Im Juli feiern die Vereinigten Staaten ihre Unabhängigkeit, Frankreich gedenkt mit großem Pomp dem Sturm auf die Bastille und vielleicht bekommen bald auch die Fans von Haschisch ihr eigenes Sommerfest. Zwar gibt es bekanntlich am 20. April bereits einen Cannabis-Feiertag, dessen Kürzel „420“ zum geflügelten Begriff wurde, zur Verheißung für alle, die Gras rauchen und ihre Hanfpflanzen wertschätzen.
Diese Tradition ist einige Jahrzehnte alt und stammt aus Zeiten der strengsten Verbote von THC, als sich Leute heimlich den Zahlencode zuflüsterten. Heute ist zumindest in modernen Ländern Legalisierung angesagt, Hanfprodukte werden weiter entwickelt und Konzentrate wie Wachs, Splitter und klebriges, gepresstes Harz als Hasch immer beliebter. Um diesen Trend zu würdigen, schlagen Befürworter den 10. Juli als Haschisch-Feiertag vor – ist „710“ nur ein Marketing Gag oder eine sinnvolle Idee?
Brauchen Hanfprodukte zwei Feiertage?
Weihnachten geht über mehrere Tage, Ostern ebenfalls und viele Feste wie Pfingsten oder der Black Friday beziehen sich mit zeitlichem Abstand auf ein bestimmtes Datum als Grundlage zum Feiern, Shoppen, sich entspannen. Die Welt von Cannabis als Medizin und Genussmittel ist sehr umfangreich und von den Hippies bis zum Rastafari sprechen Millionen Menschen der Hanfpflanze einen mitunter sogar religiösen Status zu. Außerdem wurden die User von THC durch die üblichen Bierpolitiker lange fast genauso brutal verfolgt wie einst die ersten Christen durch Römische Kaiser.
Märtyrer auf Gras feiern, dem Aktivismus bis hin zur Freigabe gedenken und auch die unzähligen Formen und Produkte von Cannabis an einem bestimmten Datum rituell einnehmen erscheint also legitim. 420 kennen heute die allermeisten Konsumenten von Gras als ihren Feiertag, der dann auch überall auf der Welt mehr oder weniger offen begangen wird. Marihuana als getrocknete Blüten vom Hanf stand bei der Ausrufung vom 20. April als Festtag Pate, weil in den USA vor allem diese Variante zirkuliert – in großen Teilen der Erde ist jedoch Haschisch viel mehr verbreitet!
Im Zuge der Legalisierung in Übersee bringen pfiffige Unternehmen ständig neue Produkte auf den Markt und obwohl Blüten weiterhin Bestseller bleiben, gäbe es dicke Trends von Vaporizer bis Dabbing ohne die explizite Weiterverarbeitung vom Pflanzenmaterial gar nicht. Viele Neueinsteiger bleiben ausschließlich beim Extrakt ohne klassische Formen von Cannabis jemals auszuprobieren und wünschen sich für Hasch ein eigenes Datum zum Feiern, so ähnlich etwa wie Orthodoxe den Tag der Heiligen Drei Könige gegenüber dem Weihnachtsfest bevorzugen.
Warum ausgerechnet der 10. Juli als Fest für Haschisch Harz?
Völlig willkürlich gewählt ist dieses Datum für künftiges Feiern keineswegs, da 710 von Hanf Fans gerne als Codewort für extrahiertes Öl verwendet wird. Gemeint sind Cannabistinkturen mit viel THC, also flüssiger Haschisch und eine Reihe weitere Produkte, die ohne entsprechende Verarbeitung gar nicht zur Verfügung stehen würden. Ob sich das einst kreative Rapper ausgedacht haben oder Unternehmen, scheint den Befürwortern vom Hasch-Tag nicht so wichtig. Schließlich gilt die Cannabis Community ohnehin als verschworene Gemeinschaft, die gerne teilt und sich in vielen Ländern leider immer noch nur diskret austauschen kann.
Wissenschaftliche Studien setzen meistens auf ein Konzentrat für möglichst akkurate Tests und Patienten nehmen häufig lieber ein THC Öl ein, als die hochwirksamen Cannabinoide durch das Abbrennen von Gras in einer Tüte zu inhalieren. Natürlich ist Cannabis rauchen nicht vergleichbar mit Tabak und Zigaretten, aber eben auch nicht die einzige Methode zur Aufnahme der begehrten Wirkstoffe, egal ob nun zur Entspannung oder für therapeutische Zwecke. Schnelle Effekte, starke Wirkung, meistens gut vertragen – Haschisch beziehungsweise Hanfprodukte in konzentrierter Form haben eine Menge zu bieten.
Ob Verdampfen weniger Risiken hat als Rauchen ist eine andere Frage, doch wer denkt etwa an Heiligabend ernsthaft an den vielen Zucker im Stollen oder macht sich präventiv Sorgen über künftige Adipositas durch allzu fettes Gänsefleisch unterm Weihnachtsbaum? Beim Genussmittel Alkohol wird ja auch nicht Bier und Rebensaft zur gleichen Zeit gedacht, sondern wir küren die lokale Weinkönigin selbstverständlich getrennt vom Saufgelage auf dem Oktoberfest. Haschisch feiern und Extrakte aller Art könnte also bald genauso normal sein wie an 420 Joints mit Marihuana rollen – wir sind gespannt und wünschen auch für 2023 dem Hasch im Nachgang ein frohes Fest!