Hanfkonsum im Urlaub wird für viele Touristen zunehmend selbstverständlich, egal ob auf Reisen in moderne Länder mit einer Legalisierung oder weiterhin illegal mit Cannabis vom örtlichen Dealer. Gerade in Asien kann das richtig gefährlich werden, obwohl die Hanfpflanze dort ihren Ursprung hat und eine sehr lange, reiche Geschichte als beliebte Botanik mit Heilkräften.
Außer in Thailand gibt es in der Region nirgendwo eine echte Freigabe von THC, das nur manchmal wie beim Topping der berühmten „Happy Pizza“ in Kambodscha durch Behörden halbwegs toleriert wird. Historisch gesehen war Japan einst der asiatische Hotspot für Cannabis und Nutzhanf – wie ist die Lage heute und lohnt sich Hanftourismus ins Land der aufgehenden Sonne?
Weltmacht Uncle Sam auf Kreuzzug gegen Cannabinoide
Schon vor der Einreise lässt sich beim Blick auf historische Studien festhalten, dass Japan ein besonders krasses Beispiel unter all den Verwerfungen einer weltweit gescheiterten Drogenpolitik darstellt. Vor der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war Cannabis zwischen Tokio und Hokkaido an jeder Ecke präsent, von der Kleidung aus rauschfreiem Industriehanf über zahllose medizinische Anwendungen bis in den heiligen Shintō-Schrein hinein, mit kunstvoll geknoteten Seilen aus Marihuana. Viel umfangreicher als anderswo lebte auch die japanische Wirtschaft von der wertvollen Feldfrucht Hanf – bis nach dem Zweiten Weltkrieg die Weltherrschaft der USA begann.
Zwar hatte Amerika ebenfalls eine Menge Ackerboden mit Cannabis bepflanzt, doch eine heute gut erforschte Gemengelage aus gierigen Pharmakonzernen, bornierten Politikern und einer hinterlistigen Priesterschaft führte schließlich im Jahre 1961 zum verhängnisvollen, internationalen Hanfverbot durch die von den USA dominierten Vereinten Nationen. Fast alle Regierungen machten mit, gleich ob aus Überzeugung wie in Öl-Monarchien, Geltungssucht in einstigen Kolonien oder eben aus Zwang wie in Ostasien. Dort standen in Japan plötzlich unzählige Bauern ohne Einkommen da und viele Menschen landeten auf einmal für das Konsumieren von Pflanzen zu Heilzwecken in den Knast.
Leider will oder kann Uncle Sam beim Hanf selbst seine Kumpels von den G7 samt Japan nicht so energisch zur Umkehr vom Verbot bewegen wie vor 60 Jahren zu maximaler Schikane. Wie in Deutschland und vielen Staaten der EU haben sich während dieser langen Zeit japanische Politiker, Polizisten und Moralapostel an das praktische, liebevoll immer weiter ausgebaute Feindbild Cannabinoide gewöhnt. Bis dato verweigern die Gesetzgeber den überfälligen Fortschritt und bei Reisen nach Fernost ist ein generell äußerst diskreter Umgang vorerst weiter die beste Wahl.
Strenge Strafen, Pranger und die weltweit höchsten Preise für ein Gramm Cannabis
Auch Touristen können in Japan Cannabis kaufen, auch wenn es vor Ort keinen Görlitzer Park geben mag und wohl nur kaum Bauern den neugierigen Ausländern zeigen, was noch so alles auf dem Reisfeld wächst. Weil jedoch nicht nur für Punks kein Unterschied zwischen legal, illegal und scheißegal besteht, erwerben Besucher wie Einheimische die offiziell verbotenen Hanfprodukte gerne online oder über den üblichen Buschfunk zwischen Bekannten. In Südostasien tragen potenzielle Dealer schon mal ein T-Shirt mit riesigem Marihuana-Blatt darauf, doch im empfindlichen Land der aufgehenden Sonne würde das ziemlich sicher den gefürchteten Gesichtsverlust nach sich ziehen.
Reisende erfahren schon am Airport, dass die Einfuhr von Cannabis mit bis zu sieben Jahre Bau sanktioniert wird, bei Verdacht auf einen geplanten Verkauf sogar mit bis zu zehn. Drollig dabei: Rein rechtlich wird Opium durch japanische Behörden weniger scharf geahndet als Hanf, dessen bloßer Besitz schon von kleinen Mengen bis zu fünf Jahre Gefängnis bedeuten kann! Auch Prominente müssen vor den Pranger der Sittenwächter. „Geständnisse“ im Fernsehen für einen Joint sind nicht selten, wo die Delinquenten dann ihre Richter, Henker und die so lobenswert aufmerksame Polizei fast so überschwänglich preisen wie Geiseln ihre hervorragende Behandlung durch Terroristen.
