Die Cannabis-Branche wächst rasant und überall sprießen junge, vitale und mit Liebe organisierte Unternehmen aus dem Boden, um die Welt etwas besser zu machen. Wo man hinschaut, laufen die Geschäfte gut und die Zukunftsaussichten sind rosig. Dass es auch anders geht, zeigt nun „Deutschlands größter Growshop“, der Bavarian Exotics Megastore aus Gangkofen im niederbayrischen Hinterland.
Der Erstkontakt
Es war auf der Cannabis XXL 2017 in München, als wir zum ersten Mal auf Herrn Ronald Fischhold, den Geschäftsführer des neuen Sterns am Grower-Himmel, stoßen. Voller Enthusiasmus wird uns Deutschlands größter Growshop vorgestellt, welcher im November 2017 seine glorreiche Eröffnung feiern soll.
Wir freuen uns, dass sich auch im erzkonservativen Bayern etwas bewegt und sind gespannt auf weitere Informationen, die in den kommenden Wochen folgen sollen. Diese folgen auch bereits kurz nach der Messe und wir sitzen erneut mit Hr. Fischhold an einem Tisch, um eine mögliche Partnerschaft im Zuge seiner Eröffnung zu besprechen.
Über Geld spricht man nicht
In diesem Fall ist es jedoch sicher spannend um sich langsam an das große Ganze, heranzutasten. Wir kommen also recht schnell auf einen Nenner und sind mit einem Werbevertrag im unteren fünfstelligen Bereich zufrieden. Da im Gespräch unter anderem kommuniziert wurde, dass Bavarian Exotics auf einer stabilen Grundlage aufgebaut wird, das Firmengebäude mit siebenstelligem Wert gekauft wurde und uns Hr. Ronald Fischhold aka „Ron“ viele namhafte Unternehmen aus der Branche als Galionsfiguren der Unternehmung vorstellt, sind wir guter Dinge und freuen uns auf eine gute und langfristige Partnerschaft.
Okay, die Website mit angeschlossenem Onlineshop sieht etwas „altbacken“ aus und der Fotograf für die Teamfotos war sicher auch nicht der Begabteste, aber wir drücken ein Auge zu und vergessen diesen Punkt.
Die Konditionen für die Partnerschaft zwischen dem Hanf Magazin und Bavarian Exotics sind festgelegt und wir kommen hier großzügig entgegen, da wir selbst, und das ist ein wesentlicher Punkt, noch stark im Aufbau stecken und wissen wie knapp das Geld am Anfang sein kann.
Es ist nicht alles Gold, was mit Cannabis zu tun hat
Im Oktober, also noch lange vor der eigentlichen Eröffnung des „Megastores“ und kurz vor der anstehenden zweiten Ausgabe des Hanf Magazins, werden wir damit konfrontiert, dass es für die Schaltung keine Werbeanzeige gibt. Wir bieten unsere Dienste an und verrechnen dafür ausnahmsweise keinen Aufpreis. Corporate Design? Fehlanzeige. Außer einem Logo gibt es nichts, was wir nutzen können. Nun wissen wir auch von Buchungen in anderen Branchen-Medien, wo nun die von uns erstellten Werbeanzeigen zum Einsatz kommen sollen. Andere Medien, andere Formate – was dem Herrn Fischhold aber nicht bewusst war. Da wir uns auch gerne für die Kollegen einsetzen, erstellen wir also auch noch Formate für drei weitere Medien – kostenfrei!
Jetzt können wir uns endlich zurücklehnen und freuen uns darüber, dass wir wieder einen Kunden zufriedengestellt haben. Die Spitze der Fahnenstange ist allerdings noch lange nicht erreicht und wir erinnern uns, dass wir für die getätigte Buchung, trotz seit mehr als 3 Wochen verstrichenem Zahlungstermin noch keinen Eingang verzeichnen konnten. Kann passieren – und wir fragen nach.
Die Eröffnung
Jetzt gut, wir haben bis zum Zeitpunkt der Eröffnung noch keine Zahlung erhalten, drücken aber ein Auge zu. Ein wenig verblüfft sind wir jedoch schon, dass es, neben den Buchungen in Print Magazinen, rund um dieses Mega-Projekt keinerlei Berichterstattung, Promotion oder sonstige Maßnahmen gibt. Wir drücken also die Daumen, dass die Eröffnung ein Erfolg wird, auch wenn wir bereits daran zweifeln, dass der Megastore, im kleinen Gangkofen mit gerade mal 6.000 Einwohnern, von Heute auf morgen von Heerscharen von Growern überrannt wird.
Am Wochenende der Eröffnung schauen wir immer mal wieder auf die mehr schlecht als recht geführte Facebook-Seite von Bavarian Exotics, entdecken aber nur eine kleine Bildergalerie. Leere Gänge und eine Geschäftsausstattung, die so ziemlich das Gegenteil eines neu modernen „Megastores“ mit freundlicher und heller Atmosphäre verkörpert. Alte Regale, konzeptlos aufgebaute Themenwelten, eine Verköstigung vom Dönerspieß, welche sichtlich jeden gastronomischen und gesundheitsrechtlichen Vorschriften zu trotzen scheint und das Todesurteil für einen Growshop – hängende, vertrocknete Pflanzen, die lieblos in laienhaft aufgebaute Indoor-Gärten gepflanzt wurden. Nicht das Beste Image für die Sponsoren der Dünger und Substrate, die dafür herhalten mussten.
