Bei dem Drogenverbot geht es nicht allein um unsere Gesundheit. Es geht zugleich um die lieben Kinder, die ganz doll behütet werden müssen, damit sie nicht irgendwann Drogen nehmen. So zumindest der Eindruck, wenn ein paar ausgesuchte Folgen von Jung & Naiv geschaut werden, in denen die jeweils aktuelle Deutsche Drogenbeauftragte zu Wort kommt. Da es so ungemein wichtig ist, dass Kinder keine Drogen nehmen, wird der Posten der Deutschen Drogenbeauftragten praktisch immer von einer „Supermutti“ bekleidet, die auch für andere „Supermuttis“ glaubhaft ist und zugleich die richtigen Worte findet.
„Sie sind aber dumm, ich erkläre es schnell“
Vorweg: Natürlich sollen Kinder und Jugendliche als auch Erwachsene in einem geordneten Umfeld leben, in dem Schaden von ihnen abgehalten wird. Es hilft jedoch kaum weiter, wenn Menschen, die bereits Probleme haben, strafrechtlich geahndet werden. Auch den Kindern hilft es nicht, wenn Erwachsene „für die richtige Signalwirkung“ in den Knast gehen und schlimmer rauskommen, als es vorher war. Es hilft den Kindern nicht weiter, wenn wegen einer nicht zielführenden Drogenpolitik Existenzen zerstört werden und Drogen auf dem unkontrollierten Schwarzmarkt noch bedenklicher werden. Den Betroffenen wird nicht geholfen und der Einstieg in einen Konsum wird bei Kindern und Jugendlichen dadurch nicht vereitelt. So geht der Tabakkonsum bei jungen Menschen zurück, ohne dass ältere Raucher vor dem Richter vorstellig werden. Tabakkonsum wird nie ganz unterbleiben, das ist klar. Das würden auch Verbote nicht schaffen, aber zur anderen Seite beträchtlichen Schaden anrichten.
Zurück zu den Supermuttis
Die Deutsche Drogenbeauftragte hat im Regelfall eine Amtszeit von vier Jahren vor sich und soll in diesem besonders heiklen Thema bewandert sein? Anscheinend soll sie nur die Realität gut verdrehen können. So wurden für einen anderen Artikel ein paar Videos von „Jung & Naiv“ geschaut, wo die Drogenbeauftragte Marlene Mortler in dem Zusammenschnitt „Best of Jung & Naiv: Drogen & die Bundesregierung“ auf folgende Frage die dann folgende Antwort gab:
Tilo Jung: „Was hat Dich denn qualifiziert zur Bundesdrogenbeauftragten?“
Marlene Mortler: „Was hat mich qualifiziert? Du kannst die Frage jetzt auch der Verteidigungsministerin stellen.“
Aha, ja, danke sehr.
Da es sich hierbei nicht um Einzelfälle handelt, wurden über Stunden Videos geschaut, während die Laune wirklich noch für Tage dahin ist. Die einen finden das vielleicht unterhaltsam. Wer jedoch an diejenigen denkt, die medizinisch unterversorgt sind, im Knast sitzen oder auf andere Weise erhebliche Schäden durch das Verbot erleiden, der schäumt über vor Wut: Es sind solche „Supermuttis“, die es für uns besser wissen und uns in unseren Wohnzimmern sagen wollen, wie wir zu leben haben. Dabei bemerken sie nicht, dass sie die Probleme, die sie mit angeblich guten Absichten bekämpfen, zu einem beträchtlichen Teil selbst verursachen oder eben verschlimmern.
Die frühere Drogenbeauftragte Mechthild Dyckmans
Es war das Video vom 23.04.2015 „Marijuana – das Teufelszeug“, welches dann zu diesem Artikel führte, es waren die Details, die nicht ausgesprochen wurden. Mechthild Dyckmans (FDP) als die von 2009 bis 2013 amtierende Deutsche Drogenbeauftragte wurde von Tilo Jung interviewt, glänzt in Unwissenheit sowie Inkompetenz und hat folgende Ausstrahlung: „Sie sind aber ein dummer Junge. Ich will Ihnen das mal alles genau erklären, wenn Sie nur nicht so dumm wären.“
Genau dieses ist das Schema, mit dem uns die Drogenkrieger begegnen. Egal, wie unlogisch, unsinnig und widersprüchlich ihre Argumentation ist – wir können diese Wand nicht zugrunde reden und werden von denen wie Idioten von oben herab mit immer der gleichen Diarrhö voll geschwallt. Wer nicht im Thema ist, der wird den leeren oder falsch gesetzten Argumenten der Verbotskrieger zum Großteil sogar noch zustimmen. Die Argumentation hört sich aber laufend an, wie hier im Video bei Minute 1:01
Mechthild Dyckmans: „Wenn es verboten ist, ist es illegal. Wenn es erlaubt ist, ist es legal.“
Da würden einen selbst Kindergartenkinder blöd ansehen, wenn ihnen heutige Drogenverbote auf dieser Ebene erklärt werden!