Weil bekanntlich nur das gefährliche Leben ein genussvolles ist, greifen immer mehr Leute trotzdem zu und bezahlen auf dem Schwarzmarkt für ein Gramm Grasblüten zur Not auch 50 Euro. Es geht also wirklich noch teurer als in deutschen Apotheken beim Hanf auf Rezept für Privatversicherte! Da es keine echten Studien über Verbreitung, Qualität oder Konsumgewohnheiten der Japanerinnen und Japaner gibt, lässt sich die Verfügbarkeit vor Ort kaum seriös abschätzen. Wer im Kapsel-Hotel nicht schlafen kann und auf die Suche nach Cannabis geht, kann schnell im Knast landen oder umgekehrt rasch fündig werden. Teuer und riskant bei nur sehr wenig Auswahl wird es aber garantiert!
CBD Produkte als Türöffner: Ist auch THC Hanf auf Rezept bald legal?
Wie immer keimt Hoffnung zwischen den Disteln der Unterdrückung. Selbst auf so karger Scholle wie in Japan bahnen sich Cannabinoide langsam ihren Weg zurück in die Gesellschaft und wie so oft geht es zunächst um rauschfreies Cannabidiol (CBD). Für diesen Wirkstoff hat Tokio übrigens schon seit 2013 Regeln erlassen – länger als die sonst so vollkommen bürokratisierte Europäische Union! Allerdings sind so gut wie alle CBD Produkte importiert, als Isolat ohne jede noch so winzige Spur THC aufbereitet und nur erlaubt, wenn die Extraktion aus Blättern, Stamm oder Hanfsamen garantiert ist. CBD Blüten bleiben noch verboten.
Seit 2021 arbeitet die Regierung an einer neuen Bewertung von Cannabis und dessen einzelner Bestandteile. Zwar sitzen mal wieder die üblichen Kommissionen erst mal jahrelang herum und debattieren früher selbst kreierte Fake News, doch Medizinalhanf vom Arzt per Verschreibung scheint nicht mehr ganz so weit entfernt. Weil mit äußerst konkreten, detaillierten Vorschriften zu rechnen ist, könnte vielleicht auch ein ausländischer Patient auf Reisen durch Japan künftig an THC auf Rezept kommen. Selbst wenn der legale, freie Verkauf als Genussmittel wie bei Schnaps und Tabak derzeit noch unrealistischer erscheint als in der Bundesrepublik.
Japanische Hanfkultur vor dem Comeback?
Jenseits aller riskanten Versuche auf dem Schwarzmarkt lohnt sich Japan in puncto Cannabis trotzdem für einen Besuch. Cannabis Tourismus muss nicht immer nur den Konsum betreffen, schließlich gibt es überall auf der Welt Ausstellungen zum Thema, sind die tropischen Sandstrände auf Jamaika auch ohne Joint sehr erholsam und der Kaffee schmeckt im Coffeeshop von Amsterdam meistens hervorragend. In Japan lässt sich dank der reichen, Jahrtausende alten Kultur im Umgang mit Hanf ebenfalls viel zu entdecken. So finden Interessierte beispielsweise in der Tochigi-Präfektur ein toll ausstaffiertes Museum und können erfahren, dass Cannabinoide früher in der Apotheke problemlos zur Verfügung standen und dass gewissermaßen kein Seil im Land nicht aus dem robusten Nutzhanf gefertigt war.
Beim „ Shintō“ geht es um die Kräfte der Natur, den Weg zu den Göttern und um Schreine, deren Priester zur spirituellen Reinigung offiziell mit Bündeln aus Nutzhanf wedeln dürfen. Da fliegen zwar keine Trichome zum Inhalieren durch die Gegend, aber interessant ist der Besuch solcher Stätten allemal. Dort hängen „Shimenawa“ als heilige Seile zur Huldigung im Qualm der Räucherstäbchen und die zur Herstellung nötige Biomasse darf sogar im Land angebaut werden, natürlich nur mit Lizenz und durch höchstens eine Handvoll Bauern. 95 Thesen gegen die staatliche Drogenpolitik an den Schrein nageln wie Martin Luther seine Kritik an die Schlosskirche in Wittenberg und den Shintoismus etwa mit Anschauungen der Rastafari verbinden, dürfte aber als Ketzerei gelten – schönen Urlaub!