Der Anfang ist das Ende
Ab diesem Zeitpunkt häufen sich bei uns bereits die Zweifel an allem, was bisher passiert ist, da wir auch 6 Wochen nach erscheinen der Hanf Magazin Ausgabe Nr. 2 noch kein Geld von Hr. Ronald Fischhold gesehen haben. Die Ausreden stapeln sich, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Es wird von Großaufträgen, Untermietern für leerstehende Lagerräume und vor allem, der sich anbahnenden viralen Kampagne, bei der sich der kluge Geschäftsmann den Fakt zunutze machen möchte, dass sich der CSU-Bürgermeister Matthäus Mandl, völlig unwissend, darauf eingelassen hatte, den Bavarian Exotics Megastore persönlich mit den besten Glückwünschen zu eröffnen, gesprochen. Generell ein guter Schachzug, wenn man denn auch etwas daraus macht, denn in diesem Fall verebbt die Aktion sang- und klanglos mit einer wieder mal lieblos zusammengeschusterten Pressemeldung.
Es ist bald Weihnachten, das Jahr neigt sich dem Ende und wir sind nach dem Erscheinen der zweiten Ausgabe des Hanf Magazins endlich etwas zur Ruhe gekommen. Entzückt stellen wir fest, dass zwischen den Feiertagen eine Zahlung von Ronald Fischhold in Höhe von 300 € eingegangen ist. Wir verstehen das zwar nicht, weil wir meinen, dass ein Ratenplan auf knapp 6 Jahre für eine Werbeschaltung eher unüblich ist – aber es ist ein Anfang.
Der Showdown! – oder Shutdown?
Etwas energischer gehen wir nun der Sache auf den Grund, da wir mittlerweile auch von etlichen Branchenkollegen gehört haben, dass hier etwas faul ist. Scheinbar wurde keiner der Lieferanten, von denen wir wissen, bezahlt und wir freunden uns langsam aber sicher mit dem Gedanken an, dass wir alle Energie in dieses Projekt umsonst verbraucht haben. Wir hören uns weiter um und der Verdacht erhärtet sich mit jedem Gespräch. Da wir jetzt wissen, dass die meisten Aussagen von Hr. Ronald Fischhold, bereits ab unserem ersten Gespräch auf der Cannabis XXL der Unwahrheit entsprachen, halten wir Rücksprache mit unserem Anwalt. Das Ergebnis ist eindeutig und würde den jugendhaften Jungunternehmer Ronald, allein in unserem Fall, wegen vorsätzlichem, gewerbsmäßigen Betrug, Urkundenfälschung und Urheberrechtsverletzung in mehreren Fällen mit den Ohren schlackern lassen. Zur Information sei jedoch gesagt, dass wir diesen Ansatz nicht weiter verfolgen werden.
Wir erfuhren des Weiteren, dass Hr. Fischhold das Objekt selbstverständlich nicht gekauft hatte, da ihm seine Bank aufgrund einiger vorangegangener Insolvenzen die Finanzierung verweigert hatte. Weder die Miete noch die Ablöse für das leicht überdimensionierte Firmenareal, welches vollumfänglich angemietet wurde, wurde von Hr. Ronald Fischhold bezahlt – und das, obwohl er zwei bewohnbare Einheiten bereits im Dezember für 1 Jahr im Voraus untervermietet hatte. Die Absurditäten, die sich in diesem Fall nun täglich auftun, sind fast schon amüsant. So wurde der Laden versiegelt und der gesamte Warenbestand gepfändet. Seit gestern, dem 02.02.2018, ist jetzt auch die Facebook-Seite des Unternehmens, auf welcher noch im Januar große Rabatte und Ankündigungen veröffentlicht wurden, gelöscht und die Website kommt mit einer Meldung über die dauerhafte Schließung des Ladens aus gesundheitlichen Gründen daher. Dazu sei gesagt, dass Hr. Ronald Fischhold nach unserer Information letzte Woche von der Polizei zwangseingewiesen werden musste, was der Meldung wenigstens einen ehrlichen Hintergrund verschafft. Ob das wieder ein schlauer Schachzug in Bezug auf ein Plädieren auf Unzurechnungsfähigkeit ist, um sich der persönlichen Haftung zu entziehen, oder wirklich einen ernsteren Hintergrund hat, können wir nicht sagen.
Wir hoffen für alle geschädigten Kollegen, dass sie zumindest ihre, auf Kommission gelieferte Ware, zurückbekommen, denn mit Geld dürfte hier wohl auch mit einem zivilrechtlichen Titel für längere Zeit nicht zu rechnen sein.
Wir haben uns entschlossen, in diesen Fall nichts mehr zu unternehmen und unsere Energie dafür lieber in produktive und schöne Dinge zu investieren.
War das schon alles?
Wenn aus einer Schattenwelt eine ganze Branche wächst und sich Unternehmen anfangen zu transformieren, neu zu erfinden oder eben ganz neu entstehen, ist es klar, dass das nicht immer nur mit Erfolg gekrönt sein kann. Der Bavarian Exotics Megastore ist auch sicher nicht der einzige Laden dieser Branche, der die Pforten wieder schließt, jedoch hat es etwas mit Ehre und unternehmerischer Verantwortung zu tun, andere nicht zu seinem eigenen Wohl in dieser Größenordnung auszunutzen, denn so etwas kann für viele kleine Zulieferer schnell existenziell werden bei kumulierten Ausständen von geschätzten 500.000 € die Hr. Ronald Fischhold in Rekordzeit aufgebaut hat.