Nach den ersten zwei Roundtable, die erst den Nutzhanf und dann Cannabis als Genussmittel auf den digitalen runden Tisch gebracht hatten, sollte es in der dritten online Convention um medizinisches Cannabis und die Situation der Cannabisforschung gehen. Durch eine Gesprächsrunde, die aus Cannabispatienten, Experten der Medizin und aus Herstellern pharmakologisch verwendeter Hanfprodukte bestand, konnte der Themenkomplex von allen Seiten beleuchtet werden.
Die Gäste und ihre Berührungspunkte mit Medizinalhanf
Mit Dr. Tanja Bagar hatten wir die Direktorin und Präsidentin des Wissenschaftsrats des internationalen Instituts für Cannabinoide zum Gespräch geladen. Ihre Vorträge zu den Entwicklungen der medizinischen Cannabisforschung sind sehr gefragt. Die Wissenschaftlerin unterrichtet unter anderem an der Fakultät Ama Mater Europaea und ist hauptsächlich in den biomedizinischen Aspekten von Cannabis versiert.
Die Cannabispatientin Franziska Quadri ist durch einen Unfall querschnittsgelähmt. Dies hält sie jedoch nicht davon ab, sich als Präsidentin der Patientenvereinigung MEDCAN Schweiz für die Belange der von Krankheiten Betroffenen einzusetzen, die von einer Behandlung mit Cannabis profitieren könnten.
Auch der Physiker Maximilian Plenert vertritt die Seite der Patienten am Roundtable. Schon lange behandelt er sein ADHS mit Cannabis und ist in der Thematik so bewandert, dass er einen Ratgeber dazu verfasst hat. Außerdem wird er als Sachverständiger für Ärzteveranstaltungen herangezogen.
Martin Möhrke ist Heilpraktiker und CEO des niederländischen Unternehmens Optima Formula BV, das unterschiedliche Hanfprodukte mit breitem Wirkstoffspektrum anbietet.
Auch David Henn ist CEO eines Unternehmens, das mit Cannabis arbeitet. Die Cannamedical Pharma GmbH ist unter Cannabispatienten in Deutschland wohlbekannt und vertreibt verschiedene medizinische Cannabissorten.
Die Lage um Cannabis als Medizin in Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden
Das aktuelle Cannabis als Medizin Gesetz in Deutschland ist seit drei Jahren in Kraft. Auch wenn eine wachsende Zahl von Patienten mittlerweile davon profitiert, so gibt es doch noch einige Punkte, die für viele Menschen problematische Hürden auf dem Weg zur Behandlung mit Medizinalhanf darstellen. Verschreibungsunwillige Ärzte, nicht zahlende Krankenkassen und horrende Preise sind die großen Baustellen, an denen gearbeitet werden muss. In der Schweiz wünschen sich die Patienten einen gesetzlichen Rahmen, wie ihn Deutschland nun hat.
Die Versorgung mit medizinischem Cannabis ist bei den Eidgenossen noch schwieriger und weniger geregelt. Doch in den vergangenen Monaten kommt Bewegung in das Thema. Wieder anders ist die Situation in den Niederlanden. Hier hat man schon lange Erfahrung im offenen Umgang mit Cannabis. Trotzdem ist der Markt nicht gut reguliert. Durch das große Angebot in den Coffeeshops ist der Bezug von medizinischen Cannabisprodukten aus der Apotheke aber gering.
Wie steht es um die medizinische Cannabisforschung?
Da verschiedene Diagnosen, für die eine Behandlung mit Cannabis infrage kommt, sehr schwierig nachzuweisen sind, sollte der individuelle Leidensdruck eines Patienten herangezogen werden, um über eine Verordnung von Medizinalhanf zu entscheiden. Auch die Wissenschaft wird die Notwendigkeit für eine Therapie mit Cannabis bei einer Erkrankung wie ADHS kaum klären können. Dennoch gilt als gewiss, dass Cannabinoide bei neurologisch ursächlichen Krankheiten vielversprechend sind und sich deren Einsatz lohnt.
Bei der Behandlung verschiedener Tumorarten ist die Situation wieder anders. Hier wird die Cannabisforschung in der Zukunft immer differenzierter, die Wirkstoffprofile, etwa Cannabinoide und Terpene, definieren können, die sich für die Behandlung der Krebsart eignen. Da die Verschreibungspraxis hinsichtlich Medizinalhanf noch in den Kinderschuhen steckt, sich aber schnell und stetig entwickelt, ist damit zu rechnen, dass die Behandlung spezifischer Krankheiten in Zukunft mit eigens dafür bestimmten Cannabissorten geschehen kann.