Schaden von der Gesellschaft abzuhalten, mag ein ehrenvolles Ziel sein. Es fragt sich nur, ob diese Kreise der Moralapostel mit der Gunpower nicht der eigentliche Schaden sind, der uns widerfährt. Denn wenn diese über uns hinweg entscheiden, kann gewiss nicht von einer freien Welt die Rede sein. Es macht immerhin einen bedeutenden Unterschied, ob einem Ratschläge und Lebenshilfen angeboten werden oder einem wegen Verboten und damit verbundenen Freiheitsberaubungen das Leben zertrümmert wird. Es stellt sich zudem die Frage, warum man etwas verbieten möchte, das sich nicht verbieten lässt, wodurch alles wegen der nicht umsetzbaren Verbote doch nur weit schlimmer wird. Die Drogenverbote mit dem durch Nixon ausgerufenen War on Drugs machen dabei keinen Unterschied.
Gewalt erzeugt Gegengewalt
Als Anslinger anfing, sprach er von 100.000 Marihuanarauchern. Zu den Zeiten von Nixon waren es gewiss schon mehrere Millionen oder sogar über zehn Millionen. Ein beschauliches Beispiel für den Schaden durch diese Repression sind der Vergleich der Brotherhood of Eternal Love zu den Hells Angels, die allerhöchstens indirekt oder vermutlich gar nicht in einem Zusammenhang zueinander stehen. Es sind jedoch zwei Gruppierungen, die im Drogenhandel ein Standbein finden.
Zum besseren Verständnis soll der Titel einmal ins Deutsche übersetzt werden: „Von der Bruderschaft der ewigen Liebe zu den Höllen Engeln.“
Die Geschichte der Brotherhood of Eternal Love
Die Brotherhood of Eternal Love hat sich ihren Namen nicht grundlos ausgesucht: Sie fokussierten sich auf die Produktion von LSD Trips und den Import von Haschisch. Das machten sie in den 60er und 70er-Jahren, Haschisch war bereits verboten, LSD wurde erst im Jahr 1966 in den USA verboten. Dieses wurde immerhin erst am 16.11.1938 von Albert Hofmann das erste Mal synthetisiert. Die halluzinogene Wirkung entdeckte er am 19.04.1943, dem sogenannten Bicycle Day. Ab 1949 verkaufte das Unternehmen Sandoz dieses LSD ganz legal und international, große Mengen gingen in die USA und prägten die Hippie-Bewegung. Es sollte allen klar sein, dass wegen der legalen Vertriebskanäle ein hochwertiges LSD ohne Verunreinigungen auf dem Markt kam, welches man dennoch falsch dosieren konnte.
Diese Brotherhood of Eternal Love setzte Millionenbeträge um. Damals hatte der Dollar eine weit höhere Kaufkraft als heute, es war big business. Um dieses Geld ging es weniger als um die Schaffung einer psychedelischen Gesellschaft, die friedlich und harmonisch mit allen Lebewesen auskommen möchte. Die Mitglieder der Brotherhood of Eternal Love sind gewiss nicht mit „aggressiven Geschäftspraktiken“ oder bewaffnet vorgegangen. Es war eine Zeit, in der selbst die Polizisten im Normalfall keine „schweren Waffen“ trugen. Im Jahr 1972 rief Nixon den War on Drugs aus, im Jahr 1973 wurde die DEA gegründet, die den trippenden Kiffer mit Kriegswaffen jagt. Die Brotherhood of Eternal Love wurde bereits 1972 weitgehend zerschlagen. Einstige Beamten hatten beim Einsatz gegen die Langhaar Peace Hippies gewiss keine Todesängste.
Die Hells Angels
Die Hells Angels sind eigentlich älter als die Brotherhood of Eternal Love, sie wurden am 17.03.1948 in Kalifornien gegründet und sind inzwischen ein internationaler Motorradclub. Ihr Name geht dabei auf einen Film von 1930 zurück, der die Erlebnisse britischer Kampfflieger dokumentierte. Bei den Hells Angels wird es sich um einen lockeren Verbund handeln, in dem jede Gruppe in ihrer Region präsent ist. Diese Hells Angels werden am Gründungstag gewiss nicht bereits ihre heutige Geschäftspraktik und Weltanschauung gehabt haben, sie wurden jedoch durch einen Vorfall bekannt. Sie waren 1969 Ordner auf einem Rolling Stones Konzert und machten einen Besucher mit dem Messer nieder, als dieser eine Schusswaffe zog und auf die Stones zielte.
Es sollte allen klar sein, dass es sich bei den heutigen Hells Angels nicht um ein paar trippende Hippies wie bei der Brotherhood of Eternal Love handelt, sondern um „schwere Jungs“. Biker sind im Allgemeinen keine braven Jungs, sondern können auch mal grob werden und kennen sich untereinander. Die Hells Angels finden ebenfalls ein Standbein im Drogenhandel, sie handeln allerdings nicht oder nicht nur mit LSD oder Haschisch und sie wollen auch keine psychedelische Welt aufbauen, in der alle mit allen in Harmonie leben. Neben Drogen sind auch Prostitution, Menschenhandel und gewiss auch Waffenhandel „Unternehmensbereiche“.
Hells Angels halten sich, die Brotherhood geht unter
Vor Nixons Zeiten waren Marihuana und andere Drogen bereits verboten. Die Strafen waren häufig alles andere als nachvollziehbar. Es war jedoch nicht mit dem vergleichbar, was nach Nixon mit der DEA folgte. Die Hells Angles haben von Anfang an eine andere Ausrichtung als die Brotherhood of Eternal Love gehabt und es darf nicht eine Gruppe innerhalb der Hells Angels direkt mit der anderen auf eine Stufe gestellt werden. Es wird jedoch Punkte gegeben haben, an denen sich die Hells nicht wie die Brotherhood unterkriegen ließen, sondern sich radikalisierten. Die Hells Angels passten sich einfach den Gegebenheiten an, indem sie geschickter vorgingen und sich wie die DEA die nächst größeren Kaliber kauften.
Wie fühlt sich ein Polizeibeamter, wenn er gegen die Brotherhood of Eternal Love vorgeht? Er macht gewiss nicht vorher sein Testament. Rückt er gegen die Hells Angels an, prüft er seinen Patronengurt vorab gewiss sehr sorgfältig und zieht seine Schussweste an. In einem Klima, in dem die harmlosen Akteure nicht überleben, sondern nur die richtig abgekochten Jungs durchkommen, sollte man sich nicht wundern, wenn hinterher nur noch diese überbleiben. Zuerst diesen nachzustellen und andere in Ruhe zu lassen, macht den Beamten jedoch wenig Freude.