Nach dem Urteil vom Bundesverfassungsgericht ist die Ampelkoalition im Bund praktisch pleite, auf der Suche nach frischem Geld und könnte Steuereinnahmen eigentlich durch eine kluge, umfassende Legalisierung von Cannabis generieren. Doch statt Hanfprodukte im Fachgeschäft für Erwachsene soll es nur Clubs für Züchter geben, ein bisschen Eigenanbau und etwas mehr straffreien Besitz.
Während diese Regierung Chancen ohne Not vergeudet, verbreitet die Opposition in Form der CDU/CSU im Jahr 2023 über Cannabinoide immer noch völlig groteske Fake News und Schwindeleien. Ganz vorn mit dabei bei dieser Schmierenkomödie sind Leute wie Markus Söder, der jüngst umgehend empörten Wiesn-Wirten beisprang und deren Behauptungen verteidigt, es handle sich im Gegensatz zum THC beim Bier um keine Droge und beim Suff im Großformat um eine Art lustige Love-Parade ohne Promillegrenze.
Bürgermeister gegen Bierverkäufer: Hanf oder Humpen?
Natürlich heißt der dicke, bis zum Rand mit Hopfen, Malz und Schaum gefüllte Bierkrug im schönen München und auf dem dortigen, weltbekannten Oktoberfest „Maß“. Doch wer braucht schon korrekte Begrifflichkeiten, wenn die CSU bei Cannabis grundsätzlich von „Drogen“ oder „Rauschgift“ redet. Solche Verzerrungen sind angesichts der modernen Forschung zur Hanfpflanze absurd, werden von der Union aber weiter fleißig unters (Wahl)Volk gestreut. Um die Wahrheit ist es den bayrischen Amigos freilich noch nie gegangen und auch nicht um Kompetenz.
Jene vollkommen gescheiterte Verbotspolitik wurde schließlich über Jahrzehnte von christsozialen Bundesdrogenbeauftragten Cannabis verantwortet, die den Bürgern Vergleiche von Cannabis mit Brokkoli auftischten oder eben den maximalen Suff als Kulturgut feierten. Statt für Fortschritt, Forschung und Respekt zu sorgen, verbissen sich illustre CSU-Chargen von Marlene Mortler bis Daniela Ludwig nicht nur in den totalen Stillstand beim THC, sondern stürzten unzählige Menschen ins Unglück, von denen viele bis heute an den Folgen von Knast und hohen Geldstrafen zu leiden haben.
Hinterlistig, berechnend wie immer, sieht erwartungsgemäß auch der windige Markus Söder die Konsumenten der uralten Heilpflanze Cannabis am liebsten hinter schwedischen Gardinen. Als gäbe es keine erfolgreiche Legalisierung in befreundeten Staaten wie Kanada und keine empirischen Studien, die unzählige Falschmeldungen über Cannabis gründlich widerlegen, erzählt der Ministerpräsident zusammen mit Parteikumpels wie dem berüchtigten Klaus Holetschek weiter von unvermeidlichen „Kiffer-Psychosen“ und sagt bei einer Freigabe vom Hanf den Untergang des Abendlandes voraus.
Ein Sakrileg sondergleichen, meinen die Union und gierige Bierverkäufer, doch zum Glück lässt sich Krause nicht auf deren Niveau herab. Statt auf Hass und Hetze wie bei Gegnern von Cannabis leider an der Tagesordnung setzt der Chef von München beim Diskurs zum Saufen lieber auf Ironie. Alkohol und Gras zu vergleichen ist wissenschaftlich gesehen ohnehin müßig und der grüne Bürgermeister fordert fairen Umgang mit beiden Genussmitteln, ohne dabei Aspekte wie den Jugendschutz zu vergessen. Genau damit aber haben Wiesn-Wirte als meistens treue Wähler von Söder und Co. große Probleme, schließlich geht es um Umsätze durch künftige Trinker, die als Kinder und Jugendliche heute ohne Skrupel mit einem als liebenswert dargestellten Alkoholexzess vertraut gemacht werden.
Zwielichtige Cannabis-User und fröhliche Säufer auf dem Oktoberfest
Medien, Politik und ihnen nützliche Idioten wie profitierende Lobbygruppen verwenden rund um THC am liebsten besonders drastisch klingende Worte oder mixen Begriffe, die dem Bürger absichtlich nie erklärt werden. Nicht nur in Bayern steht schon mal im örtlichen Polizeibericht, man habe bei einer Razzia Cannabis, Marihuana und Haschisch beschlagnahmt! Zwar sind das alles Hanfprodukte und normalerweise hätten erwachsene Bürger, Wähler, Steuerzahler auch Anspruch auf klare Informationen, aber wie die Cops haben sich in blankem Egoismus auch die Gastwirte auf dem Oktoberfest nur allzu gern an jede Form von Irreführung gewöhnt.
