Du willst diesen Beitrag hören statt lesen?
Klicke dazu auf den unteren Button, um den Inhalt von Soundcloud zu laden.
Rund um die Welt wird viel über Hanf diskutiert, und das nicht erst seit gestern. Immer wieder wurden im Verlauf von Cannabis-Legalisierungs-Debatten Argumente zwischen den Hanf-Gegnern und Hanf-Freunden ausgetauscht.
Die Palette der Gründe, die die Cannabis-Gegner für ihre Meinung nennen, scheint langsam abgegriffen, viele der Argumente sind durch Widerlegung im Laufe der Jahre weggebrochen, wie das der Einstiegsdroge oder der schweren körperlichen Abhängigkeit, so dass mit ebendiesen Argumenten heute kein sachlich korrektes Bild von Cannabis mehr gemalt werden kann, das die Pflanze als ernste gesellschaftliche Gefahr darstellt. Mittlerweile befinden sich unter den Legalisierungsverfechtern Juristen, Politiker, Mediziner und sogar Suchtexperten und Polizisten, allein das sollte dem unerfahrenen, skeptischen Laien zu denken geben.
Ablehnung ohne Grund?
Bemerkenswert ist, dass auch die Kirchen dieser Welt sich für die vielen gegenwärtigen Bestrebungen der Liberalisierung interessieren und das Gewicht ihrer Meinung in die öffentliche Waagschale werfen. Die orthodoxe Kirche in Georgien hat beispielsweise mit einer Demonstration samt öffentlichem Anti-Legalisierungs-Gebet auf die gesetzlichen Lockerungen der georgischen Cannabispolitik reagiert. Und generell sprechen sich beinahe alle Weltreligionen gegen den Freizeit-Gebrauch von Cannabis aus, an der ein oder anderen Stelle werden Ausnahmen gemacht oder Zugeständnisse, wie beim medizinischen Einsatz oder auch Akzeptanz des Konsums für bestimmte spirituelle Personen im Hinduismus. Dennoch sind die Kirchen allgemein davon überzeugt, dass Cannabis schädlich ist, insbesondere auch das Judentum und die Christen, und das, ohne dass diese Haltung durch ihre heiligen Schriften wirklich bestätigt würde.
Die Thora und das Alte Testament kennen Hanf
Im Grunde sollten aber diejenigen Religionen, die sich auf die Bibel, vornehmlich dem alten Testament (A.T.), beziehen, Cannabis gegenüber eine wesentlich offenere Position einnehmen. Der Hanf war im alten Testament eine Pflanze, die mit Ablehnung bedacht wurde, aber dennoch war sie in den alten Schriften auch nicht unerwähnt geblieben. Es gibt sogar Grund zur Annahme, dass Hanf zum Zeitpunkt, die durch das A.T. beschrieben wird, eine nicht unwesentliche Rolle in den religiösen Gebräuchen der Menschen spielte. Salböl, welches sowohl rituell als auch medizinisch verwendet wurde, beinhaltete damals unter anderem auch Cannabis. Bei genauerem darüber Nachdenken erscheinen manche biblischen Geschichten von Wunderheilungen in einem ganz anderen Licht.
Epilepsie wurde früher mangels wissenschaftlicher Erklärung mit der Besessenheit von bösen Mächten oder dem Teufel in Verbindung gebracht. Im Salböl wurde Cannabis großzügig verarbeitet, und wie wir von aktuellen Studien und Erfahrungsberichten wissen, bringen die Wirkstoffe bei manchen epileptischen Erkrankungen schnell signifikante Verbesserungen. In Unkenntnis der medizinischen Tatsachen kann einem eine so rasche Linderung von Symptomen, die so heftig von außen wahrgenommen werden, wahrlich wie ein Wunder erscheinen. Mit solch einem Salböl wurde eines der wertvollsten Artefakte bestrichen, die die Juden und Christen kennen, die sagenumwobene Bundeslade. Wäre Cannabis für schädlich gehalten worden, oder auch nur für nutzlos, wäre es nicht Bestandteils der Mixtur gewesen, mit der gesalbt, geheilt und geheiligt wurde.
Im Wortlaut der Luther’schen Bibel-Übersetzung heißt es:
„Und der HERR redete mit Mose und sprach: Nimm dir die beste Spezerei: die edelste Myrrhe, fünfhundert Lot, und Zimt, die Hälfte davon, zweihundertundfünfzig, und Kalmus, auch zweihundertundfünfzig Lot, und Kassia, fünfhundert nach dem Gewicht des Heiligtums, und eine Kanne Olivenöl. Und mache daraus ein heiliges Salböl nach der Kunst des Salbenbereiters. Und du sollst damit salben die Stiftshütte und die Lade mit dem Gesetz, den Tisch mit all seinem Gerät, den Leuchter mit seinem Gerät, den Räucheraltar, den Brandopferaltar mit all seinem Gerät und das Becken mit seinem Gestell. So sollst du sie weihen, dass sie hochheilig seien.“ (2. Mose 30, 22–29)
Cannabis wird nicht erwähnt? Das ist wahr, allerdings nur aufgrund eines Übersetzungsfehlers. Denn das Wort, das Martin Luther mit Kalmus übersetzte, heißt im hebräischen Original „ganeh bosm“ (קְנֵה־בֹ֖שֶׂם), was wörtlich in etwa „Duftgrasstängel“ bedeutet und der Ursprung des Wortes Cannabis ist. Bis heute heißt es auch im Neuhebräischen noch „Quannabbos“.
Grund für neue Überlegungen
Da in der jüdischen Thora dieser Übersetzungsfehler logischerweise nicht vorhanden ist, gibt die Textstelle in Israel mehr Anlass den Konsum von Cannabis zu diskutieren. Vielleicht ist auch das dafür mitverantwortlich, dass die Forschung an der Pflanze schon weiter fortgeschritten ist und der medizinische Einsatz bereits seit vielen Jahren ernst genommen wird. Letztlich erscheint die ablehnende Haltung der Kirchen nicht wirklich auf Begründungen zu basieren, die die Schriften liefern, die den Religionen zugrunde liegen. Man muss also als Angehöriger der angesprochenen Glaubensgemeinschaften Cannabis nicht zwingend in seine spirituelle Aktivität einbeziehen, wie die Rastafari es tun, jedoch ist es nicht verkehrt, die Gründe der Ablehnung der Kirchenobrigkeiten zu hinterfragen.