Oder hier ab Minute: 4:25
Mechthild Dyckmans: „Die Mehrheit der Konsumenten, die Alkohol konsumiert, konsumiert in einer Weise, die zu keinen Problemen führt.“
Tilo Jung: „Aber Kiffer auch.“
Mechthild Dyckmans: „Nein, das können wir bei den Kiffern eben nicht sagen. Wir sehen eben, dass immer mehr Kiffer Probleme haben.“
Tilo Jung: „Das ist doch bei den Alkoholikern genauso.“
Mechthild Dyckmans: „Nein, das ist bei den Alkoholikern nicht so.“
Mal die Frage an all die Supermuttis: Wenn das Kind entweder zum Kiffer oder Alkoholiker werden könnte, was wäre denn dann tendenziell das geringere Übel? Und ist es wirklich so, dass man einmal und dann automatisch für immer kifft oder halt Heroin spritzt?
Verdrehte Realität ab Minute: 6:50
Mechthild Dyckmans: „Aber lass mich mal einen Punkt sagen. Wir wissen, dass die jungen Leute heute viel weniger rauchen als früher. Aber Cannabis wird geraucht. … Und dann sollen wir das Rauchen von Cannabis freigeben?“
Vor dem Verbot wurde Marihuana, ob zu Genuss oder als Medizin, doch meist gegessen, getrunken oder als Tropfen eingenommen. Genau wie diese „hohen und psychotisch wirkenden THC Gehalte“ geht das doch auf die Verbote zurück. Mit der Relegalisierung könnte die Deutsche Drogenbeauftragte doch viel leichter einen weniger bedenklichen Konsum fördern, als wegen der nicht zielführenden Totalverbote gar nichts regulieren zu können!
Und hier die Rechtsberatung ab Minute: 8:54
Mechthild Dyckmans: „Es wird ja nicht kriminalisiert in dem Sinne. Der Konsum an sich ist nicht strafbar.“
Stimmt, nur die damit verbundenen Handlungen werden geahndet. Vielen ist dabei nicht bewusst, dass die Geringe Menge keine legale Menge ist. Der Staatsanwalt kann das Verfahren einstellen, muss es aber nicht. Zugleich werden Konsumenten durch Ersatzstrafen wie Verkehrsrecht, Arbeitsrecht und auf andere Weise durch das Stigma bestraft. Und natürlich sind Kiffer im Normalfall keine Kriminellen, es sind Kriminalisierte!
Unsere noch amtierende Deutsche Drogenbeauftragte
Ab dem Januar 2014 ist Marlene Mortler, CSU, als Deutsche Drogenbeauftragte im Amt. Im Januar 2018 ist sie es noch immer und gewiss wird die nächste Deutsche Drogenbeauftragte auch wieder eine dieser „Supermuttis“ sein, die es für uns so viel besser weiß und es uns gerne erklärt. Fangen wir genau mit diesen „plausiblen“ Erklärungen an.
„Eure Fragen an die Drogenbeauftragte – Jung & Naiv: Folge 182“ vom 22.07.2014
Markus fragt in Minute: 8:00 „Warum ist Alkohol erlaubt und Cannabis verboten? 100.000 gegen 0 Tote im Jahr. Schon pervers.“
Marlene Mortler: „Weil Cannabis eine illegale Droge ist. Punkt.“
Ja, technisch richtig – aber leider nicht die Antwort auf die Frage.
Auch die Frage von Peon Glory in Minute: 2:20 an Supermutti Mortler ist relevant: „Wird Deutschland von der portugiesischen Erfahrung profitieren wollen?“
Marlene Mortler: „Äh, welche portugiesische Erfahrung meinst Du jetzt?“
Portugal drohte an einer Heroin-Epidemie unterzugehen und konnte diese abwenden. Auf sinnvolle Weise wurde 2001 der Eigenkonsum jeder Droge in Portugal entkriminalisiert. Es werden in Portugal noch immer Drogen genommen. Das Drogenproblem ging jedoch massiv zurück, weil man mit dieser Regelung sinnvoll mit den Menschen umgehen kann. Mit dem Totalverbot ist das hingegen viel schwieriger. Die Deutsche Drogenbeauftragte sollte davon doch gehört haben – ?
In der Kürze liegt die Würze
Nur halb so lang sollte dieser kleine „Aufklärungsartikel“ werden. Eigentlich sollten einem auch sprichwörtlich die Worte fehlen. Anhand der Aussagen und der Ausführungen zeigt sich jedoch, wie sich das alles für jemanden anhört, der sich seit Jahren laufend mit der Thematik befasst. Der normale Bürger würde diesen Aussagen zustimmen und das alles für ganz toll durchdacht halten. Dass jedoch genau damit laufend Probleme erst aufgebläht werden, um anschließend dieses „Vorgehen mit guten Absichten“ zu rechtfertigen und auszubauen, das ist der Motor in dem System, in dem wir als Betroffene und als Volkswirtschaft mehr Schaden als durch die eigentlichen Drogen nehmen.
Damit es hier jetzt für den Leser ein Ende findet, wird der Rest solcher geistlosen Aussagen weggelassen. Wir können uns aber recht sicher sein, dass die nächste Deutsche Drogenbeauftragte wieder eine richtige Supermutti sein wird, die uns das Drogenverbot mit ihren eigenen Worten gerne erklärt.