Empörte Bierbrauer reden in Bayern nun ganz folgerichtig von „Haschisch rauchenden Personen“ und von „fröhlich feiernden Wiesn-Besuchern“, zwischen denen ein „himmelweiter Unterschied“ bestünde. Der ketzerische Münchner Bürgermeister setze „sieben Millionen Besucher“ vom Oktoberfest mit „Drogenkonsumenten“ gleich, was für die Geschäftemacher offenbar genauso unverschämt klingt wie Kritik an den saftigen Preisen für eine wässrige Maß Gerstensaft. „Bier ist keine Droge“ lautet das Urteil der beiden Sprecher vom Lobbyverband der Wirte, die mit Bier ihr Geld verdienen – alles klar?
Experten wie mittlerweile wohl auch die meisten Bürger im Land mögen über solchen Unsinn zwar nur müde lächeln, aber die CSU war selbstredend sofort zur Stelle und hetzt kräftig mit. Weil man bis heute nicht zugeben will, durch stumpfsinniges Festhalten am Cannabisverbot für die Verbreitung von giftigen „Legal-Highs“, Streckmitteln und organisiertem Verbrechen in Deutschland mitverantwortlich zu sein, sehen Christsoziale durch legales THC nun eben die wirtschaftliche Existenz etwa vom Tourismus bedroht.
Laptop, Lederhose, Leberschaden: Ist die bayrische Kultur durch Cannabis in Gefahr?
Indessen wird bekanntlich Wirt, wer sonst nichts wird im Leben und wer fett Kasse machen will, statt in irgendeiner Eckkneipe zu landen, zapft auf der Wiesn den Besuchern das Geld aus der Tasche. Das wiederum bringt der CSU hohe Steuereinnahmen und man darf sich schon wundern, warum all die Schlägereien, Vergewaltigungen und Einlieferungen in die Notaufnahme wegen Alkoholvergiftung auf dem Oktoberfest in der Presse eher selten Erwähnung finden.
Wenig kritische Berichterstattung war also zu erwarten, als dann der sendungsbewusste, bayerische Ministerpräsidenten zu den Cannabis Äußerungen vom Münchner Bürgermeister betont zahme Fragen gestellt bekam. Dieses Mal verteidigte Markus Söder allerdings keinen einzelnen Minister wie in der Aiwanger-Affäre und zeigte zum THC weder Schneid noch Sachkenntnis oder auch nur die eigentlich gebotene Souveränität eines auf Zusammenhalt bedachten Landesfürsten.
Wie zu erwarten, gab es maximal verdrehte Kommentare gegen Cannabis und Söder verunglimpfte mal wieder ganze Bevölkerungsgruppen, weil die Bier trinken für weniger erbaulich halten als Gras rauchen. Einerseits steht für die CSU „eines der schönsten Volksfeste überhaupt“ und andererseits ein fieser Feind namens Cannabis im Bündnis mit einem grünen Politiker, der mit seiner Kritik am Saufen ohne Limit die Wirtschaft in Bayern genauso zerstören will wie seine Kollegen in Berlin die gesamte Bundesrepublik.
Hinter den Kulissen fürchtet die CSU sicher auch weniger Parteispenden, doch das gibt Markus Söder genauso wenig zu als das Versagen all jener Bundesdrogenbeauftragen aus seiner Partei. Die Verheerungen auf dem Oktoberfest überging er völlig und pries in höchsten Tönen, was freilich nach Ansicht von Suchtexperten mindestens die gleiche kritische Betrachtung braucht wie bald legales Cannabis. Dazu jedoch scheinen die Politiker im Freistaat ähnlich wenig bereit wie zu einer modernen Gesetzgebung für die Wirkstoffe von Hanfpflanzen.
Alkohol preisen, Cannabis beschimpfen: alles nur politisches Taktieren?
Bayerns Supermann mag angeblich gar keine Maß, sondern trinkt nur Cola light, hat seit Jahren keinen Tropfen Alkohol angerührt – zugleich meint Markus Söder aber im Interview, die „fränkischen Biere“ und deren „echtes high Level“ selbstverständlich bestens zu kennen! Ein ganz böser Schelm ist also, wer den jährlichen, groß inszenierten Anstich auf der Theresienwiese durch einen selbst nie trinkenden Ministerpräsidenten als politische Heuchelei wertet. Das Posieren mit dem Maßkrug vor den Kameras erscheint noch deutlicher als hemmungslose politische Ignoranz, die beim nachweislich schädlichen Suchtgift Alkohol reale, umfassend erforschte Gefahren für die Volksgesundheit verharmlost.
Während das laut CSU so bedrohliche Cannabis als Heilmittel sogar vom Arzt verschrieben wird und laut Wissenschaft bei maßvollem Umgang für Erwachsene ein deutlich geringeres Risikoprofil aufweist, redet die Regierungspartei im Freistaat lieber vom Bierchen als wichtigem Wirtschaftsfaktor. Offenbar sind den Christsozialen ein paar Wirte auf dem Oktoberfest viel wichtiger als der Gesundheitsschutz, schließlich will niemand Touristen die Maß verbieten und Besucher aus München vertreiben, nur weil eine kritische Betrachtung vom Promille-Gelage gefordert wird.