sind weder politisch noch Aktivisten. Der Leser macht sich selbst einen positiven oder negativen Eindruck. Wir schreiben wenige Leitartikel und äußern somit nicht unsere Meinung.
Wir richten uns an das französische Publikum, sind die erste und aktuelle Website in der französischen Medienlandschaft und bringen gleichzeitig zweimal im Monat unser Nachrichtenmagazin „JT de Newsweed“ heraus. Es ist auch das erste Nachrichtenmagazin über Cannabis mit einer Moderatorin, die nicht ihr Gesicht verbirgt. Im Team haben wir eine Praktikantin für den Innen- und eine Person für den Außendienst.
Hanf Magazin: Kann man in Frankreich Werbung für Cannabis machen?
Aurélien: Man kann Werbung für Cannabis machen, aber nur für Medikamente. Werbung für Cannabis hat heutzutage noch keinen Rahmen. Neben therapeutischen Gebrauchsinformationen für Medikamente kann man sich alles Mögliche vorstellen.
Die Nationale Agentur für Arzneimittel will das Monopol für Medikamente wie für Sativex behalten, ein Medikament, ein Molekül halt. Frankreich hat keine echte Cannabis Lobby. NORML France ist eine kleine Gruppe, wogegen, NORML USA sehr viel Druck machen kann! Alles, was mit Cannabis zu tun hat, ist in Frankreich erlaubt. Alles, außer der Pflanze selbst. Es sind die Tabakgeschäfte, die alle diese Artikel wie Longpapers verkaufen, da wir keine offiziellen „Headshops“ haben. Sie existieren zwar schon, richten sich aber angeblich nur an die Tabakraucher.
Hanf Magazin: Erinnerst du dich an deine Prävention in der Mittelstufe?
Aurélien: Es war eine Prävention von zwei Polizisten, die gekommen sind, um über die Gefährlichkeit von Cannabis zu sprechen/ zu sensibilisieren. Woran ich mich am meisten erinnere, ist, dass sie erklärt haben, dass man innerhalb von 3–4 Stunden erst mal richtig high wird und die negativen Effekte innerhalb 48 Stunden erst wieder verschwinden, sodass man sich zwei Tage lang richtig schlecht fühlt. Derzeit wird die Prävention immer noch von Polizisten geführt, nach demselben Modell von 1970.
Hanf Magazin: Gibt es in Frankreich gedruckte Zeitungen / Magazine über Cannabis?
Aurélien: Es gab die „Gazette du Chanvre“ dessen Chefredakteur Farid Ghehiouèche war. Das „Grow Mag“ wird in Frankreich ausgetragen, „Soft Secrets“ auch. Die „points relais“ (=Ausgabestellen) sind selten, und Growshops dürfen sich nicht über Cannabis äußern und können somit nicht als „point relais“ für diese Zeitungen dienen.
Hanf Magazin: Wie war der Global Marijuana March 2017 in Paris?
Aurélien: Wir sind von der Bastille bis zum Platz der République gelaufen. Es war das erste Mal, dass dieses Event von einem Bus begleitet war, mit DJs, Rappern, Geschenken und Werbung. Und wir hatten ein großes Newsweed Banner! Wir haben zusammen mit Farid Ghehiouèche gearbeitet, weil er der Veranstalter des GMM (Weltweiter Marsch für Cannabis) ist. Die Tatsache, dass wir während des Zuges Cannabis rauchten, hat daraus einen „Marsch des zivilen Ungehorsams“ gemacht.
GMM 2017 in Paris
Hanf Magazin: Wie war die Cannaparade 2018?
Aurélien: Es war dieselbe Stimmung wie im Jahr 2017. Wir haben es geschafft, diese festliche Stimmung bei einem Aufmarsch zu behalten, und es war kein Vorfall während des Umzuges zu beklagen.
Jedoch sehe ich heute wichtige Elemente, die sich ändern müssen: Das Alter der Teilnehmer muss erhöht werden, die sind immer noch sehr jung, und das Publikum muss vielschichtiger werden. Warum nicht einen Tag für die Arbeit mit und der Verarbeitung von Hanf und Cannabis widmen, mit Konferenzen und Business Meetings, um die Vielfalt an Möglichkeiten, um dieses Thema aufzuzeigen.
Hanf Magazin: Was hat sich seit deinem Beginn 2015 geändert?
Aurélien: Wenn man sich das Ganze aus der Ferne anschaut, ist Frankreich immer noch auf demselben Niveau. Wenn man aber nähre hinschaut, hat sich viel verändert! CBD ist heutzutage überall erhältlich. CBD Geschäfte sieht man sogar in ganz Frankreich. Zu Beginn des Jahres haben wir viel über die Legalisierung von Cannabis in Kalifornien gesprochen, und die überwiegende öffentliche Meinung versteht heute die Notwendigkeit, dass das Gesetz über Cannabis in Frankreich geändert werden muss. Die Gesundheitsministerin Agnès Buzyn hat vor kurzer Zeit sogar angekündigt, dass Cannabis „in Frankreich ankommen könnte“, obwohl es seit 2013 legal, aber immer noch nicht erhältlich ist.
Hanf Magazin: Was motiviert dich?
Aurélien: Meine Motivation ist meine Leidenschaft für Cannabis und seine Auswirkungen auf die Gesellschaft. Befasst man sich täglich mit dem Thema, so könnte man denken, dass es sich um ein großes Gesellschaftsthema handelt, obwohl es nur ein Detail ist. Von meinem Standpunkt aus sehe ich es als ein wunderbarer Mittel, wieder Hoffnung zu geben, den Menschen, die heutzutage vom Schwarzmarkt abhängig sind und ein wenig Luft denjenigen, die krank sind, dadurch, dass man einfach aufhört, Leute für ihren Konsum zu verfolgen.
Hanf Magazin: Bald 50 Jahre Prohibition/Repression.
Aurélien: 50 Jahre zu viel?
Hanf Magazin: Funktioniert WEEDMAPS mittlerweile in Frankreich? Wirst du von Weedmaps gesponsert?
Aurélien: Ich bin deren Vertreter in Frankreich. Derzeit ist es für Weedmaps eine Positionierungs-Strategie. Die App wird bald die CBD- und Samengeschäfte in Frankreich auflisten, wie es in den USA für deren Ausgabestellen oder in Spanien für die Cannabis Social Clubs der Fall ist. Ich habe auch Zugang auf deren internationalem Netz, um es weiterzuentwickeln, schon bevor sich die günstige Gelegenheit in Frankreich ergibt.
Hanf Magazin: Einige Worte über die aktuelle Situation in Frankreich?
Aurélien: Global gesehen ist der Cannabissektor im Embryostadium. Aber seit einigen Monaten mobilisieren sich viele Akteure, um die Sache in Bewegung zu bringen. NORML war noch nie so aktiv und im Zentrum der Fortschritte, die Hanfbauern fangen an, ihr Recht im Garten der medizinischen Pflanzen einzufordern, die politische Kaste beginnt ein neues Lied zu singen, mit einigen schönen Beispielen wie Eric Correia oder Olivier Véran, um sie nicht alle aufzuzählen, aber auch auf der bürgerlichen Seite des politischen Spektrums.
Dies gibt viel Aufregung bei dem Gedanken an das, was bald geschehen wird, mit all den Unwägbarkeiten einer führenden Elite, die immer noch nicht begriffen hat, was öffentlich auf dem Spiel steht und nach ihrem Befinden alles bremsen